Wie Namibia nach Kückelheim kam

Quelle: Helmut Gries

Faszinierender Namibia-Kalender kommt alljährlich aus dem Sauerland

Helmut Gries: Hermann, kannst du dich noch an das denkwürdige Jahr 2000 erinnern, als deine damalige Agentur alle Werbemaßnahmen des Maschinenbauunternehmen GWK in Kierspe durchgeführt hat, für welches ich damals die Bereiche Vertrieb und Marketing verantwortete?

Hermann-J. Hoffe: Ja, du hattest die Idee, über einen jährlich erscheinenden Kalender mit schönen Motiven euren Firmennamen dauerhaft präsent in die Büros eurer Geschäftspartner zu hängen. Ich fand den Gedanken sehr reizvoll, besonders, nachdem du mir deine Fotos aus Namibia gezeigt hattest. Irgendwie sah ich in den schönen Landschaftsbildern mit den geschwungenen Bergrücken eine gewisse Ähnlichkeit zum Sauerland, wenn auch eher baumlos und trockener. Wie bist du eigentlich ausgerechnet auf Namibia gekommen?

Helmut Gries: Eher durch Zufall. Als Ausgleich zu meinem sehr technischen Beruf als Maschinenbauingenieur habe ich immer viel Zeit in der Natur verbracht. Da ich der festen Überzeugung war, dass man in seinem Hauptberuf nur dann erfolgreich sein kann, wenn man daneben eine zweite Passion mit der gleichen Leidenschaft betreibt, habe ich irgendwann die Naturfotografie für mich entdeckt. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich neben vielen anderen Zielen zum ersten Mal nach Namibia gereist bin. Auf der ersten Reise habe ich mich gleich mit dem „virus africanus namibiensis“ infiziert, von dem ich nach bald 50 Reisen bis heute noch nicht geheilt bin.

Hermann-J. Hoffe: Nun gab es 2000 schon einige Kalender mit Motiven aus Namibia. Wie bist du denn auf den Gedanken gekommen, einen eigenen Kalender zu gestalten?

Helmut Gries: Das war eigentlich nicht ich, sondern meine Frau. Sie war damals der Meinung, dass meine Fotos besser seien als die, die in den aktuellen Kalendern abgedruckt waren. Da ist mir der Gedanke gekommen, einen eigenen Kalender zu produzieren. Ich fand es toll, dass du ebenfalls sofort darauf angesprungen bist. Was hat dich eigentlich damals dazu bewegt?

Hermann-J. Hoffe: Ich war schon immer offen für neue Herausforderungen und sah gewisse Parallelen zwischen dem Sauerland und Namibia. Darüber hinaus ist die Beziehung zwischen Deutschland und Namibia auf Grund der kolonialen Vergangenheit und der daraus resultierenden Verantwortung eine ganz besondere. Es hat mich gereizt, auf diesem Wege einen nachhaltigen Beitrag zur Unterstützung dieses Landes zu leisten, welches erst zehn Jahre zuvor auch mit deutscher Hilfe seine Unabhängigkeit erkämpft hat.

Helmut Gries: Das war wohl wahr, aber wir hatten den Ansatz, mit dem Kalender entsprechende Türen zu öffnen, was uns letztendlich auch gelungen ist. Nach der Unterzeichnung unseres Gesellschaftervertrags am 30.12.2000 und der Gründung unserer gemeinsamen Firma ging es Schlag auf Schlag. Das Konzept für den ersten Kalender „Namibia – Into The Light 2001“ stand bereits, als wir Mitglied der Deutsch-Namibischen Gesellschaft e.V. wurden, Kontakt zur namibischen Botschaft in Berlin und dem Namibia Tourism Board in Frankfurt aufnahmen. Letzteres meldete Bedarf an guten, aktuellen Fotos aus Namibia für das wachsende touristische Interesse. Wir lieferten eine CD mit 100 Fotos zur kostenlosen Nutzung für die Förderung des Tourismus und waren nach zwei Jahren in nahezu jedem Katalog von Reiseveranstaltern vertreten, die Reisen nach Namibia anboten.

