Zwei Gipfelstürmer aus dem Sauerland

Quelle: privat

Daniel Hilbich und Benedikt Lindner eint ihre Leidenschaft für den Klettersport 

„Die beste Aussicht kommt nach dem härtesten Aufstieg“ – ein Spruch, der für die beiden Sportkletterer Daniel Hilbich aus Olsberg-Bruchhausen und Benedikt Lindner aus Willingen wohl als Leitmotiv dient. Ob in der Kletterhalle, in heimischen Steinbrüchen oder in den imposanten Alpen – die beiden Sauerländer klettern gerne hoch hinaus und genießen die Natur und das Panorama, das sich ihnen dort bietet. 

Waschechte Naturburschen, das waren die beiden Sauerländer schon immer. Statt in den heimischen vier Wänden die neuesten Spiele für die Konsole zu testen, verbrachten Daniel Hilbich und Benedikt Lindner ihre Kindheit lieber draußen in der Natur. Und, wie es sich für richtige Sauerländer Jungs gehört, wurden schon damals die ersten Kletterversuche unternommen. „Ja, man ist schon überall hoch“, lacht Hilbich, als er an seine Kindheit zurückdenkt. 

Quelle: privat

Von der Halle an den Fels 

Zum Klettersport gekommen ist der heute 26-Jährige vor etwa zehn bis elf Jahren. „Ich habe in der Kletterhalle in Willingen angefangen. Für das Klettern dort braucht man noch nicht so viel Wissen. Man bekommt eine Einführung und kann dann loslegen“, erklärt der Bruchhauser, der seinen Kumpel Benedikt in puncto Klettern erst „zu seinem Glück zwingen musste“.  Denn so richtig überzeugt vom Klettersport war der 19-Jährige anfangs nicht gewesen. „Daniel meinte aber zu mir, dass ich so einen schmalen Körperbau hätte und das ist bei dem Sport schon vorteilhaft. Ich hab dann erst einmal angefangen zu bouldern. Eine Art des Kletterns, bei der ohne Gurt und Seil in Absprunghöhe geklettert wird“, erinnert sich Lindner mit einem Lächeln im Gesicht. 

Nachdem auch Benedikt auf den Geschmack gekommen war, und die Freunde in der Kletterhalle die ersten Erfahrungen gesammelt und elementare Klettertechniken kennengelernt hatten, trauten sich die beiden mit Seil, Helm, Karabinern und Kletterschuhen ausgestattet an richtige Felsen. Ein Schritt, der erst einmal eine ordentliche Portion Überwindung kostete. „Ich hatte da anfangs so meine Schwierigkeiten. Ich habe immer gedacht: Was passiert, wenn ich stürze? Benedikt war da immer etwas forscher“, sagt Daniel Hilbich schmunzelnd. Schließlich sei ein Fels nicht hundertprozentig fest und es gebe draußen auch Routen, wo es keine vorgegebenen Haken für die Zwischensicherungen gebe. „Man muss dann komplett selbst für die Sicherung sorgen und man weiß nicht, ob die Zwischensicherungen halten“, erklärt der Bruchhauser die Herausforderungen. 

In der Heimat sind die jungen Sauerländer meist in Steinbrüchen zu finden. Dass die Bruchhauser Steine, ein ehemaliger „Hotspot“ für Kletterer, schon seit Längerem nicht mehr bestiegen werden dürfen, bedauern die beiden. „Wir sind natürlich froh, dass wir die Steinbrüche haben, aber landschaftlich sind natürliche Felsen ein ganz anderes Erlebnis. Man nimmt den Fels mit allen Sinnen war und man riecht die Pflanzen“, schwärmt Benedikt Lindner vom Erlebnis in der Natur. Denn abgesehen von der Bewegung und der psychischen Komponente, sich immer mehr zuzutrauen und von Mal zu Mal mehr zu schaffen, sei vor allem auch die atemberaubende Natur reizvoll beim Klettersport. 

Quelle: privat

Bergsteigen als ganzheitliches Erlebnis 

Und so zieht es die beiden Sauerländer in ihrer Urlaubszeit auch meist zum Bergsteigen in die Ferne. „Meine schönste Tour war bisher die am Piz Bernina. Bergsteigen ist ein ganzheitliches Erlebnis. Man überquert Gletscher. Da ist man dann auch mal mit Steigeisen und Eispickel unterwegs. Zwischendurch kommen dann auch mal Felspassagen, wo man richtig klettern muss. Das Ziel ist natürlich der Gipfel, der eine imposante Aussicht bietet“, so Hilbich, der solche Touren bis ins kleinste Detail plant, um auf alle Gegebenheiten vorbereitet zu sein. Bei einem Gewitter auf dem Gipfel nütze aber auch die beste Vorbereitung nichts: „Dann muss man natürlich ganz schnell runter. Bislang konnte ich richtig brenzlige Situationen aber vermeiden. Aber ich musste mich schon oft sputen“, lacht der 26-Jährige, der die Trainerlizenz im Bereich Bergsteigen besitzt und einmal im Jahr auch Kurse für Anfänger in den Alpen anbietet. 

Benedikt, der bisher alle seine Touren mit Daniel zusammen gemacht hat, träumt von einer Besteigung des Mont Blanc. Vorerst steckt der Willinger aber seine ganze Energie in ein anderes Projekt. Denn er befindet sich zurzeit mitten in der Bewerbungsphase für den Alpin Kader NRW des Deutschen Alpenvereins. „Die Bewerbung ist in zwei Sichtungskurse eingeteilt. Der erste fand in der Eifel statt. Da wurden das Kletterniveau und die Kondition bewertet. Der zweite findet im Februar im Allgäu statt. Da geht es um das Eisklettern und alpinistische Fähigkeiten“, erzählt der 19-Jährige voller Vorfreude und mit der Hoffnung, die Bewerbungsphase zu überstehen. Sollte er es in den Kader schaffen, wartet eine spannende Expedition auf den jungen Sportler. Das Ziel sei noch unbekannt, sicher sei jedoch, dass es ein „Tal ohne Zivilisation“ sein werde. 

Welches Ziel Daniel Hilbich im kommenden Jahr anpeilt, sei ebenfalls noch ungewiss. Aber hoch hinaus wird es den 26-Jährigen sicherlich führen. Denn eines wissen die beiden Sportkletterer ganz genau: „Unsere Urlaube drehen sich ja eigentlich immer um das Klettern. Wir möchten etwas sehen und nicht nur am Strand liegen“, so Daniel Hilbich und Benedikt Lindner abschließend.