Winterberg bewirbt sich als Modell-Destination

Quelle: WTW

Reger Austausch über Konzept mit Landesregierung / Digitalisierung, Besucherlenkung, Testung, Sicherheit und Vertrauen tragende Säulen

Das Telefon klingelt derzeit öfter im Büro von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Am anderen Ende der Leitung ist dann häufig Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann. Das Thema: Die massiven Auswirkungen des Lockdowns auf die Tourismus-Branche und damit auf Winterberg als eines der touristischen Aushängeschilder des Landes NRW. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen allerdings nicht die allerorts zu hörenden rein theoretischen Forderungen nach Öffnungs-Perspektiven. Nein, Beckmann und Pinkwart werden konkreter, sie besprechen die Möglichkeit, die Ferienregion Winterberg-Hallenberg als Modell-Destination für eine verantwortungsvolle touristische Öffnung in Corona-Zeiten zu etablieren. Grundlage dieser Gespräche ist ein umfangreiches Konzept, das die Verantwortlichen der Winterberg Touristik und Wirtschaft sowie der Stadtverwaltung erarbeitet haben. Es wird das „Pinkwart-Papier“ genannt. Im Rahmen eines Gesprächs zwischen Unternehmern und dem Minister bei der IHK Hellweg/Sauerland in Arnsberg, an dem auch Winterberger Unternehmer teilgenommen haben, wurde der Winterberger Ansatz seitens des Ministers ebenfalls thematisiert und als gangbarer Weg in eine neue Normalität eingeschätzt.

Die erfolgreiche Öffnung der Skilifte sowie des Einzelhandels in der vergangenen Woche ist Wasser auf die Mühlen für das ambitionierte Projekt. „Der Restart hat gezeigt, dass unsere Hygiene-Konzepte funktionieren, die Gäste sich an die Regeln halten und wir so Schutz und Sicherheit von Gästen und Einheimischen mit Öffnungs-Strategien ideal verknüpfen können“, sagen Michael Beckmann und WTW-Geschäftsführer Winfried Borgmann. Nun gelte es, auch an andere Bereiche wie die Beherbergungsbranche, die Gastronomie und Freizeitanbieter zu denken. „Wir sind diesbezüglich sehr froh über den engen Austausch mit den Akteuren in Düsseldorf. Die Netzwerke greifen und das Zusammenspiel von lokaler und Landesebene funktioniert“, betont Michael Beckmann. Die inhaltliche Basis für eine Vertiefung der Gespräche sei das so genannte „Pinkwart-Papier“. Tragende Säulen des Konzeptes sind die Bereiche Digitalisierung, Besucherlenkung, Testung, Sicherheit und Vertrauen. „Wir haben bereits im Sommer 2020 sehr gute Erfahrungen mit unseren Maßnahmen gemacht. Darauf aufbauend haben wir das Konzept erweitert und vertieft“, so Winfried Borgmann.

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Eigenes Testzentrum für Einheimische und Gäste geplant

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion in der Öffentlichkeit wird ein wesentlicher Punkt für die Umsetzung des Modellvorhabens die lokale Teststrategie in Winterberg sein. Geplant ist deshalb die Etablierung eines zentralen Testzentrums unter Einbeziehung der lokalen Netzwerke auf dem Oversum-Parkplatz am Kurpark. „Dort können sich sowohl Einheimische als auch Gäste tagesaktuell testen lassen, um dann mit größtmöglicher Sicherheit ihre Freizeit in Winterberg genießen zu können“, sagt Winterbergs Bürgermeister. Auch die aktive Einbindung alle Bürgerinnen, Gäste sowie der Arbeitgeberinnen und deren Belegschaften in die Teststrategie sei in Anlehnung an das erfolgreiche israelische Test-System vorgesehen. „Der Gesundheitsschutz unserer Bürgerinnen und Bürger steht bei allen Überlegungen an erster Stelle“, so Beckmann weiter. Ein weiteres Puzzleteil der Strategie ist die Testung der Übernachtungsgäste. Dafür stehe in Winterberg ein kompetentes und aktives Gesundheitsnetzwerk von Apothekern, Ärzten und medizinischem Fachpersonal zur Verfügung.