Hermann-J. Hoffe: Dies hat definitiv geholfen, die hohen Anlaufkosten der ersten Jahre zu kompensieren und unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dazu hat auch unsere Website mit dem prägnanten Namen www.namibia-kalender.de beigetragen, über die wir bis heute einen großen Teil unserer Bestellungen abwickeln, und unser Auftritt bei Facebook mit mehr als 2.500 Followern. Viele Namibia-Fans sind inzwischen treue Stammkunden, die alljährlich unseren Kalender bestellen. Auch andere Produkte wie Bildbände und großformatige Fotodrucke haben viele Abnehmer gefunden. Ich glaube, wir können mit einem gewissen Stolz behaupten, aus dem kleinen Kückelheim heraus mit sauerländischem Unternehmergeist eine gewisse Bedeutung im fernen Afrika erlangt zu haben.

Helmut Gries: Hermann, da gebe ich dir Recht. Wenn wir uns an etwas festbeißen, dann geben wir so schnell nicht auf. Diese Ausdauer und unsere Geradlinigkeit, die den Sauerländer und auch mich, einen Oberberger mit einem an das Sauerland angrenzenden Wohnsitz, auszeichnet, werden im fernen, von deutschen Traditionen geprägten Namibia durchaus geschätzt. Nicht umsonst versenden wir auch für namibische Kunden jedes Jahr unsere Kalender als Weihnachtsgrüße an Verwandte und Geschäftspartner in Europa.

Hermann-J. Hoffe: Und nicht nur in Europa. Ich erinnere mich an einen Kunden in Indien, der unbedingt einen Kalender haben wollte, aber wegen der Devisenkontrollen unsere Forderung nach Vorkasse nicht erfüllen konnte. Er hat schließlich über eine Bank in Hongkong bezahlt, nur, um unseren Kalender zu bekommen. Auch wenn es nur ein einziger Kalender war, war dies für mich doch ein gewisses Highlight. Was waren für dich weitere Highlights in den vergangenen 20 Jahren?

Helmut Gries: Da gibt es so viele, dass sie den Rahmen dieses Beitrags sprengen würden. Nach der Teilnahme an der Ausstellung im Roten Rathaus in Berlin anlässlich des Staatsbesuchs des ersten namibischen Präsidenten Dr. Sam Nujoma, dem deutsch-namibischen Wirtschaftsgipfel bei der Daimler AG in Stuttgart und diversen Teilnahmen an Empfängen der namibischen Botschaft habe ich speziell unsere 90-minütige Audiovisions-Präsentation im Urania Theater in Berlin als Abschlussveranstaltung der Feiern zur 20-jährigen Unabhängigkeit der Republik Namibia im Jahr 2010 im Gedächtnis. Unvergesslich bleibt mir auch ein Abendessen mit dem heutigen Präsidenten Dr. Hage Geingob im gleichen Jahr während der World Expo in Schanghai, zu welcher wir „last minute“ vor der Eröffnung Fotos für den namibischen Pavillon geliefert haben, weil die aus Namibia gelieferten Fotos keine ausreichend gute Qualität hatten.

Quelle: Helmut Gries
Wüstenlöwensafari mit Dr. Philip Stander (Bildmitte) –
zweiter von links: Helmut Gries, zweiter von rechts: Hermann-J.Hoffe.

Hermann-J. Hoffe: Mir bleiben vor allem unsere gemeinsamen Reisen nach Namibia im Gedächtnis. Zum Beispiel im Jahr 2008, als ich zum zweiten Mal mit dir nach Windhoek flog. Ich konnte es kaum glauben, als ich im Windhoeker Brauhaus auf der Speisekarte „Grafschafter Krüstchen“ und „Forelle nach Sauerländer Art“ entdeckte. Der Koch hatte sein Handwerk in Grafschaft gelernt und sein Großvater stammte aus Sundern.

