Zweckentfremdete Bauten – mit guten neuen Funktionen

Quelle: Martin Richter

Steinbergturm in Ostwig 

Eigentlich war der Rauchgaskamin auf dem Steinberg in Ostwig dazu errichtet worden, Bleigase abzuleiten. Doch durch den Ostwiger Rauchgaskamin auf dem Steinberg zogen nie giftige Gase. Er dient heute anderen Zwecken, umweltfreundlicheren. 

Mitte des 19. Jahrhunderts hoffte man noch, dass im „Ramsbecker Revier“, zu dem auch Ostwig gehörte, einmal das größte Industriezentrum Europas entstehen würde. Schon im Jahre 1518 wurde urkundlich erwähnt, dass in diesem „Revier“ die vorkommenden Erze zu Blei, Zink und Silber verhüttet wurden. Um die giftigen Gase der Ramsbecker Bleihütte abzuleiten, wurde 1854 auf dem Bastenberg in Ramsbeck ein Rauchabgaskamin errichtet. Man hatte mit 30.000 Tonnen Bleierz pro Jahr gerechnet. Der Kamin in Ostwig sollte dem gleichen Zweck dienen. Doch es sollte anders kommen, wie allgemein bekannt ist. 

Ein Millionenbetrag (in Talern) floss 1853 in den Bau der neuen Friedrich-Wilhelm-Hütte in Ostwig. Aber diese Hütte wurde nie fertiggestellt. Warum, weiß Ostwigs Ortsheimatpfleger Justus Rose: „Durch die Zahlungsunfähigkeit der Aktiengesellschaft für Bergbau in Ramsbeck im Jahre 1855 wurden sämtliche Arbeiten eingestellt und nach und nach das bisher Gebaute wieder abgetragen und anderweitig verwendet.“ Der Rauchgaskamin, die alte Schmiede und das Verwaltungsgebäude wurden (erstmal) verschont.  

Quelle: Martin Richter

„1877 wurde die alte Schmiede von der damaligen Gemeinde Ostwig gekauft und darin eine Schule eingerichtet. Sie dient heute als Wohnhaus und Firmengebäude“, berichtet Justus Rose weiter. „Das Verwaltungsgebäude mit Kasino wurde bis zum Abriss im Jahr 1980 als Wohnhaus genutzt und war in Ostwig als „Bauplatz“ bekannt. Es stand neben dem Café Liese. Seit einiger Zeit erinnert vor dem Grundstück eine Tafel an die Zeit und die Umstände, zu der das Gebäude entstand.“ 

In den Jahren 1974 und 2009 musste der Turm restauriert werden, da witterungsbedingt große Schäden am Bruchsteinmauerwerk und an den Fugen entstanden waren.  

Auf Initiative der Ostwiger St. Antonius Schützenbruderschaft bekam der Kamin im Inneren eine Wendeltreppe aus Stahl und zusätzlich eine Plattform. So bietet der neun Meter hohe Steinberg-Turm wunderbare Aussichten über das Ruhr- und Elpetal.