Zwitscherkästen

Zwitscherkasten

Wenn der Vogel singt und der Schnaps klingt

Auf den ersten Blick wirkt er wie ein gewöhnliches Vogelhäuschen. Vielleicht wohnt darin eine Amsel, vielleicht ein Spatz. Doch wer genauer hinsieht und die geheime Klappe öffnet, entdeckt, dass hier keine Meisenkinder gefüttert werden, sondern erwachsene Menschen. Willkommen in der Welt der alkoholhaltigen Zwitscherkästen.

Zwitscherkasten Blaupause

Von außen rustikales Holz, manchmal im Fachwerkstil mit echtem Schiefer oder sogar als Leuchtturm getarnt. Von innen eine Mini-Bar mit kleinen Gläsern (2 cl) und Platz für eine große Flasche Hochprozentiges, oder aus Hygienegründen für viele kleine Fläschchen. Ideal, wenn beim Heckenschneiden plötzlich Durst aufkommt oder im Schrebergarten ein „Schluckspecht“ vorbeikommt.

Die Bauweise ist simpel, aber genial: Klappe auf, Gläser rein, Flasche dazu – fertig ist das ornithologische Trinkparadies. Größen reichen von „hängt mit einer Schraube am Zaun“ bis „was macht der Schrank am Weg“. Gefertigt aus Fichte, Lärche oder Douglasie, trotzen sie Wind, Wetter und spontanen Überfällen durstiger Nachbarn.

Zwitscherkasten Bedienungsanleitung

Als Geschenk sind sie unschlagbar. Selbst Leute, die bislang nur aus der Ferne Vögel beobachtet haben, entwickeln plötzlich eine erstaunliche Leidenschaft für ornithologische Behausungen.

Vorkommen im Sauerland

Im Sauerland sind Zwitscherkästen noch selten. Ein stolzer Besitzer aus Schmallenberg erzählt, wie Touristen auf Wanderungen gerne eine Trinkpause einlegen, manchmal mit Trinkgeld fürs „Nest“. Das Nachfüllintervall sei auch nach drei Jahren noch niedrig, könnte sich aber nach diesem Bericht ändern.

Damit keine echten Vögel einziehen, ist das Einflugloch kleiner als üblich. Bei einem Testexemplar in der Schmallenberger Unterstadt hat ein echter Vogel dennoch den angeclipsten Dekovogel brutal entfernt – offenbar kein Freund von Plastik.

Warum stellt man so etwas auf? „Weil es schön ist, wenn Leute den Kasten entdecken, gemeinsam einen Schnaps trinken und sich freuen. Das ist ein gutes Signal an Nachbarn, Freunde und Touristen.“

Der Autor hofft jedenfalls, bald mehr dieser charmanten Kästen im Sauerland zu finden. Ein eigener ist schon in Planung.