Zwischen den Zeilen und auf der Bühne

Literaturfestival "Das Sauerland - im Herzen Europas"

Toleranz und Prinzipientreue, Heimatliebe und Weltoffenheit: Mit diesen Worten könnte man das Sauerland beschreiben. Das wurde wieder einmal bei der Literaturveranstaltung mit dem Titel „Das Sauerland – im Herzen Europas“ deutlich, die am vergangenen Freitag, den 7. Mai, in Schmallenberg in der Eventlocation HABBELS und am darauffolgenden Samstag, den 8. Mai, in der Stadtbibliothek Arnsberg abgehalten wurde.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Literaturfestivals „europa:westfalen“ ausgerichtet, gefördert wurde sie durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, die LWL-Kulturstiftung und den Landschaftsverband WestfalenLippe. „Das Festival war ein voller Erfolg“, bekundet Hermann-J. Hoffe, Verleger des WOLL-Verlags und Vorstandsmitglied der Literarischen Gesellschaft Sauerland Christine-Koch-Gesellschaft e.V. Damit lobt er nicht nur die geglückte Vorbereitung der Veranstaltung, sondern auch das abwechslungsreiche und unterhaltsame Programm, das in Zusammenarbeit mit dem WOLL Verlag, der Literarischen Gesellschaft Sauerland Christine-Koch-Gesellschaft e.V. und der Literarischen Gesellschaft Arnsberg auf die Beine gestellt wurde.

Das Sauerland im Herzen Europas

Aufgrund der aktuellen Corona-Bedingungen wurden alle Gespräche und die Lesung von Bestseller-Autor Peter Prange aufgezeichnet und live auf WOLL TV und anderen Online-Kanälen gestreamt. So konnten sich die Zuschauer vor den Bildschirmen an einem interessanten Gespräch mit fünf Sauerländer Autoren erfreuen, das den Auftakt von „Das Sauerland – im Herzen Europas“ bildete. Ob bewegende Schicksale, an die Region angelehnte Protagonisten oder „Sauerländer Platt“: Thema war stets die Sauerländer Lebensart, die auf verschiedene Art und Weise Einzug in die literarischen Werke der Autoren erhalten hat.

Herbert Somplatzki
Herbert Somplatzki: POTKANIA – BEGEGNUNG – WEGE ÜBER GRENZEN

Herbert Somplatzki ließ die Zuschauer an seinen nachdenklichen Worten teilhaben, die er gemeinsam mit Gabriele Wartberg-Friedrichs zum Besten gab. Der Autor kommt ursprünglich aus Masuren, in seinem szenischen Vortrag berichtete er über Wege aus dem Osten ins Herz Europas und die deutsch-polnische Begegnungen. Im Anschluss daran widmeten sich „Das wahre Leben der Bäume“-Autor Torben Halbe und Hans-Martin Esser, „Die Klammer“, der Frage, was sie unter Freiheit in Europa verstehen, und wagten außerdem, darüber zu diskutieren, ob die Freiheit überhaupt noch wiederhergestellt werden kann.

Eine musikalische Einlage der MUSA-Musikschule aus Schmallenberg von Daniel Valente Fraga und Ayleen sowie Sain und Jioti markierte den Auftakt des größten Programmpunkts der Literaturveranstaltung, des Literarischen Abends. Besonders das selbst komponierte Lied „Rettungsboot“ sorgte für Begeisterung.

