Zwei echte Sauerländer Männer-Clubs sorgen für Ordnung im Dorf

Die „Rentnerband Gleidorf“

Es ist Montagmorgen, 9:30 Uhr. Während der ein oder andere etwas schwerfällig in die Arbeitswoche startet, weil der nötige Antrieb fehlt, treffen sich in Gleidorf einige Männer voller Elan im Keller des Sportheims. Sie schmieden Pläne, mit welcher Aktion sie als nächstes aktiv zur Dorfverschönerung beitragen können, und gehen gemeinsam an die Arbeit.

Gleidorf hat mit seinen rund 1.400 Einwohnern zwar keinen Tourismus, aber die Pflege ihres Dorfes liegt den Männern dennoch am Herzen. Jeder möchte, dass der Ort „in Schuss“ ist – für Einwohner wie Durchreisende gleichermaßen. Einige Rentner gehen gerne wandern, andere fahren Fahrrad in der Umgebung. Jeder hält dabei die Augen offen und sieht, wenn etwas nicht mehr in Ordnung oder renovierungsbedürftig ist. Und dann geht es an die Arbeit.

Mit viel ehrenamtlichem Engagement und handwerklichem Geschick werden die Parkanlagen und Spielplätze gepflegt, Hecken geschnitten, Reparaturen am amtlichen Schaukasten vorgenommen, Tretbecken saubergehalten oder Wanderwege freigeschnitten. Auch Sitzbänke werden gestrichen oder nach Bedarf neue gebaut. „Weit über zwanzig Bänke gibt es zu betreuen“, erklären die Männer. Und wenn man mal genauer hinsieht, erkennt man auch ihre Handschrift: Die eingeritzten Buchstaben RBG und die Jahreszahl verraten, dass hier die „Rentnerband Gleidorf“ am Werk war und in welchem Jahr die Bank gebaut wurde. Am Radweg oberhalb des Ortes sowie um die Kapelle herum gibt es immer was zu tun und auch die Sitzgruppe am Gleidorfer Kreuz wurde von den Männern errichtet.

Die Arbeiten werden von Frühjahr bis Herbst durchgeführt, aber die Treffen finden ganzjährig statt. In den Wintermonaten oder, wenn das Wetter mal nicht mitspielt um draußen zu arbeiten, bleiben die Rentner in den zur Verfügung stehenden Räumen im Sportheim. Dort werden dann Bänke gebaut, die dazugehörigen Fü.e gegossen oder man betreibt Gerätepflege. Die Geselligkeit unter den 65-85-Jährigen gehört natürlich ebenso dazu wie die Freude am Tun. Daher gibt es auch mal heiße Fleischwurst und kalte Getränke.

Um sämtliche Gerätschaften und Materialien kümmert sich die Gruppe, da kommt einiges an Kosten zusammen. Eine finanzielle Unterstützung für die RBG gibt es vom Orts- und Heimatverein, alles andere ist Ehrenamt. Ortsvorsteher Hubertus Heuel und Herbert Segref, Vorsitzender des Orts- und Heimatvereins, sind stolz auf die RBG und sagen: „Sie sind das Team der guten Geister für Gleidorf.“

Die Idee zur Gründung der Gruppe entstand im Jahr 2007. „Robert Spiekermann, Theodor Eickelmeier, Manfred Berg und der mittlerweile verstorbene Kurt Wehlt haben damals alles in Schwung gebracht“, erzählt eines der Gründungsmitglieder. Seitdem treffen sich die rüstigen Rentner jeden Montag. „Nachwuchssorgen“ gibt es nicht, denn immer mal wieder stoßen neue Mitglieder dazu. „Nachwuchs, das sind die unter 70-Jährigen“, scherzen die Männer und man merkt, dass sie eine Menge Freude an ihrer Arbeit haben. Fünf der zehn Männer sind immer da, dennoch weisen sie darauf hin, dass man immer Leute gebrauchen kann und dass jeder, der Interesse hat, gern gesehen ist. Und auch wenn mal einer nicht mehr so mit anpacken kann, ist er doch dabei.

Die Rentner sind mittlerweile durch ihr Engagement aus dem Dorfgeschehen nicht mehr wegzudenken. Aber sie erledigen ihre Arbeit, haben Spaß daran und sehen als Hauptziel: „Wir wollen, dass der Ort schön bleibt.“ Und das ist wohl Ansporn genug.

Der „Club der Montagsmaler“

Eine aktive Männer-Truppe ist auch der „Club der Montagsmaler“, der sich ebenso wöchentlich montags trifft – allerdings in Arpe und erst in den Abendstunden.

In der aufgestellten Satzung ist zu lesen: „Sinn und Zweck der Montagsmaler ist die Diskussion und der Meinungsaustausch von allgemeinen Dorfangelegenheiten.“ Und auch wenn sie nichts gegen Frauen haben: Dieser Abend ist reine Männersache und Frauen werden laut § 8 nicht in den Club aufgenommen. Lediglich Dorfwirtin Angela Schmitz darf anwesend sein – einer muss ja schließlich frisches Bier zapfen.

Aber es geht nicht nur ums Biertrinken. Die Montagsmaler haben sich auf die Fahne geschrieben, neben den Dorfnews auch über Politik zu reden. Und daran nehmen auch schon mal namhafte Politiker aus der Region teil. „Kontaktfreudig, diskussionsbereit und einigermaßen friedsam geht es dabei zu“, das versichern sie einstimmig.

Begonnen hat alles am 13. Januar 1975, als sich vier Gründungsmitglieder im damaligen Dorfgasthof Hochstein in Kückelheim erstmalig trafen. Schnell wuchs der Club und im Laufe der Jahre kamen immer mal neue Mitglieder hinzu. Heute sind 9 Männer zwischen 53 und 77 Jahren, die sich im Gasthof Schellmann-Schmitz in Arpe zum Meinungsaustausch treffen. Neben Vereinswirtin Angela sind gelegentlich auch „Gastmaler“ anwesend, beispielsweise örtliche Vereins- und Vorstandmitglieder. Oder Hund Anton, der sich aber selten an den Diskussionen beteiligt und über alle Themen Stillschweigen bewahrt.

An Geburts- und Namenstagen sowie sonstigen persönlichen Feiertagen wird ordnungsgemäß im Kreise der Anwesenden „eine Runde“ ausgegeben – wie im Sauerland üblich. Und neben der jährlichen Mitgliederversammlung mit Festmenü von der Wirtin finden natürlich auch die Stammtischfahrten statt: Ob zum Staffelsee, an die Weser oder auch mal nach München aufs Oktoberfest – Spaß und Unternehmungslust sind immer im Gepäck und es gibt mittlerweile einige Anekdoten zu erzählen.

Auch das Kückelheimer Schützenfest ist für die Männer ein jährliches Highlight und das Schießen auf den Vogel wird durch die Mitglieder finanziell gefördert. Insgesamt zehn Könige stellten die Montagsmaler im Laufe der Jahre bereits und vielleicht kommt ja noch der ein oder andere hinzu. Für das 50-jährige Clubjubiläum in dreieinhalb Jahren laufen bereits die Planungen. Aber bis dahin sind es ja noch viele Montage und Treffen bei Angela, denn: Die besten Ideen entstehen meistens an der Theke.