dy-pack: Weltmarktführer aus Wenden-Gerlingen
Zu den bekannten Weltmarktführern aus Südwestfalen gehört, dank seiner innovativen Ausrichtung als Hersteller verschiedenster Papierverpackungen, die Firma dy-pack Verpackungen Gustav Dyckerhoff GmbH in Wenden-Gerlingen. In einem Gespräch mit dem Inhaber und Geschäftsführer Wilhelm Dyckerhoff (47), der kaufmännischen Ausbildungsleiterin Julia Lorenz (34) und der Auszubildenden im dritten Lehrjahr Hanna Rademacher (20) konnten die WOLL-Redakteure viel Wissenswertes über die Entwicklung des Unternehmens von der Gründung bis heute erfahren.
Zu Beginn des Gespräches stellte der Unternehmer den Weg der heutigen Firma dy-pack Verpackungen Gustav Dyckerhoff GmbH vor. Der Startschuss wurde durch die Gründung von Dyckerhoff Zement 1864 in Wiesbaden gegeben. Die Entwicklung von einem Familienunternehmen zu einem der bedeutendsten Zementproduzenten Europas ist beeindruckend. Wilhelm Dyckerhoff erläuterte mit einem Lächeln im Gesicht einige der ganz großen Erfolge des Unternehmens: Die Lieferung von Weiß-Zement für den Bau des Stadions zur ersten Fußballweltmeisterschaft 1930 in Montevideo, Uruguay. Und, noch davor, die Lieferung von Dyckerhoff-Zement für die Errichtung des Fundamentes der Freiheitsstatue in New York, der damals noch in Eichenfässern aus deutscher Produktion geliefert wurde. Als wichtiges Beispiel aus unserer Zeit nennt Wilhelm Dyckerhoff den spannenden Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, der mit Dyckerhoff-Zement, verpackt in dy-pack-Zementsäcken aus Wenden, realisiert wurde.
WOLL: Der Standort Drolshagen ist also später errichtet worden. Wie kam es dazu?
Wilhelm Dyckerhoff: Der Ursprung des Familienunternehmens war in Amöneburg bei Wiesbaden. Die Zementsack- Produktion verlagerte sich 1950 ins Sauerland, mit der Ausgründung der Verpackungssparte.
WOLL: Erfolgte die Gründung des Werkes in Drolshagen also aus strategischen Gründen in der Mitte zwischen den beiden anderen Standorten?
Wilhelm Dyckerhoff: Das kann man fast so sagen. Mein Großvater kaufte den Bereich Papiersackproduktion aus dem Zementunternehmen heraus und begründete 1950 die Familientradition im Sauerland, wo ich als erstes Mitglied der Familie Dyckerhoff in Olpe geboren wurde. Die ersten Schritte des Unternehmens waren recht schwierig, denn die räumlichen Voraussetzungen waren alles andere als ideal. Papierlager und Produktion waren zwar in einem Gebäude, aber die Zulieferung der Papierrollen in die Maschinenhalle, wo das Papier ja erst zu Säcken verarbeitet werden musste, erfolgte über einen Aufzug, der über eine viel zu geringe Tragkraft verfügte. Weil die Produktion wuchs und es keine Möglichkeiten für die notwendige Firmenerweiterung gab, suchten und fanden wir einen neuen Standort im Ortsteil Gerlingen der Gemeinde Wenden. Hier konnten wir in den 1990er Jahren ein Grundstück erwerben, das unseren Vorstellungen entsprach.
