Wer macht bei uns eigentlich Politik?

Der Rat der Stadt Schmallenberg wird seit der Kommunalreform im Jahre 1975, als die damaligen Ämter Fredeburg und Schmallenberg zur neuen Stadt Schmallenberg zusammengeschlossen wurden, durchgehend von der CDU als größte und dominierende Partei geführt. Im Gespräch mit Matthias Schütte, dem ersten Vorsitzenden des CDU-Stadtverbands aus Oberkirchen und den beiden Stellvertretern Hubertus Guntermann aus Bad Fredeburg und Christoph Klostermann aus Schmallenberg hat WOLL einen Blick zurück und in die Zukunft der Partei auf Ebene der Kommune geführt.

WOLL: Herr Schütte, seit wann sind Sie Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Schmallenberg? Was hat Sie seinerzeit bewogen, den Vorsitz zu übernehmen?

Matthias Schütte: Ich bin nun die erste volle Periode im Stadtrat. Ursprünglich wollte ich mich in meinem politischen Engagement vor allem für meinen Heimatort Oberkirchen einsetzen. Dann suchte der damalige Stadtverbandsvorstand jedoch einen neuen Vorsitzenden. Ich hätte mir zwar eher eine Verjüngung gewünscht, aber Christoph war damals noch nicht so weit. Und so bin ich seit 2018 Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Schmallenberg.

WOLL: Wie ist die CDU in der Stadt Schmallenberg die Mitgliederzahlen betreffend aufgestellt?

Matthias Schütte: Sehr gut. Unsere Mitglieder nutzen die Chance der politischen Mitwirkung. Die CDU hat in Schmallenberg 661 Mitglieder. Davon hat der Ortsverband BDW (Berghausen, Dorlar, Wormbach) 118, Oberkirchen 103, Schmallenberg 136 und Fredeburg 86 Mitglieder. Die übrigen 243 Mitglieder verteilen sich auf die Ortsverbände Fleckenberg, Lenne, Gleidorf, Bödefeld, Grafschaft und Rarbach/Henneborn. Wichtig war und ist mir in der CDU das Zusammenwirken der einzelnen Orte gemeinsam mit der Kernstadt Schmallenberg. Diese befruchten sich und es ist eine wichtige Aufgabe im Rat, wenn es um Kommunalpolitik geht. Neue Mitglieder sind in allen Ortsverbänden herzlich willkommen.

WOLL: Herr Klostermann, Sie sind mit 32 Jahren der Jüngste in dieser Runde. Was hat Sie in die Politik gebracht?

Christoph Klostermann: Ich bin mit 14 Jahren in die JU (Jugendorganisation der CDU) eingetreten und kurz darauf auch in die CDU. 2009 bin ich mit gerade einmal 18 Jahren erstmalig in den Rat der Stadt Schmallenberg gewählt worden.

WOLL: Was hat Sie als junger Mensch bewogen, in die CDU zu einzutreten?

Christoph Klostermann: (lacht) Da habe ich zu Hause vielleicht die richtige Erziehung genossen. Ich bin ein aktiver Mensch und die CDU war die Partei, die am ehesten meiner Vorstellung entsprach – nicht immer, aber im Großen und Ganzen. Ich bin damals in die JU eingetreten, um mich für den Ort einzusetzen und die Interessen der jüngeren Schüler zu vertreten. Ich hörte immer: „Die Stadt, die tut ja nichts, die macht nichts an den Schulen.“ Da darf man nicht immer nur schimpfen, da muss man sich auch selbst einsetzen.

WOLL: Herr Guntermann, Sie vertreten ja schon viel länger den zweitgrößten Ort der Stadt Schmallenberg, Bad Fredeburg. Wie viele Jahre sind Sie schon in der Partei?

Hubertus Guntermann: In der Partei bin ich seit etwa 30 Jahren. Ich bin da damals so reingeschlittert, weil ich immer mit Leuten zusammen war, die auch in der CDU tätig waren. Und wenn man etwas für seinen Ort erreichen möchte, schließt man sich eben am besten einer Partei an. Ziemlich schnell bin ich in den Bezirksausschuss als sachkundiger Bürger aufgenommen und anschließend in den Rat gewählt worden. In der ersten Periode, in der die CDU wieder am Ruder war, kam ich wieder in den Rat. Vorher war die UWG mit der SPD zusammen für eine Periode federführend.

WOLL: Wie angedeutet, war die CDU fast fünfzig Jahre die federführende Kraft in der Stadt. 1994 war das auf einmal anders?

Hubertus Guntermann: Das war für die CDU eine ganz neue Erfahrung. Aber ich denke, es war wichtig, auch einmal in der Opposition zu sein. Heute müssen und wollen wir aber aktiv daran arbeiten, dass es so bleibt, wie es jetzt ist. Die Zeiten werden nicht einfacher. Daher ist es erfreulich, dass fast alle Beschlüsse im Stadtrat beinahe einstimmig fallen. Nur in ganz wenigen Punkten sind wir nicht ganz einer Meinung. Trotzdem darf es keine Spaßveranstaltung sein, wie das erst vor kurzem bei einer Haushaltsrede eines Kollegen einer anderen Partei der Fall zu sein schien. So ein Rat vertritt alle Bürgerinnen und Bürger und steuert die ganze Kommune mit. Die Stadtverwaltung hat rund 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist wie ein Unternehmen, da braucht es eine klare Linie. Der Bürgermeister ist froh, wenn im Rat eine solide Gruppe sitzt.

