Winfried Dickel: Immer auf Spurensuche

Winfried Dickel, engagiert im Briloner Heimatbund, Stadtmuseum Haus Hövener und seit mehr als drei Jahrzehnten Chronist und Herausgeber der jährlich erscheinenden Briloner Chronik. Ein Mann auf Spurensuche, der der Bevölkerung die ältere und jüngere Stadtgeschichte aufzeigt und erklärt, was die Kernstadt und seine Dörfer zu dem hat werden lassen, was sie heute sind. Mit dem, was er geschaffen hat, gehört er jetzt schon zu den Brilonern, die dauerhaft Spuren hinterlassen (haben). 

WOLL: Herr Dickel, wann beziehungsweise wodurch ist ihre Leidenschaft entstanden, sich ehrenamtlich und mit hohem persönlichem Engagement verbunden der Briloner Heimatgeschichte zu widmen? 

 
Winfried Dickel: Ja, da bin ich mehr oder weniger hineingeschlittert. In früheren Jahren waren es neben anderen Personen häufig Lehrer, die in dem Dorf oder der Stadt ehrenamtlich tätig waren. Sie engagierten sich z. B. als Organisten oder Chorleiter. Insbesondere gehörte es zu ihrem Amt, die Schulchronik zu führen. Solche Chroniken sind für uns heute von unschätzbarem Wert. Mit der Aufgabe der Dorfschulen verschwanden die Schulchroniken in den Archiven und wurden nicht mehr aktualisiert. So kam es, dass ich als Lehrer meine Kamera, meinen Stift und Block nahm und in der Stadt und den Dörfern unterwegs war. Ich wollte die Menschen in ihren Ehrenämtern begleiten. Ich erinnere mich an eines meiner ersten „Auswärtsspiele“. Das Feuerwehrhaus in Bontkirchen wurde eingeweiht. Abends saßen die Briloner Feuerwehrleute in unserem Wohnzimmer. Das war 1984, der Beginn der Chronikreihe. Zum Jahresende lege ich die 37. Briloner Chronik vor. Ich hoffe, dass dann neben vielen anderen, wieder Feuerwehrmänner dabei sind. 
 
WOLL: Wenn es eine Reihung gäbe, welche drei Begebenheiten oder Stationen waren für Sie am herausragend? 

 
Winfried Dickel: Ich nehme an, dass Sie meine ehrenamtlichen Stationen meinen. Alles begann mit der ersten Briloner Chronik 1984. Im Jahr 1990 war ich Gründungsmitglied des Briloner Heimatbundes und seitdem Mitglied im erweiterten Vorstand. Im Jahre 2001 wurde ich Vorsitzender der Bürgerinitiative Semper Idem. Seit der Fusion des Heimatbundes mit der Bürgerinitiative im Jahre 2005 bin ich Vorsitzender des Briloner Heimatbundes – Semper Idem e.V. Von 2009 an durfte ich im Kuratorium der Museumsstiftung Haus Hövener das Werden des Museums begleiten. Seit 2013 bin ich Vorsitzender der Stiftung. 2006 gründeten wir die Briloner Bürgerstiftung. Hier wurde ich als Vorsitzender der Stifterversammlung gewählt. So geht es demjenigen, der den Kopf aus dem Fenster hält. 

 WOLL: Ein sehr bildlicher, zugleich sehr zutreffender Satz, der doch genau aufzeigt, dass nur der, der den Kopf aus dem Fenster hält frischen Wind erlebt und ermutigt wird, weiterzumachen. An welchem Projekt arbeiten Sie derzeit? 

 Winfried Dickel: Als Einzelner schafft man im Ehrenamt nicht viel. Es geht nur gemeinsam. So arbeiten wir im Moment an der Verwirklichung des „Geschichtserlebnisparks Brilon und die 16 Dörfer“. Wir vernetzen die Stadt und die Dörfer durch identitätsstiftende (blaue) Informationsschilder. Dazu werden wir ein Radwegenetz auf bestehenden Wegen ausweisen.  
 

WOLL: Gab es Dinge, bei denen Sie heute im Nachhinein zurückblickend sagen würden, es besser nicht angegangen zu sein? 

 
Winfried Dickel: Wer so viele Dinge angeht, muss auch mit Gegenwind rechnen. Wenn überhaupt, waren das bisher jedoch nur Lüftchen. Die Leute wissen die Arbeit zu würdigen. Wo man mitmachen kann, ist man zu Hause.    

WOLL: Mit Ihren Ausgaben der Briloner Chroniken zählen Sie mit Sicherheit zu den Autoren, die am häufigsten in den Bücherregalen der Briloner Bevölkerung zu finden sind. Worin liegt die Wurzel dieses Erfolges? 

 
Winfried Dickel: In den Büchern der Reihe finden sich die kleinsten Dörfer und die Stadt, die kleinsten und größten Vereine, die Kirchen, die Politik, einfach alle Facetten des täglichen Lebens wieder. Es sind die Menschen in ihren Ämtern, insbesondere aber diejenigen in den Ehrenämtern, die Heimat gestalten. Jede Briloner Chronik ist ein Buch eines Bürgers für seine Mitbürger. Obwohl ich alle Kosten selbst trage, kostet das Buch seit Einführung des Euros vor 23 Jahren nur 10 Euro. Sie ist billiger als eine Kiste Bier. Jeder soll sich die Briloner Chronik leisten können.    
 
WOLL: Was möchten Sie als persönliche Botschaft an dieser Stelle gerne einmal an unsere Leser richten? 
 
Winfried Dickel: Ich freue mich, wenn meine Freunde und Unterstützer mir gewogen bleiben. Und ich freue mich, wenn ich die Menschen weiter begleiten kann. Schön ist es, wenn die Menschen in ihren Ehrenämtern weiter so aktiv sind. Dann kann ich noch etwas weiterschlittern. Heimat ist das, was man daraus macht.