Quelle: Mareike Dorda, Babysprache Sauerland
Im vergangenen Jahr ließen sich bereits 13 Tagesmütter in Babyzeichensprache schulen. Jetzt kommen 16 Tagesmütter und Erzieherinnen dazu. Sie nahmen kürzlich am Zwergensprache-Fachseminar teil, das online stattfand. Nach den Ferien wird bei den meisten ein Wechsel der Kinder stattfinden. Die Rede ist von Tagesmüttern und Erzieherinnen aus dem Stadtgebiet Arnsberg. Sie alle nahmen an einem Online-Fachseminar über Babyzeichensprache teil. Das Seminar fand in Kooperation mit der Stadt Arnsberg im Rahmen des Bundesprogramms „ProKindertagespflege“ statt.
In der Vorstellungsrunde berichteten viele der Fachkräfte, dass ihre Sprösslinge zwischen einem und zweieinhalb Jahren alt sind und noch wenig bis gar nicht sprechen können. Auch betreuen einige Tagesmütter Kinder, die mit einer anderen Muttersprache aufwachsen und noch kein deutsch können. Babyzeichen bieten ihnen die Möglichkeit, sich mit den Kindern zu verständigen, noch bevor diese sprechen können.
Bevor es zum praktischen Teil ging, gab es zu Beginn des Fachseminars einen kurzen Überblick über die Grundladen der Babyzeichensprache. Die Teilnehmerinnen erfuhren, dass bei der Babyzeichensprache einfache Handzeichen parallel zur normalen Sprache benutzt werden, um Gegenstände, Zustände und Gefühle aus dem Babyalltag zu beschreiben. „Ähnlich wie beim winke-winke, das man Babys immer wieder als Abschiedsgeste zeigt, ahmen die Kleinen auch viele weitere Handzeichen nach, wenn Eltern und Betreuer diese ihren Babys immer wieder zeigen“, erklärte die Referentin Mareike Dorda aus Sundern, zertifizierte Kursleiterin für Zwergensprache und selbst Mutter von drei Babyzeichenkindern. „Viele Zeichen machen wir ohnehin schon beim Reden wie den Finger vor der Mund halten, wenn wir ,leise‘ sagen, oder den Bauch reiben, wenn etwas lecker schmeckt. Auch zeigen wir mit dem Finger auf etwas oder winken jemanden heran, wenn er kommen soll. Vielen ist gar nicht bewusst, wie viele Gesten wir unterbewusst schon im Alltag verwenden.“
Babys können meist mit sechs bis neun Monaten winke-winke machen, aber noch nicht „Tschüss“ sagen. Auch können Sie schon mit dem Finger auf etwas zeigen. Ab diesem Alter können Babys auch einfache Handzeichen für Hunger, Schnuller, Buch oder Ball nachahmen und somit ihre Bedürfnisse ausdrücken. Denn die Motorik der Hände ist schneller entwickelt als die, die zum Sprechen benötigt wird. „Viele denken, dass Babyzeichen das Sprechen ersetzen. Das stimmt nicht, denn ich nutze die Zeichen immer parallel zur Sprache. Dadurch überbrücken die Handzeichen nur das Stadium des Nicht-Sprechens“, so die Referentin weiter. Wer die Hände zum Sprechen dazu nimmt, spricht automatisch langsamer und deutlicher mit den Kindern – und oftmals auch mehr. Und je mehr Kinder in Sprache gebadet werden, desto leichter fällt ihnen das Sprechen lernen. Sobald die Kinder das Wort sprechen können, verliert sich das Zeichen von ganz alleine. Und durch die Zeichen lernen die Babys oftmals viel früher sprechen. Auch helfen die Handzeichen Kindern, denen das Sprechen lernen schwer fällt.
Ihren Ursprung fand die Babyzeichensprache bereits in den 1980er Jahren in den USA, wo sie als vereinfachte Form der Gebärdensprache entwickelt wurde. Wissenschaftler hatten herausgefunden, dass hörende Kinder gehörloser Eltern mithilfe von Gebärden weitaus früher kommunizierten als ihre Altersgenossen ohne hörgeschädigten Elternteil. In Deutschland sind Kurse in Babyzeichensprache noch relativ neu, in den USA, England und Skandinavien sind sie bereits fester Bestandteil für junge Eltern, Au Pairs und Fachkräfte.
Den Tagesmüttern und Erzieherinnen können die Babyzeichen den Alltag erleichtern. Denn oft verstehen die Sprösslinge schon viel, können aber noch nicht sprechen, wenn sie das erste Mal zur Tagesmutter oder in die Kita kommen. Mareike Dorda übte mit den Frauen weit über 100 Babyzeichen, die den Alltag erleichtern. Darunter Zeichen wie essen, trinken und müde, aber auch Zeichen für warte, abwechseln, noch mehr oder Schuhe anziehen.