Wanderung auf dem Berg des Fürsten

Ziel Fürstenbergkapelle 

Wo einst Burgen über Neheim thronten, steht heute – von Bäumen umgeben – die pittoreske Fürstenbergkapelle. Der Platz mutet wie ein Balkon über dem Ruhrtal an und bietet eine der schönsten Aussichten auf Neheim. Für Kulturinteressierte gibt es auf dem Fürstenbergrundweg noch viel mehr zu entdecken. 

Wer heute durch den Wald auf dem Fürstenberg streift, der versteht, wie schnell Geschichte geschrieben wird. Wo vor drei Jahren noch Baum an Baum stand, machen sich heute – wie in allen Sauerländer Wäldern – als Folge von Hitzesommern und Borkenkäfern zunehmend die Kahlflächen breit. Dabei sind drei Jahre in der Historie des altehrwürdigen Fürstenbergs nicht einmal ein Wimpernschlag. 

Umkämpfter Fürstenberg 

Die 279 Meter hohe Erhebung, die zur Gemarkung Höingen gehört, war schon immer Grenzgebiet. Heute zwischen den Kreisen Hochsauerland und Soest, früher zwischen der Grafschaft Arnsberg und dem Herzogtum Westfalen. Ein strategisch wichtiger und hart umkämpfter Standort für die damaligen Herrscher. Sie bauten Burgen entlang ihres Herrschaftsgebietes, um ihr Areal vor der feindlichen Eroberung zu schützen. 

Schon im 8. Jahrhundert stand auf dem Fürstenberg die Burg Oldenburg, die der örtlichen Bevölkerung während des Sachsenkrieges als Fliehburg diente. Die Burganlage bestand aus drei, hintereinander gestaffelten Wällen. Die Wallburg wurde im 14. Jahrhundert zerstört. 

Die nach dem bischöflichen Kurfürsten und Landesherrn des Herzogtums Westfalen benannte Burg Fürstenberg wurde im Jahre 1295 erstmals erwähnt. Die Hauptburg lag auf einer vorspringenden Bergnase, die als „Richters Köpfchen“ bezeichnet wird. Die Vorburg stand auf dem Platz der heutigen Kapelle, die etwa 400 Meter entfernt steht. 1343/44 wurde die Burg von den verbündeten Streitkräften des Grafen von Arnsberg und des Grafen von der Mark vollkommen zerstört. 

Fürstenbergrundweg lädt zum Wandern ein 

Viele Pfade und Wege über den Fürstenberg führen über die ringförmigen Wälle, die bis heute von den ehemaligen Burganlagen erzählen und als Bodendenkmäler geschützt sind. Auch der vom Sauerländer Gebirgsverein (SGV) ausgewiesene Fürstenbergrundweg. Der mit einem weißen, offenen Dreieck auf schwarzem Grund gekennzeichnete Wanderweg ist etwas mehr als sieben Kilometer lang. Er beginnt mit einem Zugangsweg am Parkplatz Ackerstraße unmittelbar vor dem Möhnesportplatz. 

Auch von Ense aus gelangt man schnell auf den Rundweg. In der Nähe von Lüttringen bietet sich der Parkplatz am Forsthaus Fürstenberg als Ausgangspunkt an. Das schmucke Fachwerkhaus, das heute privat bewohnt wird, steht auf den Grundmauern eines alten Badehauses, das hier 1749 errichtet wurde und 1817 einem Brand zum Opfer fiel. Es nutzte eine damals aktive Heilquelle aus. 

Vom Forsthaus kommend erreicht man über den schnurgeraden Wirtschaftsweg bald den Kreuzweg, der zur Fürstenbergkapelle führt. Die Kapelle wurde am 12. Oktober 1429 erstmals urkundlich erwähnt und im Laufe der Zeit mehrmals zerstört und wieder aufgebaut, zum Beispiel während des Dreißigjährigen Krieges. Der heutige Bau stammt von 1826, wie die Inschrift über dem Eingangsportal verrät. 

Barockaltar und Strahlenmadonna 

Im Inneren weiß der kleine, aber durchaus prachtvolle und farbenfrohe Barockaltar aus dem Jahre 1665 zu überraschen. Um das zentrale Altargemälde (ca. 1830) gruppieren sich die fast lebensgroßen Figuren der Apostel Philippus und Jakobus, denen sie geweiht ist. Von der Decke der einschiffigen und einjochigen Kapelle hängt eine doppelseitige Strahlenmadonna aus dem Jahr 1710. 

Die Fürstenbergkapelle, die im Besitz der Familie von Fürstenberg-Herdringen ist, wurde zwischen 1991 und 1998 aufwendig restauriert und besticht seitdem in hellen Farben. 1993 wurde ein bisher verborgenes Wandgemälde entdeckt. Es zeigt den heiligen Philippus und stammt vermutlich aus der Zeit von Ferdinand von Fürstenberg. Heute ist es in Teilen freigelegt und kann bestaunt werden. Der aus Eichenholz gebaute Glockenturm auf der Westseite beheimatet eine mittelalterliche Glocke. Nur wenn sie zur Messe läutet, dann ist die Kapelle zugänglich und kann besichtigt werden. 

Auf der Rückseite der Kapelle eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf den Dom zu Neheim – und den gesamten Stadtteil. Eine Bank lädt dazu ein sich niederzulassen und die Aussicht zu genießen. Im Spätsommer bieten die zahlreichen wilden Brombeersträucher rund um die Fürstenbergkapelle einen kleinen Snack für rastende Wanderer.