Wenn du durch eine Maske sprichst und Winnetou das Zeugnis bringt

Wir haben uns im Café Heimes im Bahnhof Altenhundem verabredet. Lilian Schöttes (18) aus Elspe und Luca Jergler (18) aus Saalhausen, die beiden Abiturienten des Jahrganges 2021, warten schon. Freundliche Begrüßung und schon quatschen wir drauf los. „Wir haben noch nie ein Interview gemacht“, sagt Luca. Ist ja auch keins, soll ein Gespräch über das Abitur in der Corona-Pandemie sein. Wie hat der Online-Unterricht am Städtischen Gymnasium Lennestadt geklappt? Konnten sich die Nachwuchsakademiker richtig auf das Abitur vorbereiten? Hat es auch die typischen Abiturfestlichkeiten gegeben?

Natürlich sind wir sofort auf Du und Du. Lilian und Luca haben ihr Abi in zwölf Jahren gemacht. Schneller als andere Jahrgänge früher. „Ich denke nicht, dass wir weniger gelernt haben, als sonst mit 13 Jahren“, meint Lilian. Das klingt selbstbewusst und zuversichtlich. Lilian will auf jeden Fall Psychologie studieren. Die Abiturnote lässt es zu. „Mein Bruder studiert schon Psychologie. Im Leistungskurs habe ich die verschiedenen Modelle kennengelernt. Das interessiert mich sehr.“ Man ahnt schon, in einigen Jahren könnte man bei Lilian auf der Couch liegen, um vielleicht die Nachwirkungen der Corona-Pandemie in psychiatrischen Sitzungen zu behandeln.  Oder sie erforscht in der Wirtschafts- und Werbepsychologie, welche Farben und sonstigen Reize für regionale Lebensmittel vorteilhaft sind, damit sie gerne gekauft werden. „Die Corona-Pandemie war zunächst sehr beängstigend“, sagt Lilian. „Es hat einige Zeit gedauert, bis die Lernkonzepte für den Online-Unterricht einigermaßen funktionierten. Aber nach und nach ist etwas Normalität eingekehrt. Das Klassenleben hat natürlich gefehlt, die Gruppenarbeiten und vor allem die persönlichen Gespräche nach dem Unterricht oder in der Pause habe ich vermisst.“ Und Lilian ergänzt: „Um uns und andere zu schützen haben wir die Maßnahmen gerne mitgetragen.“

Klassenleben hat gefehlt

Luca hatte vor einigen Wochen so manchen Lacher auf seiner Seite. Schließlich war die sogenannte Luca-App plötzlich der Heilsbringer. Auch bei unserem Treffen hilft die Luca-App um die notwendige Registrierung im Café schnell und einfach zu erledigen. „Ich denke, wir haben beim Heimunterricht mehr gelernt als sonst in der Schulzeit, da man mehr Motivation, Verständnis und Unterstützung von den Lehrkräften bekommen und mehr Zeit in die Aufgaben gesteckt hat.“ Luca sieht dabei keine Nachteile gegenüber dem üblichen Lernalltag. „Es kommt auf jeden selbst an, wie und was er aus der Situation macht.“ Wenn alles klappt, beginnt Luca in Kürze ein Duales Studium bei der Polizei. Neben der Polizeiausbildung dreht sich bei ihm das Studium vor allem um Mathe und Informatik.

Haben die Masken im Unterricht gestört? Und wie war das in der kalten Jahreszeit mit den offenen Fenstern? Die Erinnerungen an Herbst und Winter sind bei Lilian nicht so toll: „Man hat sich im Zwiebellook eingekleidet. Aber die regelmäßige Kältedusche war schon schlimm.“ Luca: „Im Winter war das Lüften am Schlimmsten und wenn es heiß ist, macht das Tragen der Masken keinen Spaß. Die Konzentration schwindet. Aber irgendwie wurde das verdrängt.“ Die Begleiterscheinungen der Corona-Maßnahmen im letzten Schuljahr vor den Abiprüfungen bleiben den Lennestädtern mit gemischten Gefühlen in Erinnerung: Desinfektionsmittel, trockene Hände, Ekzeme, kalte Klassenräume, Fragen oder Antworten durch die Masken nicht oder falsch verstanden. Und dann zum Schluss noch die häufigen Tests.

Zwiebellook und Masken

Und wie war das mit den typischen Abifeiern? „Wir haben alles gemacht, was sonst auch war. Allerdings ein bisschen anders“, sagt Luca. „Leider gab es keine Stufenfahrt. Ausland war von vornherein abgesagt, dann war aber auch eine Stufenfahrt in Deutschland nicht mehr möglich. Das habe ich schon vermisst“, meint Lilian. „Dafür war die Zeugnisübergabe durch Winnetou auf der Bühne in Elspe ein einmaliges Erlebnis. Das hat die Schule wirklich toll hinbekommen“, strahlt Luca. Und Lilian ergänzt: „Trotz aller Widrigkeiten und Probleme durch Corona waren wir der beste Abiturjahrgang seit 2009. Das hat uns jedenfalls die Schulleitung mitgeteilt.“ Luca und Lilian lächeln entspannt und strahlen jugendliche Zuversicht aus. Der WOLL-Reporter geht mit der Erkenntnis nach Hause: Die Jugend lässt sich auch im Jahre 2021 durch eine Virus-Pandemie nicht von der ihr eigenen Unerschrockenheit und Zuversicht abbringen. Gut so!

Zeugnis von WinnetouQuelle: Niklas Droste/Frau Buttgereit
Winnetou bringt die Zeugnisse

Foto von Lilian und Luca: Hermann-J. Hoffe – Foto Bühne Elspe: Niklas Droste und Referendarin Frau Buttgereit – Gymnasium Lennestadt