WOLL: Die Stadt hat sich im Laufe der Jahre verändert. Viele neue Bürger aus anderen Regionen sind hierhergekommen. Spürt man das? Ist die CDU Ansprechpartner für die neuen Schmallenberger?

Christoph Klostermann: Da müsste man die Kandidaten vor Ort fragen, die Kandidaten, die in ihren Wahlbezirken präsent sind, und auch gezielt im Wahlkampf neue Bürger ansprechen. Es ist kein Geheimnis, dass viele neue Bürger, gerade die aus den Städten hergezogen sind, nicht in jedem Fall eine konservative Einstellung haben, sondern eher dem Grünen-Lager zugetan sind. Da ist es wichtig, dass man die Gespräche nicht nur auf bundespolitische Themen lenkt, sondern auf die Themen hier vor Ort. So wissen viele Neubürger besonders die moderaten Lebenshaltungskosten zu schätzen. Gerade das darf man auch als Ergebnis der CDU-Politik vor Ort verkaufen.

WOLL: Familienfreundliche Stadt oder Stadt für Familien – das ist doch eine wichtige Aufgabe einer christlich-demokratischen Partei. Ist das erfüllt?

Hubertus Guntermann: Das ist uns ganz wichtig. Seit sich der Haushalt der Stadt in den vergangenen zwei Jahren sehr positiv darstellt, wollten wir den Bürgern ein Stück zurückgeben. So haben wir nicht nur dem Gewerbe mit der Senkung der Gewerbesteuerhebesätze geholfen, sondern auch den Familien und Eltern mit der Abschaffung der Kinderbeiträge. Aktuell kommt eine Erhöhung des Essenszuschusses hinzu, ebenfalls ein wichtiger Punkt.

WOLL: Ein anderes Thema in der Stadt Schmallenberg ist der Sport. Wie sieht die CDU diese Entwicklung?

Hubertus Guntermann: Vom Grundsatz sind wir in der Stadt Schmallenberg gut aufgestellt. Wir sind in der Lage, den Vereinen alle Sportstätten kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Früher hatten wir einen Stadtsportverband, der die Interessen des Sports vertreten sollte. Dieser wurde inzwischen jedoch aufgelöst, auch aufgrund mangelnden Interesses vonseiten der Vereine. Vielleicht gelingt es in naher Zukunft, wieder einen Stadtsportverband zu etablieren.

WOLL: Wie steht die CDU zum Thema Stadtmarketing?

Matthias Schütte:
Das ist eines unserer zentralen Themen, um dem Fachkräftemangel und dem demographischen Wandel zu begegnen.

Wir haben hier im Grunde drei Institutionen: SUZ – Schmallenberg Unternehmen Zukunft, Tourismus Schmallenberger Sauerland und natürlich die Stadt. Ein eigenes Amt für Stadtmarketing etwa hätte längst nicht die Nähe zur Wirtschaft und zum Tourismus. Diese drei müssen intensiv und eng zusammenarbeiten und Wirtschaft und Tourismus als unsere große Stärke kommunizieren. Das ist nicht leicht, aber wir arbeiten daran, die Werbegemeinschaften der beiden Kernstädte noch aktiver mit einzubinden.


Hubertus Guntermann: Kein spezielles Stadtmarketing zu haben, und dies stattdessen mit vier, fünf Leuten als städtische Angestellte in die Hand zu nehmen, finde ich genau richtig. Es war immer ein Grundsatz der Stadt Schmallenberg, neue Themen und Aufgaben mit Förderungsunterstützung zu starten und in Eigeninitiativen entwickeln zu lassen.

WOLL: Gibt es etwas, was der CDU wichtig ist, etwas, was die Menschen über das politische Verständnis der CDU in der Stadt Schmallenberg wissen sollten?

Hubertus Guntermann: Ganz wichtig ist uns als CDU die Botschaft, dass wir auch jungen, engagierten Menschen eine Heimat bieten.

Matthias Schütte: Es ist gut, wenn aus den Reihen der Schmallenberger CDU gute Verbindungen zur CDU auf Kreis-, Landes-, Bundesebene geschaffen und gepflegt werden können. Mit unserem Landrat Dr. Karl Schneider haben wir da aktuell einen sehr gut vernetzten Schmallenberger in unseren Reihen.


Christoph Klostermann: In der Stellenausschreibung für die CDU Schmallenberg steht heute: flache Hierarchien. Das war und ist in der CDU in Schmallenberg tatsächlich so. Ich selbst bin dafür ein gutes Beispiel. Welche Partei hätte in der Kernstadt einem damals 18-Jährigen die Möglichkeit zu einem Direktmandat gegeben? In jedem der zehn CDU-Ortsverbände ist man offen und freut sich über Leute, die etwas bewegen wollen, insbesondere auch junge Leute.

WOLL: Vielen Dank für das Gespräch.

Aus terminlichen Gründen konnten die jungen Vorstandsmitglieder Jana Kleine aus Mailar, Andreas Schulte aus Niedersorpe, sowie Fabian Bräutigam und Luca Putzo aus Schmallenberg nicht am Gespräch teilnehmen.