Wer macht hier eigentlich Politik?

Diesmal SPD Eslohe

Der 29. Oktober ist ein sonniger Herbsttag. Für unsere Rubrik „Wer macht hier eigentlich Politk?“ steht das Gespräch mit der SPD Eslohe an. Ruth Reintke (55), die 1. Vorsitzende und Laura Berens (30), stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Rat der Gemeinde Eslohe, haben uns zur Rochuskapelle eingeladen. Thema heute: die Kommunalpolitik. Walter Borjans verkündet an diesem Tag seinen Verzicht auf den SPD-Bundesvorsitz.

WOLL: Frau Reintke, Frau Berens, welche politische Nachricht von heute hat Sie besonders überrascht?
Ruth Reintke:
Da ich Mitglied im Krisenstab des Hochsauerlandkreises bin, hat mich die Nachricht, dass die Maskenpflicht für unsere Schulen fällt, nicht überrascht, aber auch nicht fröhlich gestimmt.
Laura Berens: Mich hat das auch überrascht. Und unser Vorsitzender Walter Borjans möchte nicht mehr zur Verfügung stehen. Das ist eine Entscheidung auf Bundesebene, die wir respektieren müssen.

Frauen ermutigt

WOLL: Lebt die SPD in Eslohe vor, was für die Parteien allgemein gefordert wird? Stichwort: Quote.
Laura Berens:
Das zeichnet die SPD in Eslohe aus. Bei uns machen viele Frauen mit, auch junge Frauen. Wir sind ein bunt gemischter Haufen. Was uns sehr gut bei der Meinungsfindung und Zukunftsgestaltung tut.
Ruth Reintke: Ja. Wir haben sieben Sitze im Rat der Gemeinde Eslohe, davon sind drei mit Frauen besetzt.

WOLL: Wie wurde erreicht, dass Frauen so eine hohe Bedeutung in der SPD Eslohe haben?
Ruth Reintke:
Die Entwicklung begann mit der damals stellvertretenden SPD-Bürgermeisterin Rita Bottenberg. Sie war bisher die einzige stellvertretende Bürgermeisterin in der Region. Sie hat sicherlich auch einige Frauen ermutigt, in die Kommunalpolitik zu gehen.
Laura Berens: Natürlich sind es Themen, wie Bildung, die uns wichtig sind. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir haben im letzten Wahlprogramm zum Beispiel Homeoffice aufgrund von Corona gefordert. Wohnen ist auch immer ein wichtiges Thema. Dass genügend Wohnraum geschaffen wird, besonders für Familien. Dass überall Spielplätze vorhanden sind. Die Dorf-Grundschulen sollen so lange wie möglich erhalten bleiben.

WOLL: Setzen sich Frauen bei diesen Themen stärker für die Belange der Bürgerinnen und Bürger ein?
Laura Berens:
Ich denke schon. Es gibt ja immer noch die klassische Rollenverteilung.
Ruth Reintke: Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind es meistens die Frauen, die entsprechend gefordert sind. Damit die Ganztagsbetreuung in den Schulen zukünftig weiter so hervorragend läuft, dass man dort Unterstützung bietet, das ist einer unserer Schwerpunkte. Ganztagsbetreuung ist eine sicherlich große Unterstützung für berufstätige Eltern.

WOLL: Haben Sie sich mit diesen Themen eher durchgesetzt oder ist das gemeinsam entstanden?
Laura Berens:
Es hat sich entwickelt. Unsere Frauen haben sich vorstellen können, ein Mandat anzunehmen und sich wählen zu lassen. Bei dreien von uns hat das geklappt.
Ruth Reintke: Es war im Großen und Ganzen ein „Gemeinschaftswerk“, sicherlich haben wir Frauen daran einen großen Anteil.

