Warum die Sauerländer ganz besondere Werbe-Fachleute sind – oder die Frage: Was ist „Friggen“?

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Aus der Reihe: Warum heißt eigentlich …?

Ja, wir müssen einräumen, dass es unter den Sauerländer Männern auch recht pragmatische Ausgaben gibt. An sich aber brauchen sich die hiesigen Mannsbilder beim Werben um die weibliche Gunst kaum hinter den gerne als Flirtweltmeister bezeichneten Italienern anzustellen.

Im „Friggen“ – im Werben und Freien um das Herz der oder des Auserwählten – kann man den Sauerländern wenig vormachen. Und natürlich sprechen wir hier nicht nur von den Herren der Zunft, sondern ebenso von den Damen. Auch wenn man gemeinhin nur auf die männliche Version „Frigger“ trifft: Die Sauerländerinnen sind im Umwerben, Umgarnen und Erobern ebenso versiert. Wir erinnern an dieser Stelle kurz an jene prägnante Zeile aus der heimlichen Sauerländer Nationalhymne, in der wahrheitsgemäß geschildert wird, dass die Mädchen hier „noch wilder als die Kühe sind“.

Und natürlich muss man sich neben dem Musischen auch einer weiteren Quelle wichtigen Wissens über das Sauerländer Leben zuwenden. In seinem wegweisenden Werk „Sauerländer. Besser geht’s nicht“ hat sich der geschätzte WOLL-Autor Michael Martin in gleich mehreren Kapiteln dem Großthema „Friggen“ gewidmet, erläutert, wie man sich die Sauerländer Schönheiten angelt, wie man ihre „Klüsensprache“ deutet, warum sie als Erotikweltmeister gelten, und bietet darüber hinaus einen erhellenden Blitzkurs im „Sauerländer Kamasutra“. Lesenswert und überlebensnotwendig, will man sich in der Balzzeit der Sauerländer, der Schützenfestsaison, behaupten.

Ja, es ist schon erstaunlich, was sich rund um das Friggen so erzählen und entdecken lässt. Die Liebe und die Liebeleien schreiben nicht erst seit den Zeiten des Minnesangs die schönsten Verse und Geschichten. Und manche Zeile und Erinnerung hat vielleicht auch ihren Anfang auf einem sogenannten „Friggesofa“ genommen. Ein solches Sofa war in dem einen oder anderen Haushalt vorhanden und diente der weiteren Annäherung. Entsprechend dürfte es in der Regel nicht unbedingt im Blickfeld der wachsamen elterlichen Augen gestanden haben. Es soll im Sauerland noch hier und dort ein Exemplar geben. Vielleicht erinnert sich der eine Leser oder die andere Leserin an ein solches Möbelstück.

Und apropos Erinnern: So manch einer dürfte wahrscheinlich hoffen, dass das im Kreis Warendorf populär gewordene „Friggepoahlsetzen“ nicht den Weg in die sauerländischen Breiten findet. Ein solcher „Friggepoahl“ ist nämlich ein Mast, gestaltet wie ein Wegweiser; mit dem Unterschied, dass die Richtungsangaben auf die Wohnorte und -häuser der Verflossenen verweisen. Schnell kann so ein Mast viel über den Betreffenden verraten. Anlass für eine stolz geschwellte Brust oder für Schamesröte? Na, noch ist der Friggepoahl nicht bei uns angekommen. Noch nicht …

Es ist eben ein schönes und unterhaltsames Thema, das „Friggen“, nicht nur, aber vor allem im Sauerland. Und eines ist sicher: Es wird nicht aus der Mode kommen, woll?!