Zu einem verantwortungsvollen Tourismus gehört zudem eine intelligente Besucher-Lenkung, um große Menschenansammlungen an zentralen Orten zu verhindern. Um dies zu gewährleisten nimmt die Digitalisierung im „Pinkwart-Papier“ einen großen Raum ein. „Die Digitalisierung wurde bei uns ja schon vor Corona in allen touristisch relevanten Branchen forciert. Diese Entwicklung werden wir auch für das Modellvorhaben nutzen und ausbauen. Bestes Beispiel ist die „QR 19“-App zur Kontaktnachverfolgung in Verbindung mit der SauerlandCard, mit der wir nicht nur schnell und sicher die Kontaktdaten erfassen, sondern auch gezielt die Besucherströme lenken können“, betont Winfried Borgmann. Die App zeige, welches Potenzial und Fachwissen in den heimischen Agenturen stecke. „Auf diese Expertise und dieses Netzwerk werden wir auch weiterhin intensiv zurückgreifen und schauen, wie wir mit den Dienstleistern vor Ort kooperieren können. Wir benötigen aber auch Unterstützung seitens der Landesregierung, zum Beispiel bei der Anbindung der QR 19-App an das Gesundheitsamt.“ Das Forcieren von bargeldloser Zahlung, dem Online-Ticketing, Terminvereinbarungen im Handel und im Freizeitbereich sowie dem Parkplatz-Management über vorhandene Ampelsysteme trage zudem dazu bei, das Gästeaufkommen gezielt zu steuern und zu kontrollieren und so Vertrauen zu schaffen bei Gästen und Einheimischen gleichermaßen.

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Beherbergungs-Betriebe sollen mit 50 Prozent Auslastung starten

Eine große Bedeutung kommt auch der SauerlandCard zu. Sie erhält jeder Übernachtungsgast und dient damit als digitaler Meldeschein mitsamt Kontaktdaten sowie als Eintrittskarte für viele Freizeit-Angebote in der Region. „Wir schaffen mit der Card in Verbindung mit der QR 19-App viele Synergie-Effekte für Gäste und Gastgeber. Dies gilt es weiter auszubauen. Weitere Maßnahmen, um Vertrauen in die Urlaubsregion zu schaffen, ist auch eine bewusste Besucher-Reduzierung bei den Freizeit-Angeboten vom Schwimmbad über Indoor-Spielplätze bis hin zur Wellness über kontingentierte und digitale Ticket-Systeme und Terminvergaben“, erläutert Winfried Borgmann und betont, „dass unsere Tourismus-Destination über ein enorm breites Angebot an Freizeit-Aktivitäten verfügt, das enorm dabei hilft, Besucherströme gezielt zu entzerren.“ Dies funktioniere mit aufeinander abgestimmten Angebots-Kampagnen, die beworben werden, um die Gäste zu lenken.

Für einen sicheren und erfolgreichen Tourismus ist natürlich die Beherbergungs-Branche, die aktuell noch keine Öffnungsperspektive hat, ein elementarer Baustein. Auch in diesem Bereich gilt im „Pinkwart-Papier“ der Grundsatz „weniger ist mehr“! Ganz konkret sieht das Konzept in einer ersten Phase eine maximale Auslastung der Bettenkapazitäten in Hotels und Pensionen von 50 Prozent, in einem zweiten Schritt dann von 70 Prozent vor. Hinzu kommt das geplante „Wohlfühlsiegel Winterberg“ mit detailliert hinterlegten Hygieneschutz-Kriterien. Betriebe, die diese Kriterien erfüllen, erhalten das Siegel als zusätzliches Qualitätsmerkmal für sicheren und hochwertigen Urlaub in der Ferienregion Winterberg-Hallenberg.

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Hausaufgaben sind in Winterberg gemacht

„Wir als Stadtverwaltung sowie Winterberg Touristik und Wirtschaft, unsere Unternehmen aus allen Branchen, die Arbeitnehmer*innen und Einheimischen stehen für einen verantwortungsvollen, sicheren Tourismus. Dies zeigen die umfassenden Hygieneschutz-Konzepte, die sich schon im Sommer 2020 bei hohen Gästezahlen erfolgreich bewiesen haben und die wir nun mit dem Pinkwart-Papier noch einmal ausbauen und verbessern. Auch wir möchten im besten Falle damit das Infektionsgeschehen weiter kontrollieren und eindämmen, die Inzidenzen runterfahren sowie einen unbeschwerten Urlaub ermöglichen. Deshalb ist der Winterberger Weg ein guter Weg. Hier packen alle mit an, sind gut vernetzt und ziehen an einem Strang. Die Hausaufgaben sind gemacht und sie sind die besten Voraussetzungen dafür, als Modell-Destination zu demonstrieren, dass Tourismus auch in Corona-Zeiten möglich ist“, ziehen Michael Beckmann und Winfried Borgmann Bilanz mit der großen Hoffnung, auch in Düsseldorf die politischen Akteure zu überzeugen.