Zwei Betonköpfe auf der Briloner Sonnenterrasse

Brilon-Wülfte punktet mit viel Licht, viel Platz und jeder Menge Zukunftsideen 

Der Briloner Ortsteil Wülfte thront mit 450 Höhenmetern mitten auf der Briloner Hochfläche und punktet so mit einem traumhaften Panoramablick auf die alte Hansestadt. „Wir sind die Sonnenterrasse Brilons“, beschreibt Ortsvorsteher Erich Canisius begeistert „sein“ Wülfte, „und dieses Pfund wollen wir für die Zukunft nutzen!“ Ein Beweis sind die vielen neuen Einfamilienhäuser, die in den letzten Jahren gebaut worden sind. Wülfte wächst. Alles soll aber auch mit der Geschichte und Tradition im Einklang stehen. In der St- Anna-Kapelle von 1690 wird die Orgel renoviert, und an historischer Stelle entsteht wieder ein Dorfmittelpunkt.  

Die zuletzt zugezogenen Neu-Wülfter sind im vergangenen Jahr im Dorf angekommen und haben seitdem ihren Platz nicht mehr verlassen. Wie auch – wiegen sie doch zusammen rund 300 Kilo. Die beiden Beton-Alltagsmenschen der Wittener Künstlerin Christel Lechner sind der neueste Coup von Ortsvorsteher Canisius: „Wir haben sie im Urlaub entdeckt, und meine Tochter meinte gleich: das ist etwas für Wülfte!“ Finanziert durch das EU-Förderprogramm „LEADER“ sind die beiden schnell zu einer Attraktion geworden. Besonders Radtouristen, die auf dem ausgeschilderten Radweg durch Wülfte kommen, lassen sich hier gern auf der Bank neben den beiden nieder. Ohne ein „Selfie“ geht das dann selten ab. Mal zur Ruhe kommen, ein Pläuschchen halten, das hat an dieser Stelle unter dem denkmalgeschützten Baum Tradition. An der Eiche wurden seit alters her amtliche Nachrichten oder Plakate angepinnt, sie war so etwas wie die Post. Und so erhielt der historische Dorfmittelpunkt auch seinen Namen: „Das Pöstchen“. Hier war aber auch die Sammelstelle für die Milch der umliegenden Höfe. Wurde frühmorgens angeliefert, wurden natürlich auch die neuesten Neuigkeiten ausgetauscht und so manch „Pröleken“ gehalten. Daran erinnert der nachgebaute Milchbock, den die Wülfter auch im vergangenen Jahr am „Pöstchen“ aufgestellt haben. 

Online-Zeitung nimmt die Tradition auf 

Die Bewahrung der Wülfter Geschichte, aber auch die aktuelle Dokumentation liegt in den Händen von Ortsheimatpfleger Walter Ising. Zum einen gibt’s im „Unterdorf“ an der zentralen Bushaltestelle eine überdachte Stellwand mit der Dorfchronik. Zum anderen setzt Ising aber auf die Strahlkraft des Internets. Unter www.wuelfter.de finden die 420 Wülfter und der Rest der Welt alles, was das Dorf aktuell bewegt und in der Vergangenheit bewegt hat. „Jeden Sonntag stelle ich zusätzlich zwei neue Fotos von Wülfte ein. Da warten die Leute schon drauf!“ Die meisten Clicks hat er aber, wenn kurz nach dem Schützenfest die Fotos „vonne Halle“ und vom Vogelschießen online stehen… 

Dorfverein ist der Wülfter Kitt 

Als Erich Canisius vor 12 Jahren Ortsvorsteher wurde, hat er als eine seiner ersten Amtshandlungen den Dorfverein ins Leben gerufen. „Das ist der Schlüssel zum Erfolg“, hier laufen die Fäden rund ums Dorfgeschehen zusammen!“ Zehn Wülfter engagieren sich hier ehrenamtlich, koordinieren die Vereinsaktivitäten und aktuellen Projekte. Immer dabei aus Leidenschaft: Joelle Horstmann. In Wülfte geboren, lebt sie nun mit ihrer Familie im Wülfter Neubaugebiet und kümmert sich – um praktisch alles. Um den Frauentreff, das Männerfrühstück, um den Spielmannszug, nahezu täglich ist sie für „ihr Wülfte“ unterwegs. Das schweißt zusammen und sorgt für Zusammenhalt. 

Baugrundstücke machen die Sonnenterrasse attraktiv 

Ravo und Ingo Brüne mit Sohn Felix und Hund Jack

Das merken besonders die vielen Neu-Wülfter, die eines der begehrten Baugrundstücke im Dorf ergattert haben. „Wir wurden sofort herzlich aufgenommen, gleich als die ersten Bagger angerollt waren!“ sagen Ravo und Ingo Brüne, die vor zwei Jahren aus der Briloner Kernstadt nach Wülfte gezogen sind. Kein Wunder, wohnt doch Joelle Horstmann gleich um die Ecke… 17 Kinder leben allein im Baugebiet „Lübbers Wiese“, entsprechend groß wird der zentrale Kinderspielplatz, den die Wülfter zurzeit in Eigenregie hier hochziehen. Gleich daneben soll aber auch der Mehrgenerationen-Treffpunkt entstehen. Aktuell ist kein Bauplatz mehr frei, aber auf dem Gelände der abgerissenen Dorfschule sollen weitere Grundstücke ausgewiesen werden. Stefan Beule hat sich dagegen mit seiner Schreinerei in Wülfter Altbestand eingerichtet: Im vergangenen Jahr hat er seinen Betrieb mit drei Mitarbeitern aus Brilon nach Wülfte verlegt und dort die ehemalige Schreinerei übernommen. „Hier war Platz und ich bin supergut aufgenommen worden!“  

Die Wülfter wollen höher hinaus 

Die erhöhte Lage auf der Briloner Hochfläche lässt die Wülfter bereits jetzt auf die Briloner Kernstadt und weit in das Umland schauen. Das reicht ihnen aber nicht: der beliebte Aussichtspunkt „Bulsterkopf“ soll einen Aussichtsturm bekommen. Kyrill hatte seit 2007 von hier für einen fulminanten Rundumblick gesorgt, doch nun sind die Bäume nachgewachsen, die Sicht ist größtenteils versperrt. „Zusammen mit der Stadt Brilon sind wir dabei, Fördermittel für eine Aussichtsplattform oder einen Turm zu bekommen,“ umreißt Erich Canisius den aktuellen Stand, „manche halten das für utopisch. Aber man muss Visionen haben, um den Ort lebendig zu halten!“ Wer Canisius und vor allem die Wülfter kennt, weiß: Der Turm wird kommen…