Wo Handwerk und Kunst sich treffen

Begeisterung und Leidenschaft für die Kunst des Stickens

Sticken ist nicht einfach. Nadel rauf und runter. Sticken ist Handwerk, Kunst, Wohlfühlbeschäftigung und Faszination pur! Sticken ist wie Finger-Yoga. Beruhigend und inspirierend. Entschleunigend und doch voller Energie. So steht es auf der Website der Deutschen Stickgilde (www. deutschestickgilde.de).

Man kennt sie, die Mütter und Schwiegermütter, die Tanten und älteren Damen, deren einziges Hobby das Sticken zu sein scheint. Überall gestickte Bilder, kleine Hampelmänner, sogar Einhörner, Kuschelpuppen, Kissen, Dekorationen in allen Formen. Stolz präsentieren sie ihre handwerklichen Kunstwerke: „Sieht das nicht schön aus? Da habe ich eine ganze Woche dran gestickt.“

Bärbel Ingeborg Zimber (68), geboren im Schwarzwald, hat aus dem Stickerei-Hobby einen Beruf gemacht. Vor über dreißig Jahren hat sie sich mit einer Handstickerei selbständig gemacht. Ihren erlernten Beruf hat sie sprichwörtlich an den Nagel gehängt und sich von da an mit unermüdlicher Leidenschaft dem Handwerk des Stickens verschrieben. Seit einigen Jahren betreibt sie mit ihrem Mann im Alten Bahnhof von Medebach das „House of Textile Arts“. Die englische Bezeichnung der Firma hat ihren Grund. Die hohe Kunst des Stickens hat Bärbel Ingeborg Zimber in einer anspruchsvollen Ausbildung in England gelernt. Nur noch dort wird das traditionelle Handwerk Sticken in seiner ganzen Breite und Tiefe ausgeübt. In Deutschland gibt es seit 2011 den Beruf Textilgestalter oder Textilgestalterin mit Schwerpunkt Stickerei. Die so ausgebildeten Textilgestalter arbeiten in der Textilindustrie und besticken Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Sportbekleidung, Bett- und Tischwäsche usw. mit Motiv und Zierstickereien. Das, was im House of Textlie Arts in Medebach gestickt wird, geht weit über diese Anwendungen und Produkte hinaus.

Vom Färben der Garne bis zum weltweiten Onlineshop

Entlang der gesamten Produktschiene, vom Färben der Garne, über die Veredlung, die weitere Verarbeitung und das Abpacken in verkaufsgerechte Verpackungen werden im Alten Bahnhof in Medebach die exklusivsten und hochwertigsten Garne für das historische Sticken produziert. In die ganze Welt werden die zahlreichen Produkte verschickt. Fast drei Viertel davon gehen nach Amerika, aber auch nach Australien, Südkorea und in viele andere Länder: Stickgarne „made in Medebach“.

Neben diesem kommerziellen Geschäft, die wirtschaftliche Basis für Bärbel Ingeborg Zimber und ihren Mann, hat in der Bahnhofstraße 5 in Medebach auch die Deutsche Stickgilde ihren Sitz. Die Deutsche Stickgilde e.V. wurde 1998 von einer kleinen Gruppe Stick-Enthusiasten gegründet. Hauptinitiatorin war Bärbel Ingeborg Zimber, die immer wieder von den vor allem Kursteilnehmerinnen, gefragt wurde, warum es überall auf der Welt eine Stickgilde gibt, nur bei uns nicht. Antwort auf die Frage: Weil noch keiner sie gegründet hat. Gesagt, getan! „Der Verein veranstaltet heute Stricktreffs, Workshops, bildet aus und weiter, fördert gemeinsames Sticken, ist auf regionalen Ausstellungen und internationalen Treffen vertreten, um ein wunderschönes Handwerk in die Sichtbarkeit zu bringen“, erzählt Stickexpertin Zimber.

Quicklebendige Treffpunkte

„Sticken ist mein Leben geworden!“, sagt Bärbel Ingeborg Zimber beim Besuch im Kompetenzzentrum. Die Medebacherin konnte in der Vergangenheit viele Initiativen in die Wege leiten und an vielseits beachteten Projekten mitarbeiten. Das längste Stickstück mit 560 verschiedenen Musterteilen gehört ebenso dazu wie die Suche nach den unzähligen, kreativen Stickstichen. Über 3.000 derselben hat Bärbel Ingeborg Zimber dokumentiert. Im Medebacher Kompetenzzentrum für das Stickereihandwerk stehen auch über 100 zum Teil einzigartige Bücher über das Sticken in den Regalen. Einmal im Monat können Interessierte das Kompetenzzentrum und die Werkstätten in der Bahnhofsstraße 5 in Medebach besuchen und sich über das traditionelle Stickhandwerk und die vielen Facetten informieren und dort auch die ausgestellten Kunsthandwerke besichtigen. „Ich freue mich über interessierte Besucher aus dem Sauerland und vor allem auch über Gäste, die das Sauerland besuchen“, berichtet die Stickereiexpertin und bemängelt dabei, dass dieses einzigartige Kompetenzzentrum für ein traditionelles Handwerk leider immer noch nicht ausreichend bekannt ist.

House of Textile Arts
Bahnhofstraße 5 · 59964 Medebach
02982 9306020
hota@houseoftextilearts.eu
www.housetextilearts.eu