Willze machen? Isso

Quelle: Michael Martin

WOLL-Autor Michael Martin im Interview

Anlässlich seiner Neuerscheinung „Willze machen? Isso“ haben wir Michael Martin ein paar Fragen zu seinen Kurzgeschichten gestellt. Dabei haben wir unter anderem erfahren, wo der WOLL-Autor seine Inspiration hernimmt und für welches Buch er schonmal voll was auffen Nürsel bekommen hat.

Stellen Sie Ihr neues Buch doch gerne einmal in eigenen Worten vor, worum geht es in den Kurzgeschichten aussem Sauerland?
Michael Martin: Wir Sauerländer ticken etwas anders als der Rest der Menschheit. Das ist mir erst so richtig bewusst geworden, als ich von hier wegzog und in Berlin, Düsseldorf und lange in England gelebt habe. Durch die größere Distanz bekommt man dann einen besseren Gesamtüberblick, glaube ich. In meinem Buch „Sauerländer. Besser geht’s nicht“ gibt es ein Kapitel über den typisch sauerländischen Stoizismus: Egal, wie uns das Schicksal oder der Wahnsinn des Alltags auf die Fresse hauen, wir schütteln uns nur kurz sagen ‚Willze machen? Isso‘ und machen einfach unbeirrt weiter. Beim Schreiben des Beitrags erinnerte ich mich immer wieder an kuriose Situationen und lustige Ereignisse, die typisch für diese Lebensphilosophie sind. Daraus habe ich die elf Kurzgeschichten in meinem neuen Taschenbuch gestrickt.

Inwieweit sind die Geschichten aus Ihrem realen Leben inspiriert worden? Alles ausgedacht oder echt passiert?
Michael Martin:
Die meisten Geschichten sind tatsächlich so passiert, nur hier und da habe ich leicht geflunkert oder mal einen Leihhamster eingebaut. Nur die Namen wurden geändert, denn ein paar typische Sauerländer Härtefälle werden sich in meinen Geschichten wiederfinden und wären wahrscheinlich nicht begeistert, wenn ich ihre richtigen Namen verwendet hätte. Außer Lobo vielleicht.

Was ist Ihre Lieblingsgeschichte aus „Willze machen? Isso“, wo man sich ihrer Meinung nach mal so richtig beömmeln kann?
Michael Martin:
Alle Geschichten sind mir gleich lieb. Am meisten habe ich aber wahrscheinlich beim Schreiben bei der Story „Härtefälle I“ gelacht, in der es um den heldenhaften Kampf eines unbeugsamen Sauerländers gegen die Mächte des Schicksals geht. Statt Waffen stehen ihm allerdings nur Papierhandtücher zur Verfügung. Dabei war ich persönlich zugegen und hatte auch live schon dicke Lachtränen in den Augen.

Wie lange haben Sie gebraucht, um „Willze machen? Isso“ zu schreiben?
Michael Martin:
So um die zwei Jahre, das Schreiben ist ja nur ein tolles Hobby und so soll es auch bleiben. Ich setze mich für meine Bücher nicht regelmäßig hin und schreibe direkt drauf los, sondern mir fallen vor allem draußen und unterwegs immer wieder alte und neue Dialoge, Menschen und Szenen ein. Meine Gedanken dazu notiere ich dann, lasse das Ganze eine Weile liegen und langsam reifen, bis sich nach und nach ein roter Faden abzeichnet. Das dauert dann eben seine Zeit.

Gibt es sonst noch ein paar Döneken vom Schreibensprozess bis hin zur Veröffentlichung?
Michael Martin:
In einer der Geschichten spielt das Portweinfässchen unserer Familie eine wichtige Rolle. Meine Geschwister und ich haben die Szene vierzig Jahre später eigens für das Buch gemeinsam rekonstruiert, dabei eine Flasche Portwein geleert und uns sofort gezankt, wie das alles damals eigentlich genau passiert ist, jeder erinnert sich schließlich anders. Das hat voll Spaß gemacht, vor allem, weil ich wusste, dass ich natürlich als Einziger recht hatte. Pardon, als Einzigster, sagt man ja im Sauerland.

Ist man nach dieser Vielzahl an bereits veröffentlichten Büchern eigentlich noch aufgeregt oder sind Sie da eher eine Bangebuxe?
Michael Martin:
Egal, wie viele Bücher ich schon geschrieben habe, ich freue mich jedes Mal, das erste Exemplar in den Händen zu halten und dann überall ein bisschen damit anzugeben. Zur Bangebuxe werde ich erst, wenn ich mit einem neuen Buch Lesepremiere auf der Bühne habe, denn da merkt man anhand der Reaktion des Publikums sofort, ob eine Story gut ankommt – oder auch nicht.

Quelle: WOLL Verlag

Schon einmal was auffen Nürsel gekriegt wegen Ihrer Bücher?
Michael Martin:
Das passiert eigentlich bei jedem Buch. Nicht physisch, aber es gibt immer wieder einzelne Kritiker und Besserwisser, die beim Erbsenzählen partout etwas finden wollen und dann aus jeder Hülse einen Furz machen. Kritik kann aber auch lustig sein. Als ich mit meinem Buch „Rock’n’Roll war wonders“ auf der Bühne stand, las ich unter anderem die Stelle vor, an der ein bekiffter Kumpel sich für den Gemeindekarneval mühevoll in ein viel zu enges Bienenkostüm in Kindergröße zwängt. Alles war schon laut am Lachen, als von hinten jemand rief: „Das stimmt doch gar nicht, es war ein Marienkäfer-Outfit! Und ich muss es wissen, schließlich hab’ ich dringesteckt!“ Da grölte der Saal natürlich vor Vergnügen. Willze machen? Isso.

„Willze machen. Isso“ ist erhältlich im WOLL Onlineshop und in den Sauerländer Buchhandlungen.