Warum ich Grundschullehrerin werden will.

Vom Abitur bis zur ersten Unterrichtsstunde

Schon in der Grundschule habe ich in die Freundebücher meiner Schulfreunde geschrieben, dass ich Grundschullehrerin werden möchte. Lehrerin oder Autorin, andere Ideen hatte ich schon damals nicht.

Ich bin immer gerne in die Schule gegangen. Meine prägendste Erfahrung in der Grundschulzeit hatte etwas mit Büchern zu tun: Mein früherer Klassenlehrer las uns immer aus dem Buch „Michel aus Lönneberga“ vor und malte dazu aufwendige Bilder mit Kreide an die Tafel. In unserer Klasse gab es ein „kleines Kämmerchen“, wo uns unsere spätere Klassenlehrerin in der Pause das Buch „Die kleine Dame“ vorlas, welches später mein Lieblingskinderbuch wurde. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass ich die Autorin eben dieses Buches in einem Deutschkurs in der Uni treffen würde. Diese und andere tolle Erfahrungen waren vermutlich der Grund, warum ich Lehrerin werden wollte. Der Gedanke, dass die Kinder in meinem Unterricht ähnliche Erfahrung machen könnten, gefiel mir immer.

In der zehnten Klasse auf dem Gymnasium nutzte ich mein erstes Praktikum und absolvierte es in einer Grundschule. Es waren zwar nur zwei Wochen, aber es machte sehr viel Spaß und ich fand Gefallen an der Arbeit. Von Beginn an war es interessant zu sehen, welche kleinen Rituale und Regeln in den einzelnen Klassen vorherrschten und inwiefern es noch so war, wie ich es von früher kannte.

Als das Abitur immer näher rückte, rückte auch die Entscheidung näher, wo es in Zukunft hingehen sollte. Ich war immer noch mit meinen Gedanken beim Grundschullehramt, wobei ich zugeben muss, dass ich über andere Möglichkeiten auch nie wirklich nachgedacht hatte. Nicht, dass es keine Möglichkeiten gab, ich hatte schlichtweg keine andere überzeugende Idee. Nach meinem Abschluss habe ich mich dann an der Universität Siegen beworben. Zum einen, weil ich aus meiner Heimatstadt nicht wegziehen wollte, und zum anderen, weil die Universität einen guten Ruf für den Studiengang Grundschullehramt vorweisen konnte. Für das Grundschullehramt muss man zunächst verpflichtend die Fächer Mathe und Deutsch wählen. Dazu kommt ein weiteres Fach, welches ich selbst aussuchen kann. Ich entschied mich für katholische Religion. Als letztes kommt das Fach Bildungswissenschaften hinzu, wobei ich mich hier für Bildungswissenschaften mit integrierter Förderpädagogik entschieden habe. Durch diesen Zusatz bin ich später bei der Jobauswahl wesentlich flexibler.

So habe ich mein Studium begonnen und direkt nach dem ersten Semester mein Eignungs- und Orientierungspraktikum, auch EOP genannt, absolviert. Hierfür geht man an eine Grundschule und nimmt mindestens fünf Wochen am Unterricht teil. In dieser Zeit soll man schauen, ob der Beruf wirklich etwas für einen ist, und es werden erste Erfahrungen gesammelt. Bei mir hat das gut funktioniert. Diese Zeit hat mich in meiner Berufswahl noch einmal bestärkt und die ersten Aufgaben als Lehrerin haben mir viel Spaß bereitet. Ich bekam das erste Mal die Möglichkeit, nachzuempfinden, wie es ist, Schule aus der Lehrerperspektive zu erleben.

Für mich beginnt bald das vierte Semester. Das bedeutet, dass ich eineinhalb von sechs Jahren des Studiums hinter mir habe. Tatsächlich hatte ich mich schon am Anfang des dritten Semesters selbst ins kalte Wasser geschmissen. Zufällig hatte ich in der Uni einen Aushang entdeckt, mit dem eine Vertretungslehrkraft gesucht wurde. Erfreulicherweise war die Stelle an meiner alten Grundschule. Da ich für das Studium nicht nach Siegen gezogen war, war es eine perfekte Möglichkeit. Ich bewarb mich – und wurde eingestellt.

Nach gerade einmal einem Jahr Studium stand ich das erste Mal vor einer Klasse und sollte alleine unterrichten, meine Stunden selbst vorbereiten, reflektieren und natürlich den Kindern etwas beibringen. Das Ganze war eine Herausforderung. Die Verantwortung war groß und ich wollte mein Bestes geben, damit die Schülerinnen und Schüler möglichst viel lernen. Nach dieser Erfahrung bin ich mir mehr denn je bewusst, was für eine anspruchsvolle Aufgabe auf mich zukommt. Als Lehrkraft muss man tatsächlich viel mehr tun als „nur“ lehren. Nach wie vor möchte ich, dass die Kinder später auf ihre Grundschulzeit zurückblicken und genauso schöne Erinnerungen und Erfahrungen mitnehmen können wie ich damals.

Laura Mondabon aus Attendorn studiert Lehramt an der Uni Siegen. Im Frühjahr diesen Jahres hat sie ein vierwöchiges Praktikum beim WOLL-Magazin absolviert. Seitdem zählt Laura zum erweiterten Autorenteam.