Um die Vielfalt der Produkte und Abläufe der Produktion zu verstehen, zeigt uns der Firmenchef ein Firmenvideo, das auf internationalen Messen potenziellen Kunden präsentiert wird. Wilhelm Dyckerhoff erklärt die verschiedenen Sackvarianten, die aus unterschiedlichen Papierlagen, mit und ohne Feuchtigkeitsschutz, gefertigt werden. So werden sie den wechselnden Belastungen und Inhalten gerecht. Wilhelm Dyckerhoff: „Höchste Qualität ist zwingend erforderlich, denn unsere Produkte werden für verschiedene Branchen hergestellt: für die Chemie, für Baustoffe und auch für Nahrungsmittel.“ Es sind meist Pulverprodukte, die einen großen Produktschutz erfordern, um die hohen Anforderungen bei Hygiene, Feuchtigkeit und Staubentwicklung zu erfüllen. Besonders Neuentwicklungen, die mit dem technischen Team entwickelt werden, gehören zu den wichtigsten Pfeilern des mittelständischen Weltmarktführers für feines Pulver. Mehrere Innovationen sind patentiert, wobei der regendichte Sack „shower proof“, der staubdichte Sack „ti-dy“ und die „dy-vest“-Konstruktion für Produkte im Reinraum für Papiersäcke besonders wichtig sind. Eine weiterführende Entwicklung ist ein neuartiges Konzept für die Öffnung von Papiersäcken. Diese Innovation aus Wenden kommt ohne den Einsatz von Messern oder anderen Schnittwerkzeugen aus und ist daher viel leichter, sicherer und schneller zu handhaben.
All diese fortschrittlichen und zukunftsträchtigen Entwicklungen und Produkte finden nicht nur bei der Kundschaft wachsende Anerkennung. Seit zehn Jahren wird dy-pack bei jeder Verleihung des Eurosac Awards, einer wichtigen Innovations-Auszeichnung der Branche, bedacht. Das motiviert dy-pack zu weiteren Anstrengungen, technische Herausforderungen zu lösen und die Qualität seiner Produkte weiter zu steigern.
Die verschiedenen Tätigkeiten erfordern entsprechende Qualifikationen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. dy-pack bildet seinen Nachwuchs in unterschiedlichen Berufen aus. Julia Lorenz als kaufmännische Ausbildungsleiterin und die Auszubildende Hanna Rademacher erläutern die Situation auf dem Stellenmarkt.
WOLL: Was wird von Bewerberinnen und Bewerbern erwartet und wie sieht der Ablauf einer modernen Ausbildung heute aus?
Julia Lorenz: Bei dy-pack wurde immer kontinuierlich ausgebildet. 22 Auszubildende absolvieren derzeit in sieben Berufsfeldern ihre Ausbildung bei uns. Im technischen Bereich bilden wir in fünf Ausbildungsberufen aus. Neben den klassischen Ausbildungsberufen Industriemechaniker, Elektriker für Betriebstechnik und Maschinen- und Anlagenführer gibt es zwei außergewöhnliche technische Ausbildungsberufe: Der Medientechnologe Druck sorgt für die eindrucksvolle Wiedergabe von Texten, Bildern und Motiven auf unseren Säcken und bedient unter anderem unsere drei Druckmaschinen. Der Packmitteltechnologe wird an unseren vier Produktionslinien ausgebildet. Eine seiner vielfältigen Aufgaben besteht in der Sicherstellung eines reibungslosen Produktionsablaufes an unseren vielfach computergesteuerten Hochleistungsmaschinen. Im kaufmännischen Bereich bilden wir Industriekaufleute, wie Hanna Rademacher und Kaufleute für Digitalisierungsmanagement aus. Zu allen Ausbildungsberufen bieten wir zusätzlich zur betrieblichen Ausbildung externe Schulungen und Seminare an, damit sich unsere Auszubildenden bei dy-pack großes Fachwissen aneignen können.
WOLL: Uns interessiert, wie Sie gerade den Weg zur Ausbildung bei dy-pack gefunden haben und mit welchem schulischen Abschluss Sie gekommen sind?
