Ein großes Stück Heimatgeschichte auf kleinem Raum
Ein unscheinbares Gebäude mitten in Oedingen: Selbst die wechselnden Ausstellungen im Schaufenster lassen kaum erahnen, was sich hinter den Türen verbirgt. Ein einziger kleiner Raum beherbergt heimatgeschichtliche Schätze aus mehreren Jahrhunderten.
Zehn Jahre vor dem Fest zur 1.000-Jahrfeier gründete sich die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Oedingen, mit dem Ziel, die Geschichte des Ortes aufzuarbeiten und eine Chronik zu erstellen. Für Märkte und Ausstellungen anlässlich der Feierlichkeiten im Jahr 2000 wurden aus Privathaushalten und Firmen alte Schätze aus vergangenen Zeiten zusammengetragen. Um diesen Gegenständen einen Raum zu geben, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das Wissen an jüngere Generationen weiterzugeben, fand die Sammlung ihren Platz im ZeitFenster: zunächst im leerstehenden Ladenlokal des ehemaligen Gasthofs Hermes, und heute in den Räumen, die einst von der Sparkasse genutzt wurden.
Exponate vom Militär, aus Landwirtschaft, Alltagsleben und Kirche
Einzigartig ist die riesige Bandbreite der Ausstellungsgegenstände, die von archäologischen Funden vom Gelände des ehemaligen Klosters (gegründet um das Jahr 1000) über Originalbriefe von Emigranten, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Oedingen in die USA ausgewandert sind, reicht, bis hin zu Haushaltsgeräten, Fernsehern und Radios aus den 1950er Jahren sowie Zeugnissen aus der einstigen Sauerlandkaserne, in der neben den Bundeswehrsoldaten von 1962 bis 1987 auch amerikanische Soldaten stationiert waren, oder Produkten aus der heimischen Wirtschaft, wie Grubenlampen der Firma Stöcker, die bis nach Bolivien exportiert wurden.
Die Sammlung wird komplettiert durch eine umfangreiche Bücher-, Foto- und Schriftensammlung, die Werke zur Heimatgeschichte enthalten, wie eine Liste von gefallenen Soldaten aus den Weltkriegen oder historische Kirchenbücher. Außerdem werden hier die Chroniken aller ortsansässigen Vereine archiviert.
Das älteste Exponat neben den Klosterfunden ist eine Standuhr, Ende des 18. Jahrhunderts von der Firma Schröder in Oedingen hergestellt, das jüngste Ausstellungsstück eine demilitarisierte Bedienkonsole von einem Patriot-Flugabwehrraketensystem aus den 1980er Jahren, das in der Sauerlandkaserne stationiert war.
Größere historische Landmaschinen werden zudem im Schaufenster der ehemaligen Firma Gebrüder Padberg Landmaschinen am Ortseingang aufbewahrt, da sie im Ausstellungsraum keinen Platz finden.
Heimatpreis 2022
Das Engagement der ARGE, die die Sammlung durch den Verkauf von selbstgestalteten historischen Kalendern oder den Erlös aus Festen wie dem Dorffest oder dem Vatertagstreffen finanziert, sowie von Ortsheimatpfleger Oliver Breiting und August Freimuth, die das Museum federführend ehrenamtlich leiten, wurde 2022 mit dem Heimatpreis der Stadt Lennestadt honoriert.
Die Räume werden auch für wechselnde Ausstellungen von Künstlern oder heimischen Vereinen genutzt, und jeweils am ersten Dienstag im Monat treffen sich hier Hobby-Ahnenforscher, die Namens- und Familienforschung betreiben und Anfragen gerne entgegennehmen.
Dinge anfassen ausdrücklich erlaubt
Die Sammlung wird gerne von Kindergartengruppen und Schulklassen besucht, die jedes Mal erstaunt sind, wie Eltern oder Großeltern gelebt und gearbeitet haben. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen ist im ZeitFenster das Anfassen der Ausstellungsstücke ausdrücklich erlaubt, sogar erwünscht, was das Museum außergewöhnlich macht. „Die Kinder sitzen vor einem Telefon mit Wählscheibe und fragen sich, wie das Ungetüm wohl funktioniert“, erzählt Oliver Breiting und lacht. Dinge, die für die ältere Generation selbstverständlich oder technischer Fortschritt waren, sind heute schon längst wieder überholt, sollen aber nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb sein Appel: „Bitte nichts wegwerfen! Wer noch historische Alltagsgegenstände, Bücher oder Briefe auf dem Dachboden hat – bitte bei uns anfragen, nicht entsorgen!“, so der Ortsheimatpfleger.
Um mangelndes Interesse an der Heimatgeschichte und die Zukunft des Ortes macht er sich keine Sorgen: „Immer wieder kommen Schülerinnen und Schüler, die im Archiv der Sammlung nach Informationen für Hausarbeiten stöbern, und auch bei den Vorbereitungen für die 1.025-Jahrfeier unter dem Motto „gestern – heute – Zukunft“ ist ein großes Engagement der jungen Generation zu sehen.“
Weitere Infos:
ZeitFenster Oedingen
Hunold-Rump-Straße 52
57368 Lennestadt-Oedingen
Ansprechpartner: Oliver Breiting, Tel. 02725/381
ortsheimatpfleger@oedingen.de
facebook: Oedinger ZeitFenster
Ansprechpartner Ahnenforschung: Meinolf Haite, Tel. 02725/441
www.museumslandschaft-kreis-olpe.de
Öffnungszeiten auf Anfrage