Wer ploggt denn da durchs Sauerland?

Das WOLL-Team unterwegs am Esmecke-Stausee

Doppeltes Plus

Kennen Sie „Plogging“? Das Wort setzt sich aus „plocka“ (schwedisch: aufheben, pflücken) und „Jogging“ zusammen. Plogging ist der neue Trend aus Skandinavien, der sich inzwischen über die ganze Welt verbreitet hat und bedeutet, dass man während des Joggens nebenbei den Müll am Wegesrand aufsammelt. So werden nicht nur beim Bücken zusätzliche Muskelgruppen trainiert, sondern auch die Landschaft wird saubergehalten. Ein doppeltes Plus also.

Ganz im Trend

Auch bei uns im Sauerland ist Plogging schon angekommen. Albert Nagel aus Wenholthausen hat die WOLLRedaktion auf diesen Trend aufmerksam gemacht. „Mein Sohn hat mich auf das Thema gestoßen. Er erzählte mir, das sei heute ganz modern und doch sicher auch etwas für mich“, erinnert sich Albert Nagel. Eigentlich ploggt der Rentner schon immer. Das heißt, wenn er durch die Sauerländer Wälder wandert, hat er immer eine leere Mülltüte und Handschuhe dabei, um das, was andere „verloren“ haben, aufzusammeln und vorschriftsmäßig zu entsorgen. Jetzt hat „das Kind“ auch einen Namen und Albert Nagel die Gewissheit, ganz im Trend der Zeit zu liegen.

Auf und nieder – immer wieder!

Wir vom WOLL-Team finden dieses Engagement super, haben uns mit Turnschuhen, Mülltüten und Handschuhen bewaffnet und begleiten Albert Nagel heute auf seiner Runde. Treffpunkt: Esmecke-Stausee. „Eine Plogging-Aktion muss man nicht groß planen“, erklärt uns Albert Nagel am Anfang. Für die spontane Runde reicht oft eine kleine Tüte aus und die gibt es überall in den Spendern, die für die Hinterlassenschaften von Vierbeinern aufgestellt wurden.

Wir ziehen also los. Unseren Blick immer nach unten gerichtet. Auf dem Waldboden entdecken wir die ein oder andere Zigarettenkippe vor unseren Fü.en. Eine Kollegin ist in der Böschung fündig geworden und hält mit spitzen Fingern einen zerfetzten Stoffrest in die Luft. Wir rätseln, was das wohl mal gewesen sein könnte, und einigen uns darauf, dass es sich um die Reste einer Basecap handeln muss. Die liegt schon länger hier. Egal, jetzt kommt sie in unseren größeren Müllsack. Wir sind hochmotiviert und scannen den Boden und die Böschung nach allem ab, was da nicht hingehört. Viel finden wir nicht und sind schon fast enttäuscht. „Abwarten“, meint Albert Nagel, „oben am Parkplatz werdet ihr euch noch genug bücken können.“ Und er soll recht behalten. Offensichtlich scheuen manche Badegäste den kurzen Weg zum nächsten Mülleimer und schmeißen das, was sie nicht wieder mit nach Hause nehmen wollen, einfach ins Gebüsch. Schnell füllen sich unsere Tüten mit den unterschiedlichsten Dingen.

Gute Ausbeute

Wir finden jede Menge Papier-, Papp- und Plastikreste, eine leere Flasche, einen einzelnen Schwimmflügel, Trinkpäckchen, einen benutzten Hundekotbeutel oder eine fast noch volle Kleberolle. Auf Platz Nummer eins unserer Sammelaktion stehen, was die Anzahl angeht, Zigarettenkippen. Und die sind nicht nur ein optisches, sondern auch ein echt giftiges Problem für die Umwelt, weil die darin enthaltenen Schadstoffe durch den Regen ausgewaschen werden und so im Grundwasser landen können.

Albert Nagel (li) und Andrea Gödde-Kutrieb (re) beim Ploggen.

Am Ende unserer Runde entleeren wir unsere Beutel, sortieren und entsorgen den Müll entsprechend. Albert Nagel hat alles im Blick. Die zwei Batterien, die wir gefunden haben, steckt er sich in die Tasche, um sie beim Sondermüll abzugeben.

Zugegeben, ganz so sportlich waren wir heute nicht unterwegs. Wir haben uns mehr auf das Sammeln und weniger auf das Joggen konzentriert. Aber ein Anfang ist gemacht. Albert Nagel ruft uns beim Abschied noch „bis nächste Woche“ hinterher. Bestimmt wird jeder von uns beim nächsten Spaziergang auch genauer hinschauen und sich öfter mal bücken.

Mitmachen!

Wer es uns nachmachen und Plogging mal ausprobieren will, dem spendiert die WOLLRedaktion jeweils einen Satz Mülltüten. Ein Anruf bei der Redaktion (0 29 71 – 87 0 87) oder eine E-Mail (redaktion@woll-magazin.de) genügen.