Wie man Chronist eines Dorfes wird

Hans-Joachim Beste (72) schreibt gerne. Kein Wunder, hat der Dorlarer doch als Grundschullehrer sein Leben lang den Kindern mit Begeisterung das Schreiben beigebracht. So ist jemand bestens vorbereitet, um zum Beispiel einen Sportverein zu führen und darüber eine Chronik zu schreiben oder für den geliebten Kegelclub, der heute mehr ein Stammtisch ist, die lustigen Clubabende und Fahrten in einem Buch festzuhalten. Auf die Idee allerdings, eine Chronik über seinen Heimatort zu schreiben, wäre der beliebte Lehrer nicht gekommen. Sein Vater allerdings hatte in stundenlanger Kleinarbeit mit der Schreibmaschine die handschriftlichen Aufzeichnungen über das Dorfgeschehen von Bauer Mette abgetippt. Nach dem Tod des Vaters 1996 fielen diese Unterlagen in die Hände des Lehrers. Und so wurde Hans-Joachim Beste, seine Freunde nennen ihn Hansi, langsam zum Chronisten für Dorlar. 2015 suchte der Ortsheimatpfleger Friedhelm van Lottum aus Sellinghausen für seine Forschungen über die Orte der Gemeinde Dorlar Unterstützung für den Ort Dorlar selbst. Diese Aufgabe hat Hans-Joachim Beste nach der Pensionierung übernommen und wurde mehr und mehr für die Dorfgeschichte seines Heimatortes motiviert. Erschienen ist die Chronik von Dorlar bereits im Almanach der Stadt Schmallenberg für das Jahr 2023. Eine Zusammenfassung von Ursula Wiethoff-Hüning finden Sie hier im Jubiläums-WOLL-Magazin.

„Eigentlich hatte ich das nicht vor“, sagt der Chronist im Gespräch. „Aber wenn man mit einer Chronik mal angefangen hat, dann lässt es einen nicht mehr los.“ Hans-Joachim Beste hat die alten Aufzeichnungen der Heimatforscher Lauber und Pastor Groeteken studiert und alles so konzentriert zusammengetragen, dass es interessant und für jedermann verständlich ist. „Ich finde, dass eine Chronik lesenswert sein muss. Ich habe mit der Zeit richtig Wie man Chronist eines Dorfes wird Spaß daran gefunden, mehr über die Vergangenheit einzelner Familien und des Ortes zu erfahren und es aufzuschreiben.“

 Karl May und alte Schulgeschichten

Das Bedürfnis, Geschichten lesenswert und verständlich zu erzählen und aufzuschreiben, hat Lehrer Beste auch bei seinem Projekt „Karl May“ umgesetzt. Fünfzehn Bände des bekannten Bestseller-Autors hat er passend gekürzt. „Die Romane von Karl May enthalten viele langatmige Reise- und Landschaftsbeschreibungen zwischen den Handlungen sowie ermüdende Dialoge. Das alles lässt sich kürzen beziehungsweise raffen; so wird der Roman noch spannender und der Umfang reduziert sich enorm“, sagt Beste. Ob Karl-May-Bände von Hans-Joachim Beste eines Tages als gedrucktes Buch aus dem Sauerland erscheinen, wird man noch sehen. Bisher stehen die Manuskripte fein zusammengestellt im Regal in Bestes Schreibzimmer. Dort liegen auch die ersten Seiten über den „Schulunterricht in Dorlar“ ausgedruckt auf dem Tisch. Die Grundschule in Dorlar wurde erst vor wenigen Wochen endgültig geschlossen. Für den ehemaligen Lehrer ein Grund mehr, in alten Unterlagen zu forschen und festzustellen, dass es im Jahr 1273, der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes, wie auch in anderen Orten keinen offiziellen Schulunterricht gab. Obwohl 1270 eine Verordnung des Erzbischofs Engelbert II. von Köln erschienen war, die lautete: „… in jedem Kirchspiel den Unterricht erteilen zu lassen, wenn nötig, durch den Küster oder sonst geeignete Personen“. Das dauerte in Dorlar allerdings noch bis ins Jahr 1598, bis Küster Johannes Cobbenrodt, genannt Honigs, als erster Schulmeister Erwähnung findet.

Man sieht: Es gibt für den Chronisten Hans-Joachim Beste in Dorlar noch viel zu tun.