Warum heißt dieser Ort bloß so?

Quelle: WOLL Magazin

Von winterlichen Bergen, Eulenhöhlen und matschigem Grund:

Warum viele Worte verlieren? Das Sauerland hat nicht nur tolle Menschen und wunderschöne Gegenden zu bieten: Wer durch unsere Täler und über unsere Hügel reist, dem begegnen stets auch Ortsnamen, die einen mehrmals hinschauen lassen, zum Nachgrübeln und manchmal auch zum Schmunzeln einladen.

Bei der Herleitung vieler Ortsnamen streiten sich die Gelehrten. Aber dieser Text ist nicht der richtige Ort, um zu sehr ins Detail zu gehen. Es gibt Ortsnamen, die es uns relativ einfach machen, wie Schmallenberg oder Winterberg. Ganz offenkundig spielt hier vor allem die Topographie eine Rolle: In beiden Fällen handelt es sich dem Namen nach um einen Ort an oder auf einem Berg, im einen Fall auf einem schmalen Höhenzug gelegen, im anderen auf einem Berg mit eher winterlichen klimatischen Bedingungen.

Manchmal aber muss man den Namen etwas mehr auf den Grund gehen. Kückelheim zum Beispiel, bekanntermaßen Heimat der WOLL, lässt sich im Sinne von „Siedlung bei einem (kleinen) Hügel“ deuten. Beim zu Meschede gehörenden Visbeck kann man gut selbst drauf kommen, wenn man sich die Bedeutung des Wortteils „-beck“ als Bach ins Gedächtnis ruft. Von dort ist man schnell beim „Fischbach“, einem fischreichen Gewässer also. In Wallen hat man es vielleicht weniger mit Aufwallungen verschiedenster Art zu tun. Hier ist der Ortsname ganz einfach von seiner Lage „am Wald“ abgeleitet worden. Und manche Orte spiegeln das Sauerland aus landwirtschaftlicher Sicht wider: So lässt sich Madfeld (bei Brilon) deuten als „Gelände, das sich zum Mähen oder als Weide eignete“. Und auch Mailar (Schmallenberg) bedeutet so viel wie „mähbare Wiese“.

Auch der Glaube schlägt sich immer wieder nieder. Viele Sauerländer Ortsnamen enthalten das Wort „Kirche“. Sind Sie z.B. mal durch Galiläa gekommen? Dazu müssen Sie nicht in den Norden Israels reisen, sondern nur in den Mescheder Raum. Dort hat der biblisch motivierte Name eines Klosters die ursprüngliche Bezeichnung eines Hofes abgelöst. Im Ortsnamen Mönekind – früher „Monekehagen“ – findet sich als Herleitung „umfriedetes Gelände der Mönche“.

Es gibt weitere interessante Ortsnamen, mitunter auch skurril anmutende. Huxel bei Bad Fredeburg kann mit „Siedlung bei der Eulenhöhle“ oder „bei der Höhle des Uhus“ umschrieben werden. Hinter Faulebutter, unweit des Finnentroper Oberbeckens gelegen, kann sich „fuhle Botte“ verbergen, also ein dauerhaft matschiger Trog, zurückzuführen auf verschiedene, vor Ort zusammentreffende Bachläufe. Auch der Ort Latrop, südöstlich von Fleckenberg, ist offenbar wegen seiner Lage als „Dorf bei lehmigem, schlammigem oder nassem Gelände“ benannt worden. Wie würden sich Ortsnamen wohl in der heutigen Zeit mit ihren bedrohlichen Dürrephasen entwickeln? In Nieder- oder Ober-Eimer bei Arnsberg ist selbstverständlich nichts in selbigem. Die Herleitung der Bezeichnung Eimer verweist vielmehr auf eine „feuchte Stelle“ oder „Stelle am Wasser“. Der Lage der Orte nach handelt es sich dabei offenbar um einen alten Namen für einen Abschnitt der Ruhr. Einwohner des kleinen, ebenfalls im Arnsbergischen gelegenen Dorfs Wennigloh meinen selbstironisch, dass dort eben „wenig los“ sei. Tatsächlich aber geht man davon aus, dass die Ansiedlung nach ihrer Lage am „Wald der Leute des Wano“ benannt ist. Die Ableitung vom Personennamen eines frühen Siedlers findet sich z.B. auch bei Siedlinghausen im Sinne der „Häuser der Leute des Sidilo“ oder Cobbenrode, was als „Rodung des Cobbo“ interpretiert wird.

Im Lied „Sauerland“ von Zoff heißt es, dass man sich in Züschen (bei Winterberg) gut „einen zischen“ könne. Dem mag man nicht widersprechen wollen, der Ortsname selbst hingegen ist abgeleitet vom Wörtchen „zwischen“. Betrachtet man die Lage Züschens am Zusammenfluss von Ahre und Nuhne, wird klar, dass der Name so viel bedeutet wie „Stelle beim abzweigenden Wasserlauf“.

Und so könnte man gefühlt noch ewig weiterschreiben und viele der interessant klingenden Namen unserer schönen Sauerländer Orte erklären. Halten Sie doch mal die Augen auf, wenn Sie durch das Sauerland fahren oder mit dem Finger auf der Karte reisen. Es könnte ein unterhaltsames kleines Spiel sein, sich mögliche Bedeutungen der Ortsnamen selbst herzuleiten. Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall viel Spaß dabei, woll?!