Quelle: Achim Kuklies
Vor über drei Jahren hat der Pfarrgemeinderat in Drolshagen den Künstler Thomas Jessen gebeten, ein Altarbild zum Thema Menschwerdung zu entwerfen. Das Bild sollte authentisch sein, mit Ölfarben auf Leinen gemalt sein und die stattliche Größe von circa vier Meter Höhe mal fünf Meter Breite haben. Obwohl Thomas Jessen in der Regel kleinere Formate bevorzugt, nahm er den Auftrag an. Ein Flügelaltar muss eine gewisse Größe haben, denn vor den kirchlichen Hochfesten, wie Weihnachten und Ostern, wird der Altar zugeklappt und zum Vorschein kommt ein anderes Bild. Jetzt, in der Passionswoche, ist der Altar zugeklappt und der Strom der neugierigen Besucher zur St. Clemens Kirche in Drolshagen, der nicht abzureißen mag, bekommt auch „die andere Seite“ des Altares zu sehen.
Ein wichtiges Thema unserer Tage spricht die zugeklappte Seite des Altarbildes von Thomas Jessen an. Es geht um Begegnung zwischen Menschen und Berührung mit dem Göttlichen.
Nach der feierlichen Einweihung des Altarbildes vor einem Jahr gab es reichlich Aufregung um das Marienbild und eine Leiter sowie einem weißhaarigen Mann mit nacktem Oberkörper. Medien aus aller Welt haben sich mit dem über vier Meter breiten und fünf Meter hohen Altarbild kritisch auseinandergesetzt. Dargestellt werden auf dem offenen Altarbild Maria, die Mutter des Gekreuzigten, die Heilige Veronika mit dem Schweißtuch und der ungläubige Thomas, dem Maria auf der Leiter stehend den Gürtel spendet. Veronika und Maria treten in Alltagskleidung und in Jeans auf, ebenso Thomas, der dazu noch oben herum unbekleidet ist. Nach Aussagen von Dr. Monika Willer, Kulturredakteurin der Westfalenpost, ist das Bild nicht nur wegen der modernen Kleidung der Personen etwas besonderes, sondern auch durch die brillanten Farben und die Botschaft der Verbindung von Himmel und Erde durch den Gürtel. Dr. Willer betonte in einem Vortrag zu dem zeitgenössischen Altarbild in der Kirche St. Clemens, dass es schwer ist, jeden Geschmack zu treffen, denn: „Gute Kunst löst immer Diskussionen aus“. Auch das zugeklappte Altarbild, das in der Passionszeit und Adventszeit zu sehen ist, wird wohl Diskussionen auslösen.
Die Kirche und Drolshagen haben nach der gelungenen Renovierung der Kirche, mit dem anregenden Altarbild, eine äußerst diskussionsanregende Attraktion mehr.