Hanna Rademacher: Ich habe Abitur gemacht und mir natürlich schon lange vorher überlegt, welchen Weg ich einschlage. Erst ein Studium und dann der Beruf, nach einer Ausbildung das Studium oder eventuell gleich in das Berufsleben einsteigen. Sehr geholfen hat mir dabei die Bundesagentur für Arbeit in Olpe, wo ich eine ausführliche Beratung erfahren habe, um mich im großen industriellen Umfeld des Südsauerlandes für einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Nachdem mich dypack als Azubi eingestellt hatte, musste ich verschiedene Ausbildungsphasen durchlaufen. Zu Anfang fiel es mir zum Bei spiel unheimlich schwer, Telefongespräche zu führen. So etwas lernt man in der Schule nicht. Nach einiger Zeit machte es mir sogar richtig Spaß, mit den Kunden telefonische Absprachen zu treffen. Natürlich hatten wir in der Ausbildung verschiedene Fortbildungen in den einzelnen Fachbereichen, die sich nicht allein mit der Büroorganisation auseinandersetzten, sondern auch viel mit Kommunikation zu tun hatten.
WOLL: Sie haben also den gesamten Betrieb kennengelernt?
Hanna Rademacher: Ja, wir durchlaufen während der Ausbildung nicht nur, wie üblich, die kaufmännischen Abteilungen, sondern bekommen auch einen ausgiebigen Einblick in die Technik, die hinter einem Papiersack steckt. In unserem Technologiezentrum bekommen wir zum Beispiel die Möglichkeit, selbst Feuchtigkeits- und Festigkeitstests am Papier durchzuführen.
WOLL: Also fast eine duale Ausbildung.
Hanna Rademacher: Ja so ähnlich ist es wohl. Die verschiedenen Seminare öffnen einem den Blick für die Produktionsabläufe. Zum Beispiel haben wir ein mehrtägiges Seminar besucht, bei dem wir ein Planspiel eines Industriebetriebs simuliert haben, um zu verstehen, welche Folgen selbst kleinste Entscheidungen für den Betrieb haben. Bei mir persönlich steht bald die Entscheidung an, ob ich studiere oder bei der Firma dy-pack bleibe.
Wilhelm Dyckerhoff (lacht): Die Entscheidung von Frau Rademacher, bei uns eine Ausbildung zu beginnen, war auf jeden Fall richtig, denn ein Studentenleben in der allseits bekannten Form hat es durch Covid ja nicht gegeben.
Julia Lorenz: Viele unserer Kollegen haben die Ausbildung bei dy-pack absolviert und sind geblieben. Das Betriebsklima und ein sicherer Arbeitsplatz bilden im Laufe der Jahre ein großes Zusammenhaltsgefühl – die dy-pack Familie. Zusätzlich zu der kollegialen Arbeit sind in den Jahren viele Freundschaften entstanden.
Wilhelm Dyckerhoff: Einige, die bei dy-pack eine Ausbildung absolviert, dann studiert und in anderen Firmen Berufserfahrungen gesammelt haben, sind später in unser Unternehmen zurückgekehrt: natürlich auch, weil sie starke familiäre Bindungen hier haben oder weil sie einfach gerne bei uns im Sauerland zu Hause sind.
WOLL: Herr Dyckerhoff und Frau Lorenz, wir danken Ihnen für Ihre Zeit und die vielen Informationen zur Firma dy-pack Verpackungen Gustav Dyckerhoff GmbH. Frau Rademacher, Ihnen wünschen wir viel Erfolg bei der Abschlussprüfung und die richtige Entscheidung für den weiteren beruflichen Werdegang.
Als wir nach dem Gespräch auf dem Weg zum Auto sind, kommt uns ein forscher junger Mann entgegen, der gerade aus einem deutlich als AZUBI-Auto gekennzeichneten Kleinwagen steigt, der für betriebliche Zwecke zur Verfügung gestellt wird. „Sie fahren mit einem Azubi-Auto? In welchem Ausbildungsjahr sind Sie?“ Ali Rahim: „Ich habe gerade mit der Ausbildung als Industriekaufmann angefangen.“ Nicht schlecht, denken wir, und machen uns auf die Heimfahrt.