WERTE – Von Platon bis Pop

„Autoren als Freunde zu haben, ist eine große Ehre. Es macht Spaß, mit ihnen zu reden, wenn sie mit den Worten, wenn sie mit unserer Sprache jonglieren“, begrüßte Hoffe die Autoren Peter Prange, Max Otte und Michael Martin. Der Auftritt der „Wortakrobaten aus dem Sauerland“ war gewiss eines der Highlights des Literarischen Abends – angeregt unterhielten sie sich über die Situation in Europa und im Sauerland und schlugen dabei die Brücke zu ihren Büchern, die tief im Sauerland verwurzelt sind. So setzte Bestseller-Autor Peter Prange seiner Heimatstadt Altena ein würdiges Denkmal mit seinem Roman „Unsere wunderbaren Jahre“, der kürzlich sogar zu einer ARD-Serie verfilmt wurde. Im Gespräch mit seinen Autorenkollegen beklagte er die Tatsache, dass der Dreh aus produktionstechnischen Gründen nicht in Altena realisiert werden konnte. Die Sprache kam auch auf Michael Martins neue Kurzgeschichten-Sammlung „Willze machen? Isso“, die offenlegt, wie die Sauerländer die schlimmsten Krisen durchstehen. Immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen bekundete der in Werdohl aufgewachsene Martin seine Liebe fürs Sauerland, die ihn nach zwanzig Jahren in England schließlich nach Neuenrade führte. Auch der Plettenberg-Ohler Max Otte, der jetzt in der Eifel wohnt, gab Einblicke in sein aktuelles Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Deutschland – Notizen aus einer anderen Zeit“, das die Zeit vor fünfzig Jahren im Sauerland beschreibt.

Die Bühne unsicher machten Christian Hirdes und Ludger K. Die in der Szene bekannten Kabarettisten aus dem Ruhrgebiet traten ausnahmsweise im Doppelpack auf die Bühne und verrieten ihre Verbindung mit dem Sauerland mit einem witzigen Lied.

Sauerländer Mädchen

„Vom Sauerland nach Europa und in die Welt“ reisten die Zuschauer schließlich mit drei Autorinnen. Ella Marcs, die mit „Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel“ die Amazon-Bestenlisten erkletterte, verriet, warum das Sauerland ein romantischer literarischer Schauplatz sein kann. „Sehnsucht nach Zypern“ von Julia Lehnen spielt hingegen nicht nur in unserer Region, sondern entführt auch auf die Urlaubsinsel. Im Gespräch erklärte die Rheinländerin, wie es zu den zwei literarischen Destinationen kam. Als „ein Sauerländer Mädchen der allerbesten Art“, so betont es Moderator Hoffe, gesellt sich Marianne Köhne zu der Runde, die in jungem Alter Bekanntschaft mit Boris Pasternack in Moskau machte und in „Hellblau“ dieses aufregende Kapitel ihres Lebens beschreibt.

Für einige Lacher sorgten die Comedians Jacqueline Feldmann aus Plettenberg und der aus Finnentrop-Heggen stammende Cilly Alperscheidt. Was Shakespeare heute zu all dem sagen würde, besprachen zum krönenden Abschluss die Autoren Andreas Sturm, „Das Shakespeare-Prinzip“, und Markus Beyer, „Hamlet 2.0“. Gemeinsam gaben sie Einblicke darin, warum das Sauerland das Herz Europas bildet und was das genau mit Shakespeare zu tun hat.

Heimatliebe und Weltoffenheit

Am Samstag, 8. Mai, fand dann in der Stadtbibliothek Arnsberg um 17 Uhr das Werkstattgespräch zwischen der Autorin Lisa Keil und der Buchhändlerin Sonja Vieth statt. Im Anschluss diskutierte der Sauerländer Bestsellerautor Peter Prange anhand seines Buches „Werte: Von Plato bis Pop – Alles, was uns verbindet“ mit Jutta Ludwig, Leiterin der Stadtbibliothek Arnsberg und dem Verleger Hermann-J. Hoffe. Tenor des Gespräches: Toleranz und Prinzipientreue, Heimatliebe und Weltoffenheit sind wichtige Werte, die helfen, besser aus der aktuellen Krise zu kommen und Grundlagen für ein freies Europa sind.

Die Live-Mitschnitte können auf dem WOLL YouTube-Kanal „WOLL TV“ angeschaut werden: https://www.youtube.com/c/WollmagazinDeWOLL/videos

Kontakt:

Literarische Gesellschaft Sauerland Christine-Koch-Gesellschaft e.V.

Hermann-J. Hoffe – info@literatur-sauerland.de – 0 29 71 – 87 0 87

www.literatur-sauerland.de