Wesentlicher Baustein im Naturparkplan: Gezielte Besucherlenkung schützt die Natur

Quelle: NSRG

Der Naturpark Sauerland Rothaargebirge eröffnet durch seine Arbeit schonende Wege in die Natur. Bewohner und Besucher wollen zuverlässig und gut nachvollziehbar zu den interessanten Punkten des Naturparks geleitet werden. Gleichzeitig unterstützt eine gezielte Besucherlenkung dabei, die Natur besser zu schützen.

„Darum hat der Naturpark Sauerland Rothaargebirge in seinem ersten Naturparkplan 2020–2030 diese gezielte Besucherlenkung mit dem Begriff ‚Clever geleitet‘ als eine von seinen vier Bausteinen festgelegt. Dabei denken wir vorrangig an Lenken durch Angebote, um Lenken durch Ge- und Verbote möglichst zu vermeiden. Zu den lenkenden Angeboten gehören neben unseren Infozentren und der Infrastruktur im Naturparkgebiet zum Beispiel auch spezifische Angebote für Menschen mit Behinderung, gezielte Führungen oder Bildungsangebote“, erklärt Naturpark-Geschäftsführer Detlef Lins.

Naturpark-Anlagen

Lins: „Der Naturpark ist aus drei kleineren Naturparks entstanden, die unter anderem für über 400 Anlagen in der Natur, wie Schutzhütten, Infotafeln, Wanderparkplätze, Waldmöbel oder Spielplätze, zuständig waren. Diese Anlagen sind wichtig für die Besucherlenkung. Das vorhandene Budget reicht nicht aus, um alle zu pflegen und ihre Qualität zu verbessern. Darum haben wir nach unserer Gründung geprüft, welche Anlagen wir noch brauchen, sodass am Ende von diesen 400 noch 200 übrig sind, die langfristig in eine Topqualität überführt werden sollen. Wir haben bei der Überprüfung beispielsweise festgestellt, dass es Wanderparkplätze gab, an denen Attraktionen in der Nähe abgebaut worden sind. Dort hatten diese Wanderparkplätze ihre Funktion schon lange verloren.“

Gleichzeitig hat der Naturpark angefangen, die Qualität der verbleibenden Anlagen zu verbessern. „Das sind wir unseren Partnern wie Waldbesitzern, SGV und Touristikern schuldig. Ein Beispiel ist der Lehrpfad entlang dem Fluss Wenne in Wenholthausen in der Gemeinde Eslohe. Auch der Wanderparkplatz Albrechtsplatz zwischen den Gemeinden Schmallenberg, Winterberg und Bad Berleburg war in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Der Naturpark hat daher einen örtlichen Tiefbauunternehmer beauftragt, die Flächen neu zu asphaltieren, und insgesamt neu gestaltet. Jetzt sind es reizvolle Einstiege in die Sauerländer Wälder. So ein runderneuerter Parkplatz passt infrastrukturell gut in diese intakte touristische Region“, sagt Detlef Lins.

Sehr sensible Bereiche

Der Naturpark Sauerland Rothaargebirge besitzt viele Schutzgebiete: 76 Prozent sind Landschaftsschutzgebiete, zehn Prozent Naturschutzgebiete, sieben Prozent Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, fünf Prozent Vogelschutzgebiete und je 0,1 Prozent Naturwaldzellen und Wildnis. In vielen Teilbereichen des Naturparks gibt es sehr sensible Bereiche. „In unserer Naturparkregion überschneiden sich touristische Schwerpunkte mit geschützten und schützenswerten Gebieten. Darum sehen wir es als unsere Aufgabe an, Störungen sensibler Bereiche zu vermeiden“, sagt der Geschäftsführer.

Das Lenken durch Ge- und Verbote schränkt den Besucher ein und ist daher nur das letzte Mittel. Folglich soll diese Methode nur dann zum Einsatz kommen, wenn beispielsweise der Besucherdruck sehr hoch ist oder eine akute Gefährdung des Schutzobjekts besteht. In jedem Fall aber macht dieser Schritt es erforderlich, gründlich zu informieren und regelmäßig zu kontrollieren. Auch deshalb ist Detlef Lins Befürworter einer Lenkung durch Angebote oder indirekte Maßnahmen, die meistens auch langfristiger wirken. Er denkt dabei an spezielle Führungen oder Umweltbildungsangebote. Eine andere Möglichkeit sind gut platzierte Informationen und Präsentationen außerhalb der sensiblen Gebiete, beispielsweise in den sechs Naturpark-Informationszentren.

Zum Schluss sagt er: „Ein gutes Beispiel ist da unser Rundwanderweg mit seinen zahlreichen Informationstafeln rund um die Ebbemoore. Auf diesen Tafeln wird vieles über die Pflanzen, Tiere und den erforderlichen besonderen Schutz des Moores erklärt. Die Besucher verstehen auf diese Weise sehr gut, warum sie die Moore nicht betreten dürfen, sodass kein Verbot ausgesprochen werden muss.“

Dieser Beitrag erschien in der Winterausgabe 2020 des WOLL-Magazins Schmallenberg-Eslohe. Das WOLL-Magazin könnt ihr im Zeitschriftenstand oder im WOLL-Onlineshop https://woll-onlineshop.de/woll-magazin/ erhalten.