Nachhaltigkeit bei allen Themen

WOLL: Was hat Sie bewogen in die SPD einzutreten und eine Führungsaufgabe zu übernehmen?
Ruth Reintke:
Ich bin erst vor sieben Jahren Mitglied geworden, als der damalige und auch neue Fraktionsvorsitzende Tobias Vielhaber, ein guter Freund, feststellte, dass ich mich zu Hause gerne über politische Themen aufrege. Er meinte: „Wenn du wirklich etwas bewegen willst, dann musst du in die Kommunalpolitik gehen.“ Bei der Ehre gepackt habe ich mich dazu entschieden, mitzumachen. Ich bin ein gerechtigkeitsliebender Mensch, der im Blick hat, was die Bürgerinnen und Bürger an der Basis wirklich interessiert und bewegt. Ich wurde katholisch erzogen. Seit Jahren betreue ich die Messdienerinnen und Messdiener von St. Peter und Paul. Der ein oder andere denkt vielleicht, dass es ein Widerspruch ist, wenn man der SPD angehört. In ihrem Namen steht zwar nicht „christlich“, dafür aber „sozial“. Letzendlich gehört beides für mich zusammen und so richte ich mein Handeln aus. Beide Parteien sind im Übrigen demokratische Parteien. Das Soziale sah ich bei der SPD eher. Da fühlte ich mich einfach mehr hingezogen.

WOLL: Welche kommunalpolitischen Aufgaben sind in der Gemeinde Eslohe vorrangig?
Laura Berens:
Nachhaltigkeit findet man bei fast allen Themen in Eslohe. Wichtig ist, dass man schaut, was die Entscheidung in 10 bis 15 Jahren für Folgen hat. Gerade in der Schule. Jetzt haben wir viele Anmeldungen und brauchen Klassenräume. Was kann man mit dem Raum, der geschaffen wird machen, wenn es weniger Schülerinnen und Schüler werden? Kann man ihn nachher als Mensa nutzen, wenn mehr Ganztagsbetreuung erforderlich ist? Das ist so etwas, was uns sehr bewegt.
Ruth Reintke: Wir weisen bei den Entscheidungen, die im Rat anstehen, immer wieder darauf hin, dass man einfach mal über den Tellerrand von fünf Jahren hinausschaut.

Widersprüche ohne Ende

WOLL: Wie ist die Haltung zum Thema Windindustrieanlagen auf Esloher Gemarkung?
Ruth Reintke:
Wir können uns auf Dauer der Windkraft nicht entziehen, solange es keine Alternativen mit Wasserstoff oder ähnlichem gibt. Aber das wird noch einige Zeit dauern. Es ist nicht in Ordnung, dass auf jedem oder jedem zweiten Berg nur ein oder zwei Windkrafträder stellen. Wenn Windkraft, dann höchstens an exponierten Flächen, als wirklich konzentrierte Windkraftfläche in der Gemeinde. Das wäre noch verträgliche Lösung, dennoch ist immer der ein oder andere betrofffen. Aber es gibt Widerstände ohne Ende. Und das ist wirklich ein heikles Thema, auch in unserer Gemeinde.

WOLL: Was würden Sie sofort versuchen umzusetzen, wenn Sie Bürgermeisterin von Eslohe wären?
Laura Berens:
Das Problem mit den Jugendlichen im Kurpark würde ich gerne angreifen. Man kann Jugendliche nicht nur von einem Platz zum nächsten verscheuchen, sondern muss eine Lösung in Form eines ordentlichen Jugendtreff suchen.
Ruth Reintke: Sich mit den Jugendlichen an einen Tisch setzen und gemeinsam überlegen, wie man die Wünsche der Jugendlichen umsetzen kann. Vielleicht kann es eine Art Ehrenamtskneipe für Jugendliche geben. Getragen von Ehrenamtlern oder den Jugendlichen selbst. Das zu organisieren, von der Gemeinde finanziell mit unterstützt, die Räumlichkeiten schafft, das wäre vielleicht ein möglicher Weg, dieses Problem anzugehen.

WOLL: Gibt es etwas, dass sie noch unbedingt loswerden wollten, und dass mal über die SPD in der Zeitung stehen sollte?
Ruth Reintke:
Wenn man der SPD in einer Gemeinde wie Eslohe angehört, mit mehr als zwei Drittel CDU-Ratsmitgliedern, hat man durchaus einen schwierigen Stand. Da ist man schnell „die rote Frau von der SPD“ und wird vielleicht ein bisschen belächelt. Das ist nicht immer so ganz fair, aber ich weiß mich schon durchzusetzen.

WOLL: Vielen Dank, Frau Reintke und Frau Berens für das interessante Gespräch über den Dächern von Eslohe.

In der kommenden WOLL-Ausgabe werden wir die Vorstellung der in der Kommunalpolitik vertretenen Parteien fortsetzen. In der Frühjahrsausgabe werden die GRÜNEN Schmallenberg vorgestelllt.