„Wenn ich möchte, dass die Menschen die Natur nicht ausbeuten, dann muss ich sie in die Natur bringen.“

Foto: Tom Linke

Gesundheitsberaterin Birgit Jakubzik

Wer mit Birgit Jakubzik auf Erlebnisreisen geht, benötigt keinen Koffer. Und das, obwohl die Reisen schon mal recht weit sein können  

Die Gesundheitsberaterin aus Arnsberg-Kirchlinde war schon als Kind gern – und allein – in der Natur unterwegs. Aus ihr zieht sie ihre Kraft und den Großteil ihres spirituellen Wissens. 

„Ausgeprägtes Eremiten-Syndrom“ nennt Birgit Jakubzik ihr Bedürfnis, auch längere Zeit ganz allein zu bleiben. Nur mit sich, ihrem Großspitz, den Katzen – und der wunderschönen Natur rings um Arnsberg-Kirchlinde. Noch mehr Zeit als sonst verbringt sie dann im Wald, wird völlig eins mit der Natur. Ihre Rückzüge entspringen ihrer Liebe zur Natur, sind notwendiges Kraftschöpfen, denn, so verrät sie: „Die Natur ist mein Herz“. 

Foto: Tom Linke
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Das Naturkind 

Alles an ihr ist natürlich, ungekünstelt. Ihr Aussehen, ihre Ausstrahlung, ihre Authentizität. Die gebürtige Wattenscheiderin, die in Gelsenkirchen aufgewachsen ist, kommt aus einem sehr naturverbundenen Haus. Viele Wochenenden verbrachte die Familie am Haltener Stausee, am Ijsselmeer oder an der Nordsee. Die kleine Birgit war dann oft mit ihrem Paddelboot unterwegs oder durchkämmte den Wald, verwilderte Halden und Parks. Meistens allein, denn dann war ihr die Natur noch näher.   

Raus aus der Stadt 

Als junge Frau arbeitete sie mehrere Jahre in einem Büro. Bis ihr irgendwann klar wurde: „Ich muss aufs Land. Ich muss raus aus der Stadt“. Möglichst weit draußen sollte es sein. Das kleine Dorf Ainkhausen bei Arnsberg-Holzen kam ihr da gerade recht. Hier lebte sie 13 Jahre, bis sie 2013 nach Arnsberg-Kirchlinde zog. Dass es sich hier, unweit des Klosters Oelinghausen um einen alten germanischen Kultplatz handelt, erfuhr sie erst später.  

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Die Baba Jaga 

Birgit Jakubzik ist gelernte Damenschneiderin. In ihrer Kirchlinder Schneiderstube „Baba Jaga“ zaubert sie für ihre Kunden die unterschiedlichsten Gewänder – von der klassischen Alltagskleidung bis zur extravaganten Mittelalterkleidung. Mit Zauberhand repariert sie auch deren Lieblingssachen. Mit der Baba Jaga, der weisen Frau aus der slawischen Mythologie verbindet sie vieles; die Liebe zur Natur, das Streben nach Weisheit und auch ihre Ahnenwurzeln im russischen Teil von Ostpreußen. Allerdings steht ihr Wohnhaus nicht auf Hühnerbeinen, sondern auf dem festen Grund einer Hofanlage.  

Physikalische Mathematik und Spiritualität 

Spiritualität hat einen hohen Stellenwert in ihrem Leben. Etwas ungewöhnlich, aber keineswegs widersprüchlich, ist die Tatsache, dass sie ausgebildete technische Zeichnerin ist, CAD-Konstrukteurin. Für sie stehen Wissenschaft und Spiritualität nicht im Widerspruch: „Durch meine Ausbildung habe ich viel über physikalische Mathematik gelernt. Dabei wurde mir bewusst, dass eine physikalische Formel ein Satz ist, der ein Naturphänomen beschreibt. Was unsere Vorfahren mit Naturgeistern und Zwergen beschrieben, könnte man auch aus dem rein wissenschaftlichen Kontext mit einer Formel erklären. Der grundlegende Unterschied zur Wissenschaft ist das Wahrnehmen einer beseelten Natur“. 

Öffentlich beim B.U.N.D. 

