„Ein Glücksgriff, dass wir uns so fantastisch ergänzen!“
Auf die Frage: „Wer von euch heißt denn Bigges?“, antworten Juliane und Hubertus Wüllner gleichzeitig: „Keiner!“ Die Schmallenberger Geschäftsleute und Inhaber des gleichnamigen Fachgeschäftes klären auf: „Unser Haus in der Oststraße 11 heißt seit Jahrhunderten ‚Bigges‘. Der Name hat die Generationen überdauert. Es wäre schade, wenn die Hausnamen verlorengingen. Sie gehören zum kulturgeschichtlichen Erbe der Stadt Schmallenberg. Viele Häuser haben hier eigene Namen. Allerdings bedarf es schon eines Blickes in die Vergangenheit, um zu den heutigen Bewohnern einen Bezug herzustellen“, ergänzt das Ehepaar Wüllner.
Als Geburtsstunde der Kaufmannsfamilie Wüllner wird das Jahr 1872 genannt. Seit dieser Zeit wird in dem Haus eine breit aufgestellte Warenvielfalt angeboten und verkauft. Der einstige Kolonialwarenhandel mit Textilien, Porzellan, Kunstgewerbe, Lebensmitteln und Feinkost bot eigentlich alles, was Einheimische und Gäste der Stadt sich wünschten. Hubertus Wüllner lacht: „Ja, eigentlich ist das richtig, aber das hört sich an, als hätten wir einen Bauchladen, üppig gefüllt, angeboten.“ Ganz so war es nicht. Die Wüllner- Generationen haben sich immer an dem sich ändernden Verbraucherverhalten orientiert, die Marktsituationen erkannt und entsprechend reagiert. So ist es bis heute geblieben. Aus der langen Familiengeschichte ist ein Fachgeschäft entstanden, das ein spezielles Sortiment für Wohnen und Design anbietet. Dazu gehören individuelle Wohntextilien, exklusive Koch- und Küchenartikel bis hin zu hochwertigen Designprodukten, Schmuck, edlen Ledertaschen – immer gern mit einem Quäntchen an handwerklicher Exklusivität. „Neben den Kundenwünschen berücksichtigen wir auch immer den Zeitgeist. Im Moment steht das Kochen im Fokus. Dadurch haben wir viele neue und erfreulicherweise viele junge Kunden und Familien im Geschäft“, berichtet Juliane Wüllner. Gebürtig aus Münster, kam sie 1988 nach Schmallenberg und heiratete den Einzelhandelskaufmann Hubertus Wüllner. „Wo die Liebe hinfällt“, schmunzelt sie und ergänzt: „Ich kannte das Sauerland. Regelmäßig in den Ferien war ich mit meiner Familie hier. Und dann lernte ich Hubertus kennen. Das Geschäft Wüllner- Bigges war mir schon ein Begriff. Aber als gelernte Krankenschwester hatte ich vom Einzelhandel gar keine Ahnung.“ Das sollte sich schnell ändern. Interessiert trat sie eine Stelle bei Rosenthal in Köln an, um das umfangreiche Thema Porzellan zu erlernen. 1989 stieg sie dann in das Unternehmen ihres Mannes ein. Seitdem arbeiten die beiden Seite an Seite im Unternehmen. „Ein Glücksgriff, dass wir beide uns so fantastisch ergänzen. Jeder hat seine Aufgaben und Schwerpunkte und das klappt wunderbar. Das gilt übrigens für unser komplettes Team“, freut sich Hubertus Wüllner. Ihm wurde der Kaufmann in die Wiege gelegt. „Früher wurde nicht lange diskutiert, was ich denn gerne mal machen möchte. Für meine Eltern war klar, dass ich das Geschäft übernehme und der Familientradition folge“, erklärt Hubertus Wüllner. Für ihn war es allerdings auch wichtig, so erinnert er sich, dass er als junger Mann ein paar Jahre in Frankfurt und Münster lernen und arbeiten konnte. Die Innovationen und Ideen von dort wurden im elterlichen Betrieb umgesetzt. Und welches Erfolgsrezept haben die beiden für ihr Geschäft?
Auch in diesem Punkt ist sich das Geschäftsehepaar einig: „Wir haben nie umsatzorientiert gearbeitet, sondern uns immer an den Kundenwünschen orientiert.“ Kein Wunder, dass Gäste der Stadt sagen: Einen Besuch in Schmallenberg, ohne bei Wüllner-Bigges vorbeizuschauen, gibt es nicht. Mit zwei Mitarbeitern, einer Halbzeitkraft und Helene Meier als Vollzeitbeschäftigte, blicken die beiden zuversichtlich in die Zukunft. „Warum sollten wir ans Aufhören denken? Weil wir beide über 60 sind? Quatsch. Uns macht die Arbeit großen Spaß und solange das so ist, freuen wir uns über jede Herausforderung und jeden neuen Trend.“