Quelle: Kreisheimatbund Olpe
Foto: Die Veranstaltung im JAC-Kino Attendorn, veranstaltet von Westfälischem Heimatbund, Kreisheimatbund Olpe und LWL-Medienzentrum für Westfalen, war ausverkauft.
Alle Plätze und sogar zusätzliche Stühle waren besetzt, als Dr. Silke Eilers, Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes e. V. (WHB), die Gäste im Jac-Kino Attendorn begrüßte. Gemeinsam mit dem Kreisheimatbund Olpe e. V. und dem LWL-Medienzentrum für Westfalen hatte der WHB zu einem ungewöhnlichen „Heimatabend“ eingeladen, um