Wer immer nur vom Möglichen ausgeht, der schafft nicht wirklich Neues

Martin Schürmann reflektiert in einem Interview mit dem WOLL-Magazin zwölf Jahre Selbstständigkeit mit RAUMZENIT

Martin Schürmann ist seit nunmehr zwölf Jahren geschäftsführender Inhaber vom Planungsbüro RAUMZENIT in Schmallenberg. Angefangen hat er mit dem Design von Hotels, Restaurants und Privatresidenzen. Mittlerweile ist nicht nur sein Unternehmen gewachsen, auch seine Aufgaben sind um ein Vielfaches umfangreicher geworden. Mit seinem Gespür für Ästhetik und Architektur, einzigartige Räume, bei denen eine feine Gratwanderung zwischen klassischem Chic und Lebhaftigkeit, Tradition und Moderne sowie zwischen Funktionalität und Gemütlichkeit geschaffen wird, gelingt es ihm immer wieder, mit seinem Team etwas „Neues“, etwas „Einzigartiges“ zu realisieren. Mit der WOLL-Redaktion hat Martin Schürmann über seine Arbeit gesprochen. Offen und ehrlich spricht er über seine Anfänge, seinen Werdegang und schließlich über die Zukunft.

WOLL: Herr Schürmann, Sie haben vor genau zwölf Jahren Ihre Selbstständigkeit gestartet. War das Zufall oder Schicksal?
Martin Schürmann:
Gute Frage, irgendwie beides. Ich glaube, jeder kennt dieses Gefühl in seinem Leben, wenn du dich fragst: Wie geht es denn nun weiter? Mir war immer klar, dass ich mein Können in den Bereichen Architektur, Bauen und Wohnen weitergeben möchte. Das Gespür für Machbarkeit. Nicht immer ist der einfachere Weg der richtige.

WOLL: Das heißt, dass der Start nicht ganz einfach war?
Martin Schürmann:
Ehrlich: Ich bin in unserem Wohnzimmer gestartet. Meine Familie und ich haben zwischen Ordnung und Chaos gelebt. Aber ich wusste, dass das richtig ist. Es war schon eine riskante Nummer, die Selbstständigkeit zu wählen. Natürlich kamen Zweifel auf. Natürlich haben Existenzängste uns begleitet. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich weiß es noch wie heute, als der Anruf kam, der mich in meinen Entscheidungen bestärkte. „Hallo Herr Schürmann, ich habe gehört, Sie haben sich selbstständig gemacht. Ich hätte da das ein oder andere für Sie“, das war der Anruf von Theo Deimann, der erste Kunde von RAUMZENIT.

WOLL: War das der Startschuss für Ihr Planungsbüro?
Martin Schürmann:
Ja, dann ging alles plötzlich ganz schnell. Neben dem Hotel Deimann kamen weitere heutige Stammkunden aus dem Bereich der Hotellerie, wie Landhotel Gasthof Schütte, Bergdorf LiebesGrün, Hotel Jagdhaus Wiese, Hotel Waldhaus Ohlenbach, Hotel Störmann und Romantikhotel Platte, hinzu. Für die Zusammenarbeit wollen mein Team und ich uns an dieser Stelle bedanken. Ich musste über Angestellte nachdenken, einen Showroom für Materialien finden, technisches Equipment anschaffen … Meine erste Angestellte war damals Teresa Hasbay (geb. Silberg). Vorstellungsgespräch im Wohnzimmer und zwei Wochen später gehörte sie dazu. Mit meinem Polo und einem Laptop unterm Arm sind wir zu Kunden gefahren und haben Aufträge geschrieben.

WOLL: Ihre Ideen, Ihre Visionen und Ihre Arbeiten kamen also an?
Martin Schürmann:
Ja. Immer mehr Projekte mussten in immer kürzerer Zeit umgesetzt werden. Expansion stand auf dem Plan. Wir haben ein Büro in der Schmallenberger Innenstadt angemietet und sind von da an kontinuierlich mit unseren Projekten gewachsen.

