Windräder: Sauerländer wehren sich gegen falsche Behauptungen!

Windindustrieanlagen

Quelle: pixabay

„Beim Artenschutz geht es längst nicht mehr nur um die Beseitigung eines Umweltproblems, sondern um die Frage, ob die Menschheit nicht irgendwann auf der Roten Liste in einer Gefährdungskategorie landet und zum Verlierer ihrer eigenen Lebensweise wird. Ist die Erde krank, werden es auch die Menschen. Denn wir sind für unser eigenes sicheres und gesundes Leben auf vitale Ökosysteme und Artenvielfalt angewiesen– etwa beim Kampf gegen die Klimakrise.“ (WWF-Vorstand Eberhard Brandes zur aktuellen Situation) 

Offener Brief an Staatssekretär Krischer

Gerade hat eine Umfrage im Sauerland deutlich gezeigt, dass die Menschen in der Region keine Windindustrieanlagen auf ihren Bergen haben möchten. Daher wehren sich Sauerländer Bürgerinitiativen mit einem Offenen Brief an den Staatssekretär Oliver Krischer (Grüne), Energie-Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz seines Parteifreundes Robert Habeck. WOLL veröffentlicht nachfolgend den Brief der fünf Bürgerinitiativen aus Drolshagen, Attendorn, Frettertal, Kirchhundem und Eslohe.

Sehr geehrter Herr Staatssekretär Krischer, 

nicht nur, dass Sie in einem Interview mit der WELT (veröffentlicht am 23.12.2021) die Verspargelung der Landschaft mit Windenergie in Schleswig-Holstein zu einer Geschmacksfrage erklären, sondern auch behaupten, die Stimmung gegenüber der Windenergie habe sich im Sauerland geändert und sei definitiv offener geworden, weisen wir entschieden als Stimmungsmache zurück. 

Ausschnitt aus dem Interview: 

„Die (damit sind die Schleswig-Holsteiner gemeint) sagen: Windräder gehören zum Landschaftsbild. …. Was ist die Alternative? Wenn Sie jetzt mal zum Beispiel ins Sauerland gehen: Da sind riesige Fichten-Forste über Hunderte Hektar praktisch tot, eine Landschaft, die sich in den letzten drei Jahren rigoros gewandelt hat infolge der Klimakrise: Da hat sich die Stimmung gegenüber der Windenergie geändert und ist definitiv offener geworden.“ 

Erste Frage von uns an Sie, Herr Krischer: Mit wem haben Sie gesprochen, dass Sie zu dieser Behauptung kommen? Mit den Bürgerinitiativen jedenfalls nicht, denn überall, wo ein Windpark geplant wird, entsteht eine neue Bürgerinitiative und mehrfach mittlerweile auch ein neuer Naturschutzverein. Wenn Sie mit den Grundstückseigentümern über Standorte für Windanlagen gesprochen haben, dann mag die Zustimmung natürlich groß sein, denn das viele auf Subventionen beruhende Geld für Pachten ist einfach sehr verlockend. 

Die dritte Gruppe möchten wir natürlich nicht vergessen: die Menschen, die der „grünen“ Ideologie der Weltrettung unreflektiert nachfolgen, wie früher schon in Hameln, weil es ja so einfach ist und man sein eigenes Leben nicht ändern muss. Leider fehlt diesen Mitmenschen häufig die Bereitschaft, sich umfassend mit den Vor- und Nachteilen der Windenergie und vor allem der damit verbundenen Naturzerstörung und langfristigen Folgen auseinander zu setzen. 

Sodann zur sachlichen Richtigstellung: 

Die riesigen Fichten-Forste sind aufgrund jahrzehntelanger ungebremster Fichten-Monokultur tot, obwohl nach Kyrill im Jahre 2007 davor gewarnt wurde, diese Monokulturen fortzuführen. Die Fichte ist nach wie vor keine heimische Baumart, die weder dem Klimawandel und der damit verbundenen Trockenheit oder orkanartigen Stürmen noch dem Schädlingsbefall standhalten kann. Aber offensichtlich wurden vor 15 Jahren nicht die erforderlichen forstwirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen, um eine Waldwende einzuleiten. Von 2002 bis 2009 waren Sie, Herr Krischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der GRÜNEN Landtagsfraktion NRW u. a. zuständig für Klima, Energie und Landwirtschaft. Ab 2010 wurde Ihre Partei ein Teil der Landesregierung NRW. Sie hätten also die Chance gehabt, die politischen Rahmenbedingungen für eine erforderliche Waldwende zu schaffen. Der damalige Fraktionsvorsitzende Ihrer Partei, Reiner Priggen, ist heute Vorsitzender des Windlobbyverbandes LEENRW. 

