Wichtiger Treff und ein „Spiegel der Jugend“

1996-Tourbus TequilaGirls aus Schweden vorm JBZ

Quelle: privat

Das JBZ in Marsberg

Disco, gemütliche alte Sitzecke, kleine Theke, Billard und Kicker: Das ist offener Jugendtreff und das funktioniert bis heute. Dafür steht das Jugend-Begegnungs-Zentrum (JBZ) in Marsberg seit mehr als 50 Jahren. Im Oktober 2020 leiten Marcel Börger und Jan Rinck die Einrichtung des Kolpingbildungswerks Paderborn und hoffen, dass sie bald richtig loslegen können. 

Wegen Corona konnte das JBZ zeitweise nur unter strengen Hygienemaßnahmen für Kleingruppen geöffnet werden, in den letzten Monaten fanden nur noch Einzelgespräche statt und das Haus blieb geschlossen. Und das dort, wo sonst geklönt und getanzt wird, Gitarrenriffs erklingen und vieles mehr. Wobei, online gab es auch in der Pandemie fortlaufend einen Treff, über die Diskord-Plattform: „Damit konnten wir uns zu eigen machen, was ja als digitaler Austausch schon da war. Wir chatten und spielen mit den Jugendlichen und bleiben in der Kommunikation“, sagt Marcel Börger. Überhaupt: Medienkompetenz steht im erneuerten Konzept des JBZ ganz oben. Sein Kollege Jan Rinck indes bringt sich als Theaterpädagoge ein und will demnächst vor allem auch Improtheater mit den Jugendlichen veranstalten. Zuständig sind die beiden für die offenen Treffs in Marsberg und Essentho. Als Pädagogen sind sie auch erste Anlaufstelle, wenn Liebeskummer, die Suche nach Arbeit oder existenzielle persönliche Probleme anstehen. 

2018 Team Kult-AG und Brother DedgeQuelle: privat
2018 Team Kult-AG und Brother Dedge

 „Wenn Jugendliche bei uns andocken, haben wir als Nicht-Eltern und Nicht-Lehrer einen gewissen Einfluss. Wir sind ein Bildungsraum außerhalb der Schule“, betont Jan Rinck. „Es ist für uns viel einfacher, sie zu erreichen, weil sie freiwillig kommen und sich in einem sicheren Rahmen bewegen, in dem sie sich wohl fühlen.“ Klar, dass sie den Jugendlichen dann auch unbedingt vorleben, was ihnen gefällt. Bei Marcel Börger ist es zum Beispiel „alles in der Natur“, Jan Rinck liebt Brettspiele. Und immer steht ganz oben, was die Jugendlichen interessiert: „Das ist einer der Grundpfeiler der offenen Jugendarbeit, sich auf die Interessen der Jugendlichen einzustellen.“ 

Eine offene Tür für Jugendliche und Jugendkulturen 

Dies war auch schon der Ansatz von Meinolf Stuhldreier, der das JBZ über mehr als 30 Jahre als Leiter mit geprägt hat und ehrenamtlich noch aktiv ist. „Es ist ganz wichtig, dass junge Menschen, speziell ab 12 Jahren, einen Ort haben, wo sie eigene Ideen, Ziele, Vorstellungen umsetzen und sich untereinander etwas beibringen können“, fasst es Stuhldreier zusammen. „Zwischenzeitlich waren am Tag bis zu 100 Jugendliche hier, und zwar von allen Schulformen. Es war immer wichtig, dass nicht nur eine Clique das JBZ als ihres ansieht. Wir wollten die Tür für viele Jugendliche bzw. Jugendkulturen offenhalten.“  

Er erinnert sich gut, wie das JBZ damals aus schon bestehenden Jugendräumen der Propsteigemeinde, einer ehrenamtlichen Jugendzentrums-Initiative und der bestehenden Verbandsarbeit entstanden ist. Immer ging es auch schon um die Finanzierung und wie man selbst den notwendigen Eigenanteil erwirtschaften kann: „Jugendkultur im JBZ – so sind die Kult-AG mit ihren monatlichen Konzerten und das Festival Diemelkult entstanden.“ Beide haben sich zu echten Klassikern etabliert, mit tollen Konzerten und klasse Bands. Bereits sechs Mal war z. B. VomRitchie, der Drummer der Toten Hosen, zu Gast. Voller Hoffnung, dass es endlich weitergehen kann, wurde für das Diemelkult 2021 am 19. November 2021 der Josefskeller in der Marsberger Schützenhalle reserviert. 

Die Ausbildungsvorbereitung wird ein Schwerpunkt bleiben, mit aller Expertise, die das Kolpingbildungswerk als fester Träger bieten kann. Ja, und dann wäre da alles, was die Jugendliche eben neu einbringen. Graffiti, Skatepark und Musik waren es in der Vergangenheit bis heute. Sicher kommen über die nächste Generation die neuen Medien mehr zum Zug, vernünftig genutzt haben sie durchaus ihren Reiz: „Wir begrüßen das Produzieren im Internet. Wenn Jugendliche ihre Sportvorlieben und Ähnliches darstellen, kreativ werden, ist das doch klasse“, betont Marcel Börger. Mit Blick auf Initiativen wie Fridays for Future ergänzt er: „Das Leben findet nicht nur im digitalen Raum statt, Jugendliche beschäftigen viele Themen der Zukunft und sie setzen sich damit auseinander, digital und analog.“ Eine neue Generation wird das JBZ neu prägen, wie spannend. Bleibt nur eins: Dass endlich wieder richtig geöffnet werden kann.