WOLL: Heute beschäftigen Sie 20 Mitarbeiter und Ihre Aufgabenfelder haben sich enorm erweitert. War das Ihr Plan zu Gründerzeiten?
Martin Schürmann:
Mein Plan war, dem Namen „RAUMZENIT“ alle Ehre zu machen. Dass wir heute ganzheitliche Entwicklungen von Konzepten in der Architektur und Innenarchitektur anbieten können, ist einem gesunden Wachstum zu verdanken. Wir haben jedes Jahr Mitarbeiter eingestellt und können heute somit viel mehr leisten. Das Team macht den Erfolg. Ich kann es aber auch etwas bildhafter ausdrücken: Wir können vom Fundament bis zur Gardine als Planungsbüro alles realisieren. Wie breit wir aufgestellt sind, wissen viele gar nicht.

WOLL: Dann bietet RAUMZENIT vom Produktdesign im Kleinen bis zum Komplettbau alles?
Martin Schürmann:
Ja, und alles aus einer Hand. Wir sind nicht nur Planer und Berater. Du bist ja nicht nur Ideengeber, du musst gut zuhören können und schließlich das Drinnen mit dem Draußen verbinden. Mit meinem Team aus Architekten, Innenarchitekten, Ingenieuren, Technikern und Bauleitern setzen wir die uns anvertrauten Projekte mit viel Begeisterung und Herzblut um. Wer immer nur vom Möglichen ausgeht, der schafft nicht wirklich Neues.

WOLL: Sie verwandeln Projekte in einzigartige Wohlfühloasen, in denen Materialien, Farben, Formen und Licht aufeinander abgestimmt sind. Wie schaffen Sie es, immer wieder kreative Akzente zu setzen? Machen Sie das Unmögliche möglich?
Martin Schürmann:
Unser Anspruch ist: Geht nicht gibt es nicht. Ganz wichtig ist hier die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Daraus entwickeln sich immer zusätzliche Ideen und kreative Lösungen. Jedes Objekt spricht dazu eine eigene Sprache, stellt uns vor individuelle Herausforderungen, die wir bis dato immer lösen und realisieren konnten. Hinzu kommt, dass wir großen Wert auf Nachhaltigkeit legen. Ich weiß, es ist mittlerweile ein Modewort geworden, für uns steht es grundsätzlich aber an oberster Stelle. Nicht selten ist es das Maß aller Dinge.

WOLL: Man hat das Gefühl, dass Sie Ihren Baumaßnahmen mit großem Respekt vor der Geschichte des Objektes begegnen. Stimmt das?
Martin Schürmann:
Ja, absolut richtig. Das gilt aber nicht nur für den „neuen Glanz“ in historischen Mauern. Selbst beim Neubau eines Ein- oder Mehrfamilienhauses schauen wir genau auf den zu schaffenden Charakter des Hauses mit Sicht auf die zukünftige Nutzung. Bei größeren Projekten wie Um- oder Anbauten von Büros, Praxen, Shops, Krankenhäusern oder gar Hospizen kommen ganz andere Aspekte ins Spiel als bei Schützenhallen oder gefördertem Wohnungsbau. Wir bedienen eine Bandbreite, die sich kaum einer vorstellen kann. In der Regel geht mein Team im Vorfeld in die Analyse und Recherche, um den jeweiligen Anforderungen gerecht zu werden.

WOLL: Ist es für Sie selbst nicht manchmal „erschreckend“, was in zwölf Jahren alles passiert ist und wie sich Ihr enormes Potential entwickelt hat?
Martin Schürmann:
Wir sind gesund gewachsen. Darauf lege ich großen Wert. Möglich gemacht hat das nicht nur die Unterstützung aus meinem familiären Umfeld, möglich macht das ein enorm gutes Team. Und das habe ich. Da bin ich unheimlich stolz und freue mich sehr, dass wir die meisten unserer Werkstudentinnen und -studenten nach ihrem Examen in ein festes Anstellungsverhältnis übernehmen konnten. Ein schöneres Kompliment an unser Büro kann ich mir kaum vorstellen. Jüngste Beispiele sind Alicia Hachmann aus Nordenau und Luisa Hamers aus Saalhausen als frischgebackene Master der Innenarchitektur bzw. Architektur.

Ich gebe zu, dass ich schlecht abschalten kann. Bei uns ist der Kunde tatsächlich König. Immer. Seit ich denken kann, stehen Bauen und Wohnen, das Arbeiten und das Einsetzen von außergewöhnlichen Materialien bei mir im Fokus. Manchmal wird eben aus einem Hobby eine große Sache.

Fotos: Frank Gries, Christoph Meinschäfer, Kristina Uting, Björn Lülf