Zeit für Nistkästen

Praktische Tipps für Vogelfreunde

Der Wohnungsmarkt ist angespannt – nicht nur für Menschen. Meise, Spatz und all die anderen Kollegen aus der Vogelwelt haben zwar andere Hygiene- und Komfortvorstellungen, doch auch sie sind durchaus wählerisch. Alte Bäume mit kuscheligen Höhlen und Nischen in Hausfassaden werden für fliegende Interessenten leider deutlich weniger angeboten, als die Nachfrage es verlangt. Da kann man leicht Abhilfe schaffen und ein paar Nistkästen aufhängen. Allerdings ist Eile geboten. Für viele Vögel beginnt die Brutsaison schon im März. Die Wohnungssuche ist in vollem Gange. Mitte bis allerspätestens Ende März müssen die Kästen hängen.

Am besten vor Ort kaufen oder selberbauen

Wer der Natur wirklich etwas Gutes tun will, sollte allerdings nicht einfach ein billiges Produkt im Internet bestellen. Wenn der Kasten um die halbe Welt reisen muss und das Holz vielleicht nicht aus nachhaltigem Anbau stammt, hat er mehr Schaden angerichtet, als er je nützen kann. Am besten besorgt man sich das Material oder die fertigen Nistkästen direkt hier vor Ort. Einfaches Holz für wenig anspruchsvolle, kleine Bauarbeiten haben wir ja im Sauerland zur Zeit ausreichend übrig. Stefan Knippertz, Ranger beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW, gibt ein paar Tipps zu Bau und Pflege. Auf der Internetseite des NABU gibt es weitere Informationen und Artikel dazu.

Besenrein den Nachmietern hinterlassen

Aber nicht nur der Bau muss fachkundig sein. Ganz wichtig ist es, den Brutkasten nach jeder Brutsaison zu säubern. Am besten macht man das Anfang September. Später im Jahr ziehen nämlich vielleicht schon wieder Nachmieter ein: Hummelköniginnen, Siebenschläfer oder an besonders kalten Tagen auch Vögel. Auch wenn es komisch klingt: Bei der Reinigung verhält man sich am besten höflich und klopft vorher an. Eventuelle „Hausbesetzer“ wie Mäuse kommen dann herausgehüpft. Beim Klappeöffnen ist weiter Vorsicht geboten: zahlreiche, sehr kleine und sehr hungrige Bewohner kommen vielleicht zum Vorschein. Vögelflöhe können auch auf den Menschen überspringen. Am Stammtisch hört man gelegentlich Geschichten von kleinen, schwarzen Flohwolken, die der „Reinigungskraft“ für Tage „Spaß“ bereitet haben. Handschuhe sind da sehr hilfreich und den Abfall sollte man nicht ins eigene Heim mitnehmen. Besenrein reicht für die Vogelwohnung. Putzen mit Putzmitteln oder gar Desinfektionsmitteln ist hingegen eher schädlich.

Aus Möbeln werden Eigenheime

Reinhold Hölter mit dem Original-WOLL-Vogelkasten

Wer zum Selberbauen keine Lust oder Zeit hat, findet vielfältige, regionale Angebote, nicht zuletzt den Original-WOLL-Vogelkasten von Reinhold Hölter. Der Hobby-Holzhandwerker ist vielen Sauerländern bekannt, weil er seit Jahren auf den Weihnachtsmärkten der Region „Holz und mehr – Liebenswertes aus meinem Hobbykeller“ anbietet. Coronabedingt verkauft er im Augenblick seine humorvoll gestalteten Produkte von zu Hause über das Internet aus.

