„Wir sind die Heimat.“

5 Fragen auf der WOLL-Bank an WOLL-Chefredakteur Paul Senske

Als vor fast zehn Jahren im WOLL-Verlag das erste Buch „Ja, bin ich denn der Leo?“ von Herbert Knappstein erschien, da schrieb Paul Senske als Chefredakteur von Radio Sauerland in seinem Grußwort unter anderem diesen Satz: „Als ich mir dieses Werk zum ersten Mal zur Hand nahm, kam ich aus dem Schmunzeln nicht wieder heraus.“ Dieses herzliche und freundliche Schmunzeln über die Sauerländer und ihre Lebensart, begleitet den Neheimer Jungen Zeit seines Lebens. Wie kaum ein anderer liebt er das Sauerland und seine Menschen und besonders ihre ehrliche, bodenständige, direkte und humorvolle Art.

WOLL: Paul, du bist in der Welt herumgekommen. Du hast jahrelang in Bonn als Journalist gearbeitet. Radio Sauerland aufgebaut, und daraus eine regionale Medienmarke gemacht. Vor ein paar Wochen warst du beim Finale der Tour de France unterwegs. Mal ehrlich, wo ist es am schönsten?
Paul Senske:
Im Sauerland ist es am schönsten. Aber einmal in der Woche muss ich raus aus dem Sauerland. Einmal nach Bochum und einmal nach Dortmund. In Bochum ist mein Sohn teilweise zu Hause. Und in Dortmund meine Tochter. Aber meine Basis ist und bleibt das Sauerland.

WOLL: Journalisten und die Medien werden ja insgeheim als die vierte Gewalt in unserem Staat angesehen. Was macht einen guten Journalisten aus und was einen guten Heimat-Journalisten?
Paul Senske:
Ein guter Journalist muss ein Journalist sein, der erstens unabhängig berichtet, der sich zweitens nicht beeinflussen lässt und der vor allen Dingen keine Partei nimmt. Das ist wichtig. Ein Heimat-Journalist muss eindeutig emotional zur Heimat stehen. Wir sind die Heimat. Hierfür setze ich mich ein. Hier komme ich her. Für mich ist der Begriff Provinz daher nichts Negatives, das ist wo ich herkomme. Ich behalte aber auch den Bezug nach außen.

WOLL: Als bekennender Sauerländer kannst du uns sicher sagen, was das Sauerland und die hier lebenden Menschen von anderen Regionen und Stämmen unterscheidet?
Paul Senske:
Die Sauerländer sind sehr bodenständig und heimatverbunden. Das ist eindeutig so. In vielen anderen Regionen ist das nicht so. Die Sauerländer sind auch ehrlich und sie sind verlässlich. Am Anfang sind sie etwas schwierig zu nehmen, man muss erst ihr Vertrauen gewinnen, wenn man von außen kommt. Wenn man das Vertrauen der Sauerländer einmal gewonnen hat, kann man sich immer auf sie verlassen.

WOLL: Neben der Familie und dem Beruf spielt Fußball in deinem Leben eine große Rolle. Was kann man beim Sport fürs Leben lernen?
Paul Senske:
Ich liebe den Teamsport, und im Teamsport muss man sich unterordnen. Man muss Regeln befolgen. Das gilt genauso für das Leben. Im Leben gibt es Regeln, wie man mit den Menschen auskommt. Das gibt es auch auf dem Fußballplatz. Das ist eine emotionale Basis. Und Emotionen gehören auch zum Leben dazu. Man muss seine Emotionen allerdings auch in den Griff kriegen. Beim Sport, speziell beim Fußball, bekommt man die Emotionen in den Griff. Spätestens wenn das Spiel vorbei ist, gibt man sich die Hand, auch wenn man sich vorher richtig beharkt hat.

WOLL: Jetzt die ganz entscheidende Frage, du hast drei Wünsche frei. Was würdest du dir jetzt für das Sauerland wünschen?
Paul Senske:
Erstens, dass das Sauerland noch höhere und größere Anerkennung findet, als es bisher gefunden hat. Da gibt es nämlich noch einige Probleme aufzuarbeiten. Zweitens, dass das Sauerland mehr wertgeschätzt wird. Auch von außen. Weil immer gesagt wird, ihr kommt aus dem Sauerland, wobei da teilweise ein bisschen Bewunderung drinsteckt. Dass die Menschen auch weiterhin hier Arbeit haben. Das ist ganz wichtig. Und vor allen Dingen, dass der Anschluss in die Zukunft hier geschafft wird. Das ist das Entscheidende. Dass man sich nicht abschottet, sondern auch ein bisschen städtische Elemente mit hineinbekommt. Denn Stadtluft macht auch frei. Für mich ist das auch wichtig, dass ich einmal in der Woche, oder alle 14 Tage mal rausgehe. Nach Dortmund fahre. In Dortmund und Bochum bin ich morgen Nachmittag. Da freue ich mich schon drauf.