Wie aus einer „Schnapsidee“ ein wichtiger Bestandteil des Dorflebens wurde

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Trinkerclub Cobbenrode feiert 40-jähriges Bestehen

1984 sah die Welt noch anders aus. Der kalte Krieg war allgegenwärtig, in Deutschland regierte Helmut Kohl, in Großbritannien Margret Thatcher. Computertechnologien waren noch in den Kinderschuhen. Was 1984 aber schon genauso war wie 2024: die Jugend stellt die Ideale und Ansichten der vorherigen Generationen infrage und möchte ein wenig provozieren.

„Als der Name unseres Clubs bekannt wurde, gab es schon das ein oder andere ‚Hallo‘ im Ort oder zu Hause am Küchentisch“, berichtet Udo Willecke, aktuell 1. Vorsitzender des Trinkerclubs Cobbenrode (TCC), über die Namensgebung des Vereins. 28 junge Männer aus Cobbenrode und Umgebung hatten sich zusammengefunden, um gemeinsam das aus ihrer Sicht kulturell mangelhafte Angebot des Ortes um eine Party mit Rock- und Bluesmusik zu erweitern. Im November 1984 fand die erste Veranstaltung dieser Art an der Vogelstange Cobbenrode (Sackloch) statt.

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In den ersten Jahren wurde der „Trinkerball“, so der Name der Veranstaltung, noch mit Musik aus der Konserve gefeiert. Mit Liveband und größerem Popularitätsgrad wurde die Veranstaltung schnell größer und größer und zog in ihren besten Zeiten bis zu 800 Besucher nach Cobbenrode.

Die deutsche Bürokratie machte aber auch vor dem TCC nicht halt, sodass 1993 die Eintragung ins Vereinsregister erforderlich wurde, um weiterhin als Veranstalter von Konzerten auftreten zu können. Ein weiteres Event kam aber noch hinzu: Dank vieler engagierter Fußballer in den Reihen des Clubs war der TCC schon länger gern gesehener Gast bei Hobbyfußballturnieren der Region. Nun sollte noch ein eigenes Fußballturnier her. „Aber auf der damaligen Cobbenroder Asche erschien es uns zu langweilig“, erzählt Udo Willecke, „daher kam irgendwann die Idee auf, den Reitplatz auf der Schwartmecke zu nutzen.“ So entstand das „1. Sauerländer Hindernisfußballturnier“. Wo sonst Springreiter auf dem Parcours Wettkämpfe mit ihren Pferden austragen, wurde nun der Ball zwischen Oxer, Schlammgrube und Wassergraben gekickt. „Das war immer ein großer Spaß für alle Beteiligten, vor allem, weil aufgrund der immer schlechter werdenden Platzverhältnisse im Laufe des Turniers jede Spielerin und jeder Spieler von einer Schlammschicht bedeckt war“, so Manfred Habbel, ehemaliger 1. Vorsitzender des Vereins. Auch die After-Show-Partys im Anschluss an die Fußballturniere genießen legendären Ruf in Cobbenrode.

Ein Teil der Dorfgemeinschaft

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Die Akzeptanz im Ort wuchs in den Jahren, besonders als die Dorfbewohner erlebten, wie sich die jungen Männer mit viel Engagement in die Entwicklung Cobbenrodes einbrachten. So kamen die erwirtschafteten Erlöse in Form von Spenden zum Beispiel dem Kindergarten, der Kirchengemeinde und dem Sportverein zu. Weiterhin waren die Vereinsmitglieder in verschiedenen Vereinen des Ortes aktiv und somit auch maßgeblich an der Durchführung vieler Großveranstaltungen beteiligt (z. B. Dorfjubiläen und die Meilerwoche 2007).

Ein Highlight in dieser Hinsicht ist sicherlich das Kyrillkreuz, welches aus den Erlösen der Feier zum 25-jährigen Jubiläum des Trinkerclubs gestiftet wurde. „Mit Unterstützung der ortsansässigen Tischlerei Hanxleden haben wir in mehreren Arbeitseinsätzen das Kreuz in Eigenregie gebaut und aufgestellt“, erläutert Manfred Habbel. Den kirchlichen Segen erhielt das Kreuz am Samstag, 12. Juni 2010, im Rahmen einer Feldmesse unter Mitwirkung des Cobbenroder Kirchen- sowie Kinderchors. (siehe auch WOLL Magazin Herbst 2021)

Mit dem Laufe der Zeit rückte bei den Clubmitgliedern Familie und Beruf mehr in den Vordergrund, sodass die Häufigkeit der Veranstaltungen etwas abnahm. „Seit 2009, dem 25-jährigen Jubiläum, veranstalten wir aber im fünfjährigen Turnus Rockkonzerte ‚wie in alten Zeiten‘, mal in der Schützenhalle, in diesem Jahr auch wieder an der Vogelstange“, so Udo Willecke.

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Anfang September 2024 fanden sich dazu rund 300 Besucher im Sackloch Cobbenrode ein und feierten gemeinsam mit dem TCC und den Livebands „Riff Tease“ und „JoJo Weber Band“ das 40-jährige Bestehen des kleinen Clubs, der viel zur Cobbenroder Dorfgemeinschaft beigetragen hat.

„Konzerte wollen wir auch in Zukunft im fünfjährigen Abstand veranstalten“, meint Udo Willecke, „jedenfalls, solange es möglich ist.“ Natürlich trifft sich der Verein auch klubintern mindestens einmal jährlich, auch, um über weitere Ideen zur Dorfentwicklung zu beraten. „Hier ist momentan auch schon das ein oder andere in der Planung und im Abstimmungsprozess mit den zuständigen Behörden“, erklären Udo Willecke und Manfred Habbel unisono. Wir dürfen gespannt sein, welche neuen Kapitel der TCC noch schreiben wird.

Weitere Informationen zum Verein erhalten Sie unter: www.trinkerclub-cobbenrode.de