Wer gleich in mehrfacher Hinsicht etwas Gutes tun will, kann sich auch an einer ganz besonderen Aktion beteiligen. Die Geschichte dazu, die Stefan Knippertz zu erzählen weiß, beginnt im letzten Sommer mit einem Stapel alter Möbel in einem Secondhandladen der Diakonie Ruhr-Hellweg: unverkäufliche Möbel, aber zu schade zum Wegwerfen. „Zersägen und Nistkästen daraus bauen,“ schlug der Ranger vor. „Die ersten acht Nistkästen waren gerade fertig“, erinnert sich Knippertz, „da kam eine Anfrage von der Stiftung ‚Altes Forsthaus Rehsiepen‘ mit einer Bestellung von gleich 50 Stück.“ Nur 25 davon hängen tatsächlich im oberen Sorpetal. Die andere Hälfte ging als Spende an die Grundschule in Fleckenberg. „Die Schüler sollen die recht grob hergestellten Nisthilfen etwas schleifen und bemalen. Anschließend werden sie rund um Fleckenberg aufgehängt, so der Plan“, erzählt Stefan Knippertz. Am Anfang geschah das unter seiner fachkundigen Anleitung. Coronabedingt machen die Schüler jetzt als sinnvolle Beschäftigung in der Notbetreuung alleine weiter. Gemeinsam mit ihren Eltern werden die Kinder dann geeignete Plätze für die Nistkästen finden und auch die Patenschaft für die kleinen Eigenheime übernehmen. In den Augen von Stefan Knippertz eine Win-Win-Situation: „Die Diakonie kann die Möbel sinnvoll verwerten, die Schüler haben eine spannende Aufgabe und die Stiftung freut sich zusammen mit dem Ranger über eine gelungene Naturschutzmaßnahme!“

Mehr Naturschutz als erwartet?

Vielleicht helfen Nistkästen ja sogar noch gegen ein anderes Problem. Diese Idee hat zumindest der ehemalige Waldarbeiter Franz-Josef Knoche aus Berghausen. Schon vor Jahrzehnten hat er im Wald seines ehemaligen Arbeitgebers in Heiminghausen und im eigenen kleinen Bestand zahlreiche Nistkästen aufgehängt. Genau diese Wälder sind bisher vom Borkenkäferbefall weitgehend verschont geblieben. Ob da wirklich ein Zusammenhang besteht, müsste allerdings fachlich erst einmal geprüft werden.

Tipps zum Bau von Nistkästen vom Ranger Stefan Knippertz:
• Fichtenholz ist gut, wenn es gerade zur Verfügung steht. Fichtenholzkästen müssen aber alle zwei oder drei Jahre erneuert werden. Lärchenholz ist witterungsbeständiger.
• Die Größe des Einfluglochs bestimmt die Vogelart, die einziehen kann. Ein Durchmesser von 4 cm ist zum Beispiel gut für Spatzen und Meisen.
• Die Innenwände sollten sägerau bleiben. Das erleichtert den Vögeln den Ein- und Ausstieg.
• Der Boden sollte mindestens 17 cm unter dem Flugloch sein. Ansonsten können Katzen und Marder mit der Pfote nach einem leckeren Imbiss angeln. Um den hungrigen Räubern die Jagd so schwer wie möglich zu machen, sollte man auf eine Ansitzstange verzichten.
• Eine Klappe zur Reinigung darf man hingegen nicht vergessen, denn ein Nistkasten hilft nur, wenn er regelmäßig gereinigt wird.

Auch bei der Wahl des richtigen Standorts gibt es einiges zu beachten:

• Das Einflugloch muss in südöstliche Richtung zeigen.
• Der Nistkasten sollte zwischen 3 und 5 m über dem Boden angebracht werden, also mit etwas Sicherheitsabstand zu den hungrigen Tieren am Boden.
• Zu enge Nachbarschaft mögen viele Vögel nicht. Der Abstand zum nächsten Nistkasten sollte in der Regel mehr als 10 m betragen.
• Auch wackelnde Nistkästen kommen nicht gut an. Deshalb muss man die Kästen stabil befestigen. In noch lebenden Bäumen verwendet man dafür am besten Alunägel oder Drahtbügel.
• Vor dem Flugloch sollte genügend Platz für den Anflug gewährt werden.

WOLL-Nistkasten und mehr von Reinhold Hölter:
www.reinholdhoelter.de

Nistkästen aus gebrauchten Möbeln:
Kaufnett Filiale Arnsberg, Ruhrstraße 7-9.
Tel.: 0 29 31 – 96 38 240