Wenn es zwickt und zwackt – körperliches Wohlbefinden in der Krise

Gespräch mit der Physiotherapeutin Annette Thöne

Haben die physiotherapeutischen Leiden und Wehwehchen in den vergangenen Monaten zugenommen?
Annette Thöne:
In jedem Fall. Besonders Rückenleiden kommen häufiger vor. Die Patienten vermissen das Training im Fitnessstudio und ihren Reha-Sport. Die psychische Anspannung für viele Frauen mit der Kinderbetreuung im Homeoffice trägt natürlich auch dazu bei, dass die Leute weniger Zeit für die eigene Gesundheit investieren können.

Wie wirken sich die Vorschriften und gesetzlichen Regelungen in der Corona-Pandemie auf die Behandlung der Patienten aus?
Annette Thöne:
Die Vorschriften wirken sich auf die Behandlung der Patienten weniger aus, aber auf den Behandlungsbeginn. Tatsache ist, dass durch die strikten Vorschriften wie Raumgröße, Raumhöhe, neue Sicherheitsvorschriften für die Therapieliegen und so weiter der bestehende Mangel an Therapeuten sich weiter verstärkt. Ich bin in meiner Praxis alleine tätig und muss leider aufgrund fehlender Terminkapazitäten sehr viele Patienten wieder wegschicken. Das ist sehr schade. In anderen Praxen gibt es Wartezeiten von mehreren Wochen.

Haben sich die gesundheitlichen Probleme in den vergangenen Monaten verändert?
Annette Thöne
: Ich denke schon. Dadurch, dass die psychosoziale Komponente drastisch zugenommen hat (finanzielle oder existenzielle Sorgen), treten körperliche Beschwerden vermehrt auf. Die Anrufe von Patienten, die akute Rückenleiden haben, sind deutlich gestiegen.

Es ist häufig von einem enormen bürokratischen Aufwand zu hören, um in der Corona-Pandemie der beruflichen Tätigkeit nachgehen zu können. Wie ist das bei den physiotherapeutischen Tätigkeiten, wo man ja sehr nah beieinander ist?
Annette Thöne:
Für mich war es sehr schwierig, einen Impftermin zu bekommen. Nach vier Anläufen hat es dann kürzlich mit der ersten Impfung geklappt. Das ständige Arbeiten mit der FFP-2-Maske macht mir an manchen Tagen sehr zu schaffen, ebenso den Patienten mit diversen Herz-Kreislauferkrankungen sowie anderen Krankheiten. Der hygienische Aufwand ist da noch das geringste Problem.

Welchen Tipp kannst Du uns geben, um gut durch den Sommer zu kommen?
Annette Thöne:
Grundsätzlich gilt, so viel wie nur möglich für das eigene Immunsystem tun: besonders auf eine ausgewogene Ernährung achten und sich, sooft es geht, an der frischen Luft körperlich betätigen. Natürlich sollte auch der eigene Stresspegel so gering wie möglich gehalten werden.

Vielen Dank für das Interview. Viel Erfolg bei der Arbeit und alles Gute!
Annette Thöne:
Sehr gerne. Ich habe zu danken.