![](https://woll-magazin.de/wp-content/uploads/2024/11/Cover_Buch_Hoffe_WAU_1024_FINAL-1-e1736082857397.jpg)
Quelle: WOLL-Verlag
Amrei Laforet und Dirk Krabbe haben einen Sauerland-Roman geschrieben. „Der Roman spielt im Sauerland an realen Orten, meistens in Warstein. Für das Haus, in dem Charlie und ihr Vater Jannik leben, wurde das Haus am Ortsring gewählt, weil es dramaturgisch notwendig war. Das Haus hat keinen Bezug zu Personen oder Ereignissen des Romans. Auch den Getränkemarkt gibt es dort. Sein Name und der Chef dort entsprangen unserer Fantasie.“ Das sagen die beiden Autoren im Nachwort ihres Romans „WAU!“
Kapitel 7: SAUERLAND
…
Harald hatte die ersten Kühe in den Melkstand gelassen, als Elsbeth den Hof erreichte. Ihr Herz tat weh. „Geh rein, Mama, ich komme gut alleine klar“, rief er ihr zu. Elsbeth schaute auf die Topfpflanze, die sie neben der Haustür hatte stehenlassen. Die Blätter hingen schlaff herunter. „Bisschen Schwund is immer“, murmelte sie, zog ihre Gummistiefel aus und schlüpfte in die ausgetretenen Schlappen.
Karlheinz hatte gerade Feuerholz nachgelegt und der offene Kamin war voller Flammen. „Hai liuert as de Iuleiutem Stiuken (Er schaut wie eine Eule aus dem Baumstuumpf. oder: Er beobachtet alles sehr genau)“, sagte sie und ließ sich seufzend auf den Stuhl neben ihren Mann fallen. „Wör schaut wie?“, sagte Karlheinz und zog an seiner Pfeife. „Der Asier. Jüst eben.“ „Jau, der wör hier auch, woll. Der sucht die kleine Schubert, woll? Ich segge dir: Dat Miäken konn an siek hollen (Das Mäadchen konnte sich das Reden verkneifen.).“ „Oh Charlöttchen. Was du nich alles für Probleme hast“, seufzte Elsbeth und wischte sich über die Stirn.
Und dann saßen sie lange da, ohne dass einer etwas sagte. Und jeder wusste von der Angst des anderen: Elsbeth von der Angst, die Karlheinz um seinen Sohn hatte, weil der Harald so ein weiches Herz hatte. Und Karlheinz von Elsbeths Angst, dass es wirklich etwas ganz Besonderes geworden wäre, zwischen Harald und Charlöttchen. Und beide dachten noch über den Asier, so nannten´sie ihn, nach, und hier dachten beide das gleiche: dass Charlottes Vater in Schwierigkeiten steckte. Und sicherlich auch Charlotte.
Anna Maria strahlte, als sie das Haus betrat und die beiden dort friedlich sitzen sah. Ihre hellen blauen Augen und das blondierte Haar passten perfekt zu der hellblauen Hose, dem weißen, frischgebügelten Hemd und der blau-gelb-karierten Weste. Sie kam vom Frauenarzt, bei dem sie direkt nach ihrer Arbeit bei der Sparkasse einen Termin gehabt hatte. „Tag, Anna Maria, min Deern“, sagte Elsbeth und stand umständlich auf. „Dann will ich mal das Abendessen machen, woll.“ Sie sah, dass der Babybauch sich schon deutlich unter der weißen Bluse abzeichnete. „Harald ist bei den Kühen“, sagte Karlheinz. „Bis gleich, woll“, sagte Anna Maria, wobei sie die Ls am Ende verschluckte, und drehte sich um, um das Haus wieder zu verlassen.
Das Romantikhotel Kallenhardt wirkte verlassen; die Weihnachts- und Neujahrsgäste waren längst abgereist. Er hatte die Bilder mit den Rehen, die Kleidung trugen oder Getränke in den Klauen hielten, lange betrachtet. Dann war er auf sein Zimmer gegangen. Aus dem Fenster sah er den Parkplatz, auf dem zwischen matschigen Schneeresten drei Wagen standen. Einer davon war sein Mietwagen. Er legte das Aufnahmegerät auf den Tisch, daneben sein Handy mit der eingeschalteten Spracherkennungsapp. Nach einer halben Stunde gab er auf.
Es konnte nicht übersetzt werden, was der Bauer und die Bäuerin zum ihm gesagt hatten. Vielleicht ein starker Akzent dieser Gegend, überlegte er. Aber die beiden alten Leute hatten vermutlich sowieso nichts gewusst. Wie konnte das Mädchen mit dem Koffer so schnell untertauchen? Er legte sich auf das Bett. Die Bettwäsche war weiß, mit Rosenmuster. Über ihm an der Wand ein Spiegel. Er sah seine ausgestreckte Gestalt. Sein Gesicht wirkte unheimlich. Fest und angespannt. Er öffnete die Knöpfe des Sakkos und atmete erleichtert. Nur noch dieser eine Auftrag. Dann war er frei.
Chaos Computer Club, das Sauerland und die kleine Stadt Warstein
“ Wir wollten uns mit dem Chaos Computer Club beschäftigen, dessen Gründung ungefähr zur gleichen Zeit mit den Anfängen der digitalen Welt von heute geschah. Wir begannen uns für Wau Holland zu interessieren, den man wohl als so etwas wie einen Vater der philosophischen und ethischen Sichtweise auf Computertechnik bezeichnen kann. Wir wollten aus der Sicht von Menschen, die nicht so oft gehört werden, eine kleine Welt beschreiben, in der Mikrokulturen, die es in unserer sich mehr und mehr globalisierenden Welt nicht mehr häufig und vermutlich immer weniger gibt, aufeinandertreffen. Wir wollten unterhaltsam über Geheimdienste und die kleine Stadt Warstein philosophieren …“. So beenden Amrei Laforet unbd Dirk Krabbe ihren Sauerland-Roman.
Der Sauerland-Roman „WAU!“ von Amrei Laforet und Dirk Krabbe ist im WOLL-Verlag erschienen, hat einen Umfang von 356 Seiten und kostet 14,90 Euro – ISBN 978-3-948496-91-3 – erhältlich in den Sauerländer Buchhandlungen, im WOLL-Onlineshop und anderen Online-Bestellmöglichkeiten.