Helmut Gries: Ich erinnere mich auch gerne an unsere gemeinsame Safari mit Dr. Philip Stander, dem berühmten Löwenforscher. Zu Weihnachten 2007 wurde im Fernsehen der von der BBC gedrehte Beitrag „Die Rückkehr der Wüstenlöwen“ ausgestrahlt. Am Ende des Films erläuterte Dr. Stander seine Vision, über von ihm geführte Safaris Gelder für den Schutz der hochgefährdeten Wüstenlöwen zu generieren. Fünf Monate später unternahmen wir zusammen mit zwei Freunden die erste Wüstenlöwen-Safari, in deren Rahmen wir eine Löwin mit einem GPS-Halsband ausstatteten. Einige Monate später zahlten wir die überfälligen Kosten für die Satellitenüberwachung, weil unser neuer Freund „Flip“ im Eifer seiner ständigen Präsenz bei den Löwen vergessen hatte, diese zu begleichen, von der Übertragung abgeschaltet wurde und nicht mehr wusste, wo seine Löwen sich gerade aufhielten. Darüber hinaus verfasste ich einen Bericht für ein bekanntes Reisemagazin, welcher dazu führte, dass die Safaris von mehreren Reiseveranstaltern in ihr Angebot aufgenommen wurden.

Hermann-J. Hoffe: Ich vergesse auch deinen Anruf nicht, als du fragtest, ob wir bereit seien, eine Spende für den Schutz der von Ausrottung bedrohten Wüsten-Spitzmaulnashörner zu leisten. Das namibische Ministerium für Umwelt und Tourismus hatte kurz vor einer Fangaktion im Etosha Nationalpark Gelder für wichtige Ausrüstung gestrichen. Wir haben nicht nur die Ausrüstung bezahlt, du bist auch noch nach Namibia geflogen, um die Wildfangtruppe des Ministeriums bei ihrer Aktion zu unterstützen. Seitdem sind wir in einem Dokumentationsband über den Naturschutz in Namibia verewigt.

Helmut Gries: Ja, das war eine wichtige spontane Aktion, zumal ich seit nahezu 20 Jahren auf jeder zweiten Reise nach Namibia die Ranger des Safe The Rhino Trust auf ihren Patrouillen begleite. Bei all den Rückblicken in die Vergangenheit sollten wir aber vor allem in die Zukunft schauen. Angesichts der Corona-Pandemie ist Namibia mehr denn je auf wirtschaftliche Hilfe von außen angewiesen. Der Tourismus hat sich inzwischen zum zweitstärksten Wirtschaftszweig des Landes entwickelt, der aber unter der anhaltenden Infektionsentwicklung besonders leidet. Die klimatischen Unterschiede nördlich und südlich des Äquators wirken sich dabei fatal aus. Wenn in unseren Breiten Sommer ist und die Infektionszahlen niedrig sind, herrscht im südlichen Afrika der Winter mit hohen Werten. Kehrt bei uns der Winter ein, dreht sich das Infektionsszenario um. Beides sorgt für eine anhaltend schwierige Lage im Tourismus, die jeder Art der Unterstützung bedarf.

Hermann-J. Hoffe: Du hast in diesem Jahr Namibia bereits mehrere Male bereist und das Land auf Grund einer ungewöhnlich guten Regenzeit nach drei Trockenjahren völlig anders erlebt als auf deinen vorherigen Reisen. Die Fotos in unserem Kalender für das Jahr 2022 sind daher eher etwas untypisch für ein Land, welches zu den trockensten Regionen unserer Erde gehört.

Helmut Gries: Gerade das spiegelt die Vielfalt Namibias und die Faszination wider, die dieses Land auf mich ausübt. Jedes Jahr bietet es eine Vielzahl neuer Motive, auch an Orten, die ich schon häufig besucht habe. Aber sei einmal ehrlich. Ist das nicht genauso im Sauerland, einer der regenreichsten Regionen in Deutschland, die in den letzten Jahren besonders stark unter der Trockenheit zu leiden hat? Ich finde, dass sich Namibia und Kückelheim im Laufe der Jahre immer näherkommen, auch ohne unser Zutun. Woll?!

Gries Hoffe Namibia Promotion Services GbR
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