Dass Birgit Jakubzik sehr genügsam ist und keine Reichtümer benötigt, kommt aus ihrer ganz persönlichen Gesinnung. Vorbildlich als Vorsitzende und Sprecherin der Arnsberger B.U.N.D.-Ortsgruppe ist vor allem ihre Einstellung. Der Ausbeutung der Natur und unseres Planeten etwas entgegenzusetzen, ist ihr ein Herzensanliegen. „Wenn ich möchte, dass die Menschen die Natur nicht ausbeuten, dann muss ich sie in die Natur bringen.“ Dazu muss sie raus aus ihrer Eremiten-Phase. “Ich genieße das Alleinsein, empfinde es als große Wohltat. Aber ich bin ebenso gern unter Menschen und habe einen großen Freundeskreis.“ 

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Die Wildkatzen-Botschafterin 

Das „Rettungsnetz für die Wildkatze“ ist ein Projekt, das ihr viel bedeutet. In Deutschland galt das scheue Waldtier schon als ausgestorben. Zum Glück haben einige Tiere überlebt – auch im Arnsberger Wald. „Die Wildkatze ist das Bindeglied zwischen Waldinteressierten“, erklärt die Wildkatzen-Botschafterin. Über dieses Projekt bekommt sie einen besseren Zugang, z. B. zu Waldbesitzern, Förstern und Jägern, denn „die Wildkatze verbindet uns alle mit dem Wald.“  

Ein natürliches Weltbild 

Wenn Birgit Jakubzik als Kind im Wald unterwegs war, haben sich ihr „spirituelle Tore geöffnet“. Die Beseeltheit der Natur war für das schüchterne Mädchen etwas ganz Normales, etwas Natürliches. Unbewusst hat sie schon früh das Wesen des Schamanismus verstanden, der keine Religion ist, sondern ein Weltbild. Als junge Frau kam sie in Kontakt mit Menschen, die ebenso wie sie mit der Natur verbunden waren, mit denen sie auf ihren Touren gemeinsam musizierte. Irgendwann dabei hatte sie dann die Eingebung, sich eine Trommel anzuschaffen …  

Die Gesundheitsberaterin 

Und die ist für die Gesundheitsberaterin zum wichtigen Werkzeug geworden, speziell bei ihren schamanischen Beratungen. Ganzheitliche Naturheilkunde, Reiki und Biosensorik stehen ebenfalls auf ihrem Programm. Ihre Klienten, die aus allen gesellschaftlichen Bereichen kommen, haben oft den roten Faden in ihrem Leben verloren, wissen nicht mehr, in welche Richtung ihr Leben gehen soll. Manchmal kommen sie auch wegen psychischen Traumens und körperlicher Beschwerden.  

Reisen mit der Trommel 

Schamanische Reisen sind nichts Neues in der Menschheitsgeschichte. Schon seit Urzeiten praktizieren Menschen Praktiken wie Askese, Meditation, Musik und Tanz, um den Kontakt zur transzendenten Welt oder auch zum eigenen spirituellen Inneren zu finden. Das Trommeln ist ein wichtiges Ritual. Und das läuft so ab: „Durch den monotonen Trommelrhythmus versetzt man sich in einen Trance-Zustand. Das Alltagsbewusstsein wird ausgeschaltet. Alle störenden Gedanken verstummen und das ‘Quatschen’ im Gehirn hört auf“, beschreibt Birgit Jakubzik diesen Vorgang. „Wenn der Rhythmus der Trommel dann harmonischer und intensiver wird, läuft alles automatisch ab. Dann tauchen Visionen auf. Wenn man in diesem Zustand bewusst einen Fokus setzt, eine bestimmte Frage hat, bekommt man am Ziel die Antwort. Klarer und intensiver als bei anderen Praktiken.“  

Die Kirchlinderin rät übrigens davon ab, ohne Ziel und ohne Begleitung auf schamanische Reisen zu gehen. „Schließlich weiß man nicht, wem man unterwegs begegnet“, sagt sie mit einem wissenden Zwinkern.  

Manchmal gehört Mut dazu … 

„Auf diesen Reisen wird man auf sich selbst reduziert“, erklärt die Schamanin weiter. „Nicht ganz einfach, besonders für Menschen, deren Terminkalender übervoll ist. Manchmal gehört Mut dazu, das auszuhalten. Den eigenen Schatten zu begegnen – privaten, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, auch den vielen Traumata. Das Ziel ist, wieder mit sich selbst und der Natur verbunden zu sein, nicht länger von Angst gesteuert zu werden. Das bringt zunächst Entspannung, kann dann die Heilung unterstützen, was letztlich zu einem ausgeglichenen Innenleben führt.“