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Die heimischen Waldbauern sind entsetzt. Was seit zwei bis drei Jahren, angesichts tropischer Sommer in den heimischen Forsten passiert, dagegen war der Orkan „Kyrill“ im Jahre 2007 mit seinen immensen Schäden in den heimischen Wäldern ein laues Lüftchen. Die verheerende Trockenheit und sicherlich auch die eine oder andere Fehleinschätzung durch die Verantwortlichen sorgten für das durch den Borkenkäfer ausgelöste Chaos.
Das ganze Ausmaß der beschädigten und vernichteten Wälder ist noch immer nicht abzusehen, wie Jürgen Messerschmidt, Leiter des Forstamtes Kurkölnisches Sauerland, auf Anfrage bestätigte. Die Zahlen aus staatlichen und privaten Wäldern würden noch nicht in gemeinsamen Statistiken erfasst, sodass ein Gesamtüberblick schwierig sei. Aber auch dem Laien dürften die kahlgeschlagenen Berge und Hänge im hiesigen Südsauerland auf den ersten Blick schmerzvoll ins Auge fallen.
Es sind Hunderttausende von Festmetern, die seit 2018 infolge des Käferbefalls vermarktet werden mussten. Allein bis Oktober 2020 rechnete das Forstamt mit mehr als 1,1 Millionen Festmetern. Um dieser riesigen Holzmenge Herr zu werden, waren die Waldbauern und -besitzer auf fremde Hilfe angewiesen. Bis heute sind Unternehmen unter anderem auch aus Tschechien, Österreich und aus dem Baltikum beim Fällen, Rücken und Abtransport der Fichtenstämme im Einsatz. Dabei bedienen sich diese Unternehmen weiterer Subunternehmer. Wie dem Holztransportunternehmen Horst Zabel aus dem norddeutschen Bad Bederkesa. Dessen Geschäftsführer Rainer Zabel erzählt: „Wir waren insgesamt vier Monate im Oberen Repetal im Einsatz, waren dabei als Sub eines österreichischen Unternehmers für das Verladen der Stämme in die Großcontainer verantwortlich. Entweder in voller Länge von 11,80 Metern oder jeweils von 2 x 5,40 Metern Stammabschnitten. Und zwar täglich acht bis zehn Container voll. Manchmal sei es dabei zugegangen, wie im wilden Westen.“
Ziel der Container die USA beziehungsweise China, Hongkong oder Shanghai. „Ohne diese Exporte wäre die Aufarbeitung der riesigen Holzmengen absolut illusorisch gewesen“, macht auch Till Eismann vom Waldholz Sauerland deutlich. Erfreulicher Nebeneffekt sei die Stabilisierung des Holzpreises: Habe der im Frühjahr 2020 noch bei lediglich 30,00 Euro pro FM gelegen (bei 2b-Qualität), so zahlten die heimischen Sägewerker inzwischen 70,00 Euro pro Festmeter, im Export für die 11,80 Meter Ware sogar 90,00 Euro pro FM.“
Verknappung führt zu Verteuerung
Angesichts dieser massiven Exporte kommt es jetzt allerdings zu einer immensen Verknappung und damit Verteuerung im heimischen Bausektor. Handwerker wie Zimmerleute, die ihre Angebote zu festen Preisen abgegeben und vor Monaten den Auftrag erhalten hätten, kämen jetzt angesichts der stark angezogenen Rohstoffpreise in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Selbst Holzvorräte in Baumärkten sind teilweise auf ein Minimum geschrumpft und das zu weitaus höheren Preisen. Kommunal- und Landespolitiker haben das Problem erkannt und fordern die öffentliche Hand auf, regulierend einzugreifen. Oftmals sind es auch die Forstbetriebsgemeinschaften, die tatkräftig die Probleme in ihren Wäldern anpacken. Dr. Gerd Junge, Vorsitzender der FBG Benolpe/Rahrbachtal: „In unserem Gebiet sind rund 60.000 Festmeter Fichtenholz angefallen, die über einen österreichischen Generalunternehmer nach China geliefert wurden. Derzeit mache man sich noch Gedanken über eine Aufforstung. Geplant sei auf jeden Fall der Einsatz von Holzgattern: „Auf keinen Fall wollen wir Draht im Wald haben.“ Sollten die Holzgatter nach Jahren verfaulen, könnten Sie als willkommener Nährstoff im Wald bleiben.
Martin Sellmann, Leiter der Forstbaumschule Heinsberg macht auf die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten bei einer Wiederaufforstung aufmerksam. Keine staatlichen Zuschüsse gebe es sicherlich für die Anpflanzung von Fichten. Als Alternative seien Baumarten wie Douglasie, Küstentanne, Europäische Lärche oder Weißtanne im Gespräch. Je artenreicher künftige Wälder geplant seien, umso größer sei die Chance auf staatliche Unterstützung wie bei Eiche, Buche oder Ahorn, deren Anteil aber bei 50 Prozent liegen müsse.“
Bei der Aufarbeitung der geschädigten Forsten sei man voll im Schwunge, so Forstamtsleiter Messerschmidt. Bei der Wiederaufforstung gebe es kein Patentrezept: „Das ist absolut standortabhängig.“ Ausschlaggebend seien Faktoren wie Nord-, Ost-, Süd-, oder Westhanglage, die jeweilige Bodenbeschaffenheit oder die Feuchtigkeit des Untergrundes. So sei es grundsätzlich nicht legitim, auch die Fichte vollständig auszugrenzen.
Im Kampf gegen den Borkenkäfer habe man dank der letzten regenreichen Monate einige Wochen gewonnen. Auf jeden Fall muss das Holz wegen seiner Halbwertzeit aus dem Wald; von diesem Jahr hängt viel ab.