Diese Flächen sind auch nicht tot. Im Waldboden sind nach wie vor große Mengen CO2 gespeichert und eine umfangreiche Mikroflora. Diese Flächen können und sollten durch eine natürliche Wiederbewaldung (Peter Wohlleben als bekanntester Verfechter hierfür) schnell wieder ihre ursprüngliche Funktion einnehmen. 

Wenn jetzt die Brachflächen mit den immer größer werdenden Windindustrieanlagen zugestellt werden, dann bedeutet das nicht nur, dass Sie großflächig Standorte für Windanlagen dem Flächenfraß und einer viele Jahrzehnte dauernden Versiegelung opfern, soweit eine solche Bodenverdichtung überhaupt rückgängig gemacht werden kann, sondern auch die breiten Zuwegungen für mindestens 20 Jahre, wenn nicht sogar durch die 1,5 m hohe hochverdichtete Kofferung unwiederbringlich versiegeln. Ihre Aufgabe wäre es, den Wald endlich als einen der wichtigsten Klimaschützer anzuerkennen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. 

Nur als kurze Info: der Wald bindet CO2, der Wald ist Wasserspeicher, der Wald ist für die Grundwasserbildung unverzichtbar, der Wald ist eine wichtige Kühlmaschine, der Wald ist unverzichtbar für ein funktionierendes Ökosystem und damit für den Erhalt und die Entwicklung von Biodiversität und Artenvielfalt. Wegschneisen und Standortflächen von 2 bis 4 ha bei heute üblichen 250 m hohen Anlagen zerstören alle diese Eigenschaften grundlegend. 

In diesem Zusammenhang möchten wir einen Exkurs zu einer Aussage unseres neuen Klimaministers, Herrn Robert Habeck, machen. Er hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass Deutschland das Klimaziel verfehlen wird. Und wissen Sie warum? Weil unter anderem immer mehr Balsaholz für die immer größer werdenden Rotoren benötigt wird. Das für die Windkraft verwendete Balsaholz wird vorwiegend in Ecuador angebaut, nachdem viele km² unter Schutz stehender Regenwald abgeholzt (https://www.economist.com/the-americas/2021/01/30/the-wind-power-boom-set-off-a-scramble-for-balsa-wood-in-ecuador) und indigene Rechte verletzt werden. Irgendeine finanzielle Beteiligung, über die die derzeitige Regierung nachdenkt, wäre nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein für uns Bürger bei den explosionsartig steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten, sondern es wird der Natur schlichtweg nicht helfen. Und welcher Sauerländer lässt sich seine Heimat für „peanuts“ abkaufen? Wohingegen die Projektierer von uns allen subventionierte Millionenrenditen abkassieren, als dessen Vertreter und Fürsprecher Sie sich positionieren und sich mit Ihrem langjährigen Aachener Fast-Nachbarn, Herrn Priggen, regelmäßig abstimmen? 

Wir Sauerländer lieben unsere Heimat, unsere Landschaft und unsere Natur sehr und wehren uns deshalb gegen die geplante Naturzerstörung. 

Unser Fazit:* 

– Die „Einsicht“ der Sauerländer ist nicht käuflich! 

– Wir wehren uns gegen verantwortungslose Zerstörung unserer Natur! 

Unser Appell an Sie: 

Denken Sie Klima- und Umweltschutz zusammen, so wie dies schon lange IPCC und IPBES tun, anders wird es nicht funktionieren. Eine Vervielfachung der Windräder, vor allem in Schutzgebieten, wird die Klimaerwärmung nicht stoppen, aber dafür unserer Natur einen unwiederbringlichen Schaden zufügen. Arten, die einmal verschwunden sind, kommen nicht zurück. Außerdem sind die Kühlungseffekte und die CO²-Bindungsfähigkeit der Wälder ein unverzichtbarer Beitrag zum Klimaschutz. Wir appellieren ferner an Sie, die Natur- und Artenschutzgesetze nicht aufzuweichen, sondern sich weiterhin an den europäischen Richtlinien zu orientieren. Deutschland sollte die Rechtsprechung des EuGH zum Artenschutz uneingeschränkt anerkennen. 

Wir behalten uns vor, den offenen Brief auch an andere Adressaten weiterzuleiten. 

Mit freundlichen Grüßen 

Gegenwind Olpe-Drolshagen-Wenden e.V.  Tannenweg 2  57489 Drolshagen  vorstand@gegenwind-odw.de 

Rothaarwindwahn  Am Hamberg 7  57399 Kirchhundem 

IG Gegenwind Frettertal  orgateam@gegenwind.frettertal.com 

BI Lebenswertes Repetal e.V.  Hofkühl 17  57439 Attendorn 

Naturschutzverein Mitten im Sauerland e.V.  Zur Vossel 9  59889 Eslohe 

i.A. Georg Schmidt / IG Gegenwind Frettertal