Zwischen Hanxleden und Sögtrop liegt Kirchrarbach. Das Rarbachtal wird im Norden vom Ehrenberg und dem Steimel und im Süden von der Istert und dem Ringelskopf eingerahmt. Von dort fließen die Deitmecke, Sungesiepen, Pamecke und unterhalb der Ortsmitte die Sellmecke in den Rarbach. Zahlreiche Wanderwege führen hinab ins Dorf, wo gemütliche Gasthöfe und Freizeitmöglichkeiten locken. Nicht zu übersehen ragt die weiße St. Lambertus Pfarrkirche mit ihren schwarzen, spitz zulaufenden Türmen und Dächern neben einem kleinen, gepflegten Friedhof in den Himmel. Ein Schriftzug auf dem Turmmauerwerk deutet darauf hin, dass die Kirche in ihrer ursprünglichen Form bereits 1257 errichtet wurde. Seitdem prägt sie das Ortsbild.
Wechselvolle Geschichte einer bemerkenswerten Kirche
In wissenschaftlicher Hinsicht gehört die Kirche zu den bemerkenswertesten Zeugnissen des Kirchenbaus im Sauerland. Für die Bevölkerung ist sie zudem ein geschätztes Identifikationsobjekt. Rund 560 Mitglieder zählt die Gemeinde. Dazu gehören nicht nur die Kirchrarbacher, sondern acht weitere Dörfer. Sie alle haben eine eigene Kapelle, aber die einzige Kirche steht in Kirchrarbach. Diese erlebte eine wechselvolle Geschichte. Bereits im Jahr 1795 brannte das Pfarrhaus ab. Das Feuer vernichtete dabei auch fast den gesamten Archivbestand. 1813 wurde die erste Orgel gekauft. Der Kreuzweg, der schon im 18. Jahrhundert bestand, wurde in den Jahren 1859 und 1860 neu errichtet, als auch die Kreuzkapelle auf dem Steimel gebaut wurde. Anfang des vergangenen Jahrhunderts zerstörte ein Blitzschlag den Turm, der danach in achteckiger Form wiederaufgebaut wurde. 1912 folgte ein grundlegender Umbau und eine Erweiterung in neuromantischem Stil. Dabei blieben nur der alte Chor aus dem 14. Jahrhundert und die Sakristei aus dem Jahre 1824 erhalten. In den 1970er Jahren wurde die Kirche erneut gründlich renoviert. Dabei wurden alte Kirchenmalereien nicht nur übermalt, sondern bis auf die einzige erhaltene über dem Altar komplett entfernt.
Vieler Hände Arbeit
Vor zwei Jahren kamen dann erste Überlegungen auf, die inzwischen Veränderungen gewohnte Kirche erneut zu renovieren. Schnell kam man zu dem Entschluss, dass es mit Reparaturarbeiten allein nicht getan sein würde. Und so fasste man ins Auge, das Konzept der Kirche komplett zu überdenken. Von Anfang an wurde dabei die gesamte Gemeinde miteinbezogen. Und so wurden Ideen gesammelt und Gestaltungsmuster kreiert und auch diejenigen, die sonst eher selten die Kirche betreten, waren mit von der Partie.
Die Kirchrarbacher Kirchengemeinde hat sich immer wieder durch eine außerordentliche Bereitschaft zur Eigenleistung hervorgetan. Als die Arbeiten am 22. September endlich beginnen konnten, waren erneut viele helfende Hände zur Stelle. Mit 24 Gemeindemitgliedern wurde kräftig angepackt und die gesamte Kirche ausgeräumt. Sämtliche Kunstgegenstände aus dem reichhaltigen Inventar der Kirchengemeinde wurden für die Restaurierungsarbeiten zu den zuständigen Kirchenmalern nach Essen gebracht.
Zunächst musste der Fußboden der leeren Kirche zum Schutz mit Folie und anschließend mit Hartfaserplatten ausgelegt werden. Als auch der Altar unter Holzplatten verschwunden und geschützt war, konnte das Gerüst aufgebaut werden. Mehrere Etagen hoch wurde die gesamte Kirche von innen eingerüstet. Nachdem die Wände mit Schwämmen komplett gereinigt waren, konnten die Malerarbeiten beginnen. Farben wurden gemischt und Muster aufgezeichnet. Alles erfolgte in Abstimmung mit dem zuständigen Gremium des Erzbistums Paderborn sowie auch mit der Gemeinde. So war sichergestellt, dass alle mit dem Ergebnis zufrieden sein würden.
Eigenleistung: Eine Kirchrarbacher Maxime
Insgesamt leisteten 100 Leute bis in den Dezember 2017 hinein etwa 1000 Arbeitsstunden, um die Renovierung vom ersten Handgriff bis zum letzten Pinselstrich durchzuführen. Ohne die Unterstützung der Kirchenmitglieder wären die Renovierungsmaßnahmen nicht realisierbar gewesen, da das Erzbistum Paderborn zwar 70% der Kosten übernimmt, die restlichen Kosten aber durch die Gemeinde gestemmt werden müssen. Für jedes Gewerk gab es einen Ansprechpartner vor Ort. In der Regel erklärten sich Rentner zu dieser Aufgabe bereit. Besonders ein 82jähriger ehemaliger Schreiner war unermüdlich im Einsatz und hat am Ende wohl auch die meisten Arbeitsstunden geleistet.
Erfreulicherweise gab es aber auch viele junge Leute, die engagiert mit anpackten und halfen, wo Hilfe benötigt wurde. So kam trotz der vielen Arbeit auch der Spaß nie zu kurz. Essen und Getränke jeglicher Art waren immer ausreichend vorhanden und so wurde auch der ein oder andere Sonntag durchgearbeitet. Es galt ein besonderes Ziel zu erreichen, denn das projektleitende Kirchenvorstandsmitglied Hubert Engelhard glaubte fest daran, dass die Gemeinde Weihnachten in der frisch renovierten Kirche feiern können würde. Zwar hatte der Architekt noch wenige Wochen vor diesem Termin Bedenken, schließlich waren ursprünglich vier bis sechs Monate Bauzeit geplant und nicht drei, tatsächlich aber war die Kirche schon eine Woche vor Weihnachten fertig. Da die Gemeinde jedoch erst an Weihnachten die erste Messe darin feiern wollte, geduldete man sich noch weitere sieben Tage. Dann aber war es soweit und 230 Menschen besuchten an Heilig Abend die feierliche Messe und bewunderten ihre „neue“ St. Lambertus Pfarrkirche.
Es werde Licht!
Beim Betreten der Kirche blickt man nun als erstes auf das Taufbecken, das näher am Eingang steht. Eine Idee des Architekten und ein Symbol dafür, dass mit der Taufe alles seinen Anfang nimmt und man in die Kirchengemeinde aufgenommen wird.
Nachdem sich die Kirchgänger auf den abgeschliffenen, lackierten und nun auch gepolsterten Sitz- und Kniebänken niedergelassen haben, lässt sich die renovierte Kirche in Ruhe betrachten: Die Farben von Wand und Fußboden sind nun nicht mehr Ton in Ton, sondern heben sich deutlich voneinander ab. Und auch die zum Großteil rekonstruierten Zeichnungen und Malereien an den Wänden sind farblich optimal abgestimmt und strahlen Ruhe und Wärme aus. Wer die Kirche schon vorher mit wachen Augen betreten hat, dem fällt auf, dass auch die Figuren aufgearbeitet worden sind und die Bilder nun in kräftigeren Farben leuchten. Unterstützt wird das alles zusätzlich durch eine neue, genau durchdachte Beleuchtung. Das fällt besonders ins Auge, wenn man als Besucher im gläsernen Eingangsbereich steht, der in die Kirche hineinragt, sodass der gesamte Raum einsehbar ist. Geradeaus richtet sich der Blick auf den alten Chor, dessen Farben im Licht bunt leuchten und der sich durch die dunkleren Bänke vom Kirchenschiff abhebt. Dann wird die Aufmerksamkeit nach links gezogen: Die erneuerte Deckenmalerei über dem Altar strahlt in Gold und Weiß und die Hostie über dem Kelch leuchtet so hell, als würde alles Licht allein von ihr ausgehen.
Nach der Renovierung ist nicht mehr nur das Gebäude denkmalgeschützt, sondern nun auch das Inventar. Die Kirchengemeinde hat ganze Arbeit geleistet und die St. Lambertus Pfarrkirche ist nun gut gerüstet für viele weitere festliche Gottesdienste in Kirchrarbach im idyllischen Rarbachtal.