Zwei ökumenische Katholiken in der Kreisstadt

Quelle: Bianca-Maria Prinz-Wittig

Letzte Ruhe in Meschede: Josef und Bianca Wittig 

Joseph Wittig wurde in Neusorge in Schlesien geboren, als Sohn eines Zimmermanns. Zimmermannssohn war auch der, der ihn ein Leben lang faszinierte und über den er in seinem bekanntesten Roman „Leben Jesu in Palästina, Schlesien und anderswo“ schrieb. Der heimatvertriebene Wittig fand kurz vor seinem Tod einen neuen Wohnort, der seinem Heimatort landschaftlich glich: Meschede. Leider verstarb er kurz vor dem beabsichtigten Umzug nach Meschede. Seine Frau Bianca lebte und wirkte noch 50 Jahre in der Kreisstadt.

Was Joseph und Bianca Wittig mit Meschede verbindet 

Im Mescheder Norden gibt es einen Joseph-Wittig-Weg, und auf dem Mescheder Südfriedhof finden wir eine Grabstelle von Joseph und Bianca Wittig. Bianca Wittig hat tatsächlich von 1949 bis 1998 in Meschede gelebt und sich in der Stadt kulturell und religiös sehr engagiert eingebracht. Ihr Mann, Prof. Dr. theol. Joseph Wittig, verstarb kurz vor dem Umzug ins Sauerland an einem Herzinfarkt. Sein Leichnam wurde nach Meschede überführt und auf dem Südfriedhof beigesetzt.  

Das Leben des Ehepaar Wittig kann man als vielschichtig und ereignisreich beschreiben: Joseph Wittig, geb. 1873 in Schlesien, studierte katholische Theologie, promovierte 1903 und wurde im selben Jahr zum Priester geweiht. 1915 wurde er zum ordentlichen Professor für Kirchengeschichte ernannt und erlangte internationalen Ruhm. Als schlesischer, christlicher Heimatdichter vertrat er die Ansicht, dass der Glaube eine Frohbotschaft und nicht eine Drohbotschaft sein sollte und traf damit die Sehnsucht vieler Glaubensbrüder beider Konfessionen. Die kirchliche Lehrmeinung sah das mit großer Sorge und beurlaubte ihn von seinen Lehrverpflichtungen an der Universität, was 1926 zu seiner Exkommunikation, also dem Ausschluss aus der Gemeinschaft der Kirche führte.  

Quelle: Bianca-Maria Prinz-Wittig

Als freier Gelehrter heiratete Wittig 1927 Bianca Geisler, sie bekamen drei Kinder. 1946 wurde Wittig von Papst Pius XII wieder offiziell in die Kirche aufgenommen. Er musste sich nicht von seiner Frau trennen. Drei Wochen später wurden sie aus dem Glatzer Land vertrieben und lebten bis 1949 in der Lüneburger Heide. Den für dasselbe Jahr geplanten Umzug nach Meschede erlebte Joseph Wittig nicht mehr, wohl aber seine Frau, die sich bis an ihr Lebensende 1998 in Meschede engagiert und tatkräftig einbrachte. Ihr verdanken wir das Andenken an ihren Mann aufrecht erhalten und seine Botschaft an uns alle bewahrt zu haben: „Glaube ist das ganz unmittelbare Verhältnis, der innigste persönliche Bezug zu Gott. Der Glaube befreit, macht froh, macht selig.“