Welche Bäume werden groß?

Quelle: WOLL Magazin

Pilotprojekt mit Beobachtungsfläche in Fleckenberg

Wälder müssen in Zeiten des Klimawandels stabiler werden als bisher. Waldfachleute sind der Meinung, dass das nur gelingen kann, wenn sich mehrere Baumarten zu Mischwäldern entwickeln. Zu hohe Wildbestände, insbesondere der Verbiss durch Rehe, können allerdings dazu führen, dass die angestrebte Mischung keine Chance hat. Um das zu prüfen, hat ein Projektteam „Waldvegetation“ an der HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft) Göttingen eine Rundreise durch verschiedene Waldregionen in Deutschland gestartet. Ziel dabei ist die Erfassung der Waldbodenvegetation auf insgesamt 98 neu ausgewiesenen Flächen im Projekt WILD – WALD – INNOVATION (WiWaldI). Dabei wird eine Fläche von jeweils 100 m² innerhalb eines Kontrollzauns sowie eine benachbarte (max. 20 Meter entfernte) ungezäunte Vergleichsfläche untersucht. Die Wissenschaftler kartieren die darin befindlichen Gehölze und sonstigen Waldbodenpflanzen. Aus den Ergebnissen sollen Rückschlüsse auf den Einfluss von Wild auf die Waldentwicklung gezogen werden.

Eine der Flächen, die in dem bundesweiten Projekt WILD – WALD – INNOVATION betrachtet wird, ist eine neue Fläche im Bereich der Jagdgenossenschaft Fleckenberg I. Der dort zusammengefasste kleinstrukturierte Privatwald mit vielen Eigentümern macht es besonders schwierig, ein abgestimmtes jagdliches Vorgehen zu planen und umzusetzen. Hier sollen in Zukunft die objektiven Walddaten der Untersuchung helfen. „Waldbesitz und Jagd müssen gemeinschaftlich, konsequent und abgestimmt ins Handeln kommen, wenn es etwas mit dem klimastabileren Wald werden soll“, sagt Hans von der Goltz aus Wormbach, Leiter des Projekts.

Kontrollzäune dienen der objektiven Erfassung des Schalenwildeinflusses auf die krautige und holzige Bodenvegetation. Im Projekt WiWaldI vergleichen die Forschenden insgesamt knapp 350 Kontrollflächenpaare, bestehend jeweils aus einer eingezäunten und einer nicht eingezäunten Fläche. Auf beiden Flächen werden alle Pflanzenarten sowie Verbiss und sonstige Schädigungen an den Gehölzen aufgenommen, um die Ergebnisse später miteinander zu vergleichen. „Auf den eingezäunten Flächen sehen wir nach wenigen Jahren oft wesentlich mehr junge Bäume und auch mehr Baumarten als auf den Vergleichsflächen. Auch die krautige Vegetation entwickelt in der Regel mehr Biomasse ohne Wildeinfluss. Ein gewisser Wildeinfluss ist jedoch normal in unseren Waldökosystemen. Es muss also darum gehen, diesen Wildeinfluss so zu regulieren, dass sich trotzdem ein resilienter Mischwald entwickeln kann. Die Alternative wäre ein Schutz der Jungpflanzen durch beispielsweise Zäune. Da eine Einzäunung sehr aufwendig und kostenintensiv ist und auch dem Wild Lebensraum entzieht, kann eine angepasste Jagd hier eine gute Alternative darstellen“, so Prof. Dr. Torsten Vor, Leiter des Aufnahmeteams.

Eingeladene Exkursionsteilnehmer:
Vorsitzender der Jagdgenossenschaft:
Alexander Rörig-Plenz
Vorsitzender der FBG Fleckenberg: Hermann Pröpper
Revierförster: Hubertus Greißner
Jagdpächter: Herr Wagner
HAWK Göttingen: Prof. Dr. Torsten Vor
Projektleitung: Hans von der Goltz