„Wir fangen an, wo andere aufhören“

Quelle: Georg Giannakis

Tüfteln und Reparieren im Warsteiner Repair Café  

Verflixt! Ausgerechnet dann, wenn es so gar nicht passt, geben Fön oder Kaffeemaschine ihren Geist auf. Schon wieder ein Teil für den Müll. Dabei hat man sich doch so fest vorgenommen, weniger wegzuwerfen, mehr für die Umwelt zu tun. Aber alle zwei, drei Jahre… komisch – fast genau alle zwei Jahre… geht wieder etwas kaputt. Doch Wegwerfen muss nicht die nächste Option sein. Zumindest nicht, wenn man ein Repair-Café in seiner Nähe hat.  

Horst Stallmeister vom Repair Café in Warstein kennt das Problem der Obsoleszenz* nur zu gut: „Viele Kaffeemaschinen sind so gebaut, dass sie nur eine gewisse Zeit halten. Dann ist der Durchlauferhitzer durchoxidiert, Wasser tritt aus, es kommt zum  Kurzschluss.“ Oft überschreiten die Kosten für ein Ersatzteil die Kosten der Neuanschaffung. Die meisten Geräte landen deshalb auf dem Müll. Bei anderen Geräten würde ein Ersatzteil zwar nur zwei, drei Euro kosten, aufgrund der Bauweise ist ein Austausch aber nicht möglich.  

Wenn Können wertgeschätzt wird 

Kaffeevollautomaten repariert Stallmeister übrigens am liebsten: „Die sind sehr kompliziert, eine Herausforderung für mich – aber man hat auch sehr häufig Erfolg“. Der gelernte Elektriker hat 42 Jahre in der LWL-Klinik gearbeitet. 30 Jahre lang hatte er – im Zusammenhang mit der Arbeitstherapie – eine Fahrradwerkstatt. Die betreibt er, jetzt als Rentner, ehrenamtlich weiter. Einmal in der Woche ist sie geöffnet. Dazu kommt die Arbeit im Repair-Café: „Es ist schön, wenn man seine Fähigkeiten weiter unter Beweis stellen kann.“ Mit ihm arbeiten hier Siegfried Schenuit, ebenfalls Elektriker und Egbert Risse, gelernter Schlosser, als ehrenamtliche Handwerker. 

2020 wurde das Repair Café gegründet, gemeinsam von „Wir für Warstein“ und dem Stadtmarketing. Lieselotte Alz, eine der Mitbegründerinnen, ist voll des Lobes für die Handwerker: „Hilfsbereitschaft, Offenheit und Umweltbewusstsein zeichnen die drei Männer aus. Es sind ganz nette, aufgeschlossene Menschen, denen es um die Freude am Reparieren geht.“  Davon kann sich jeder bei einem Besuch im Repair-Café überzeugen. Wer mit seinen defekten Gerätschaften kommt, wird auch gleich in den Reparaturprozess mit einbezogen. „Unsere Hilfe soll Hilfe zur Selbsthilfe sein“, beschreibt das Lieselotte Alz. Wer möchte, kann die Wartezeit auch im Café verbringen, schließlich ist es ein Repair-Café.  

Hand-in-Hand-Arbeiten 

Die Atmosphäre untereinander ist spürbar gut, man hilft sich gegenseitig. Wenn einer der Elektriker nicht da ist, hilft Egbert Risse mit, nimmt Geräte an, wirft einen ersten Blick darauf: „Ich bin zuständig für alles, was keinen Strom hat.“ Die Reparatur an Elektrogeräten übernimmt grundsätzlich ein Elektriker. „Nur zuhause darf ich auch mal ein Elektroteil reparieren“, sagt der gelernte Schlosser. Seinen Elektriker-Kollegen guckt er gern mal bei der Arbeit zu – und lernt dabei: „Letztens war noch ein Kärcher-Sauger hier, der Anschalter war kaputt. Unser Elektriker, der Siegfried, hat dann einen ganz normalen Wippschalter eingebaut. Es muss nicht immer Original-Hersteller-Teil sein. Auch so ist die Funktion da und die Sicherheit gegeben.“ 

Freunde am Tüfteln und Reparieren 

Alle drei Handwerker haben Freude am Reparieren und Tüfteln, egal ob es die Kaffeemaschine, der Rasenmäher, der Papierschredder die Heckenschere und Motorsäge ist. Die Bandbreite ist groß. „Aufgeben ist die letzte Option. Wir fangen da an, wo andere aufgeben“, sagt denn auch Egbert Risse und lacht. „Manchmal haben wir ja Glück, dass wir wieder etwas reparieren können –  manchmal auch nicht.“ 

Viele – meist ältere Menschen – sind froh, dass es das Repair-Café überhaupt gibt. Auf ihre Gerätschaft, die viele Jahre ihren Dienst getan hat, möchten sie nicht gern verzichten. Wenn eine Reparatur gelungen ist, sind sie glücklich und dankbar. Die Reparaturen übernehmen die Ehrenamtlichen kostenlos, freuen sich aber auch über „einen Obolus ins Schweinchen – für den guten Zweck“. 

Die Frauen im Team 

Tüfteln muss Bärbel Grewe nicht, aber auch sie trägt auch zur Nachhaltigkeit bei. Die Hobbyschneiderin erledigt die ein oder andere kleine Näharbeit, damit Kleidungsstücke nicht weggeworfen werden müssen: „Einige Männer können z. B. keine Knöpfe annähen, das nehme ich dann in die Hand.“ 

Um den Empfang und das Café kümmern sich die Frauen im Team. Das Café ist zum gern genutzten Treffpunkt geworden. Platz ist reichlich vorhanden im Haus Nr. 33 in der Lindenstraße. „Die Räume wurden kostenfrei vom LWL zur Verfügung gestellt.“ berichtet Lieselotte Alz. „In Zukunft wird der Standort aber verlegt, weiter in Richtung Stadtmitte. Darauf freut sie schon, genauso wie Doris Gerntke-Ehrenstein, die die Leitung des Repair-Cafés hat. 

Nachhaltiges Handeln wird im Warsteiner Repair Café vorgelebt. Eine Lebenseinstellung, die auch immer mehr junge Menschen fordern.  Obwohl es bisher überwiegend ältere Menschen sind, die den Weg ins Repair-Cafés finden. Bisher…