„Wir suchen nicht nur die Olympiateilnehmer“

Metall- und Elektro-Industrie bietet glänzende Ausbildungs- und Berufsperspektiven 

Die Metall- und Elektro-Industrie gilt als „das Herz der Wirtschaft“ mit sehr guten Ausbildungs- und Berufsperspektiven. Damit „dieses Herz weiter im Takt schlägt“, nimmt die Ausbildung des Nachwuchses eine bedeutende Rolle ein. Die Zahlen für die M+E-Unternehmen im Hochsauerlandkreis und Kreis Soest sind beeindruckend: Die Ausbildungssituation ist trotz der pandemiebedingten Krise mit 1,6 Stellen für eine Bewerbung mehr als gefestigt, der Anteil der Auszubildenden beträgt gute fünf Prozent der Gesamtbelegschaft. „Unsere Unternehmen zeichnet ein hohes Ausbildungsengagement aus“, erklären Egbert Neuhaus und Dr. Volker Verch. „Eigene, gut ausgebildete Azubis sind ein Pfund für die Zukunft, auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der Region.“ 

Egbert Neuhaus ist (ehrenamtlicher) Vorsitzender, Dr. Volker Verch Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte, der im Hochsauerlandkreis, im Kreis Soest, in der Region Hamm sowie im Kreis Unna die Interessen von 360 Betrieben mit 60.000 Beschäftigten vertritt und ihnen ein breites Leistungsspektrum anbietet. Neuhaus und Verch wissen, wovon sie reden und registrieren, dass sich „der Ausbildungsmarkt zu einem Nachfragemarkt“ entwickelt hat. Die demografische Entwicklung und die Tatsache, dass immer mehr junge Menschen studieren (wollen), bereiten den Unternehmen Probleme. „Das Studium ist nicht das Maß aller Dinge“, so Verch. „Die duale Ausbildung in der Metall- und Elektro-Industrie bietet genug Möglichkeiten junge Menschen zu fördern, sich nach der Ausbildung weiterzubilden und auch zu studieren.“  

MINT-Fächer spielen eine wichtige Rolle 

Vor diesem Hintergrund nimmt die Nachwuchswerbung beim Unternehmensverband eine bedeutende Rolle ein, der Verband geht buchstäblich voran. „Mit großer Freude“ erinnern Neuhaus und Verch sich an ihre Besuche in Kindergärten und Grundschulen. „Diese landesweite Aktion war eine Riesensache, Kinder für technische Berufe zu begeistern und zu zeigen, dass Technik kein Zauberwerk ist.“ Großen Wert legt der Verband auf die Vermittlung von Kenntnissen in den sogenannten der MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und unterstützt entsprechende Projekte in Kindergärten, Grundschulen und allen weiterführenden Schulen. Die landesweit für Aufsehen sorgenden, riesigen M+E-Info-Trucks informieren über die zahlreichen Ausbildungsmöglichkeiten. Erfolgreich arbeiten auch die Arbeitskreise Wirtschaft/Schule, in denen sich die Lehrkräfte u. a. über die Berufsfelder in den Betrieben informieren und ihre Erfahrungen und Erkenntnisse den Schülerinnen und Schülern weitermitteln können. 

„Arbeitsmarktpolitik ist auch Schulpolitik“ (Volker Verch) 

Apropos Schulen: Sie nehmen bei der Berufsvorbereitung eine bedeutende Rolle ein. „Die Weggabelung findet im Elternhaus und in der Schule statt“, betont Verch. „Die Grundverantwortung liegt im Elternhaus, die Schulen haben aber eine besondere Verantwortung, einen Ergänzungsauftrag.“ Für den Unternehmensverband steht klipp und klar fest: „Die Arbeitsmarktpolitik ist auch Schulpolitik.“  Daher begrüßen Neuhaus und Verch insbesondere die NRW-weite Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“, mit der die Schülerinnen und Schüler ab der 8. Jahrgangsstufe bei der Berufs- und Studienorientierung unterstützt werden. Der Unternehmensverband pflegt engen Kontakt zur Bezirksregierung in Arnsberg, die diese Initiative seit Jahren umsetzt.  

Egbert Neuhaus

„Die soziale Herkunft darf kein Kriterium sein“ (Egbert Neuhaus) 

Der Unternehmensverband ist sich in diesem Zusammenhang seiner sozialen und gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst: „Die soziale Herkunft darf kein Kriterium bei der Berufs- und Studienwahl sein“, erklärt Neuhaus mit Nachdruck. „Für Schülerinnen und Schüler, die vor dem Antritt einer Lehre schulischen und sozialen Nachholbedarf haben, gibt es für die M+E-Betriebe einen Tarifvertrag zur Förderung der Ausbildungsfähigkeit.“ Schulische Defizite sollen abgebaut und soziale Kompetenzen erworben werden, um Ausbildungsfähigkeit zu erwerben. „Wir suchen als Nachwuchs nicht nur die Olympiateilnehmer“, meint Verch.  

Die Metall- und Elektroindustrie bietet rund 40 Ausbildungsberufe mit hoher Übernahm-Quote in den Betrieben. Die Palette reicht vom Anlagenmechaniker über Industriekaufmann, Mikrotechnologe und Werkstoffprüfer bis zum Zerspanungsmechaniker.  Als „besonderes Beispiel“ nennt Verch den Beruf des Gießereimechanikers „mit exzellenten Entwicklungschancen, die auch zur Promotion führen können. Gießereimechaniker sind begehrt.“ Was die Bezahlung der Azubis betrifft, so liegen die Gehälter in der M+E-Industrie vielfach höher als in anderen Branchen.  Ein(e) Industriemechaniker(in) und ein(e) Industriekaufmann/frau erhalten im Tarifbezirk NRW im ersten Ausbildungsjahr rund 1.000 Euro.  Ein Facharbeiter kann im Laufe seines Berufslebens in der M+E-Industrie auf einen Verdienst von gut 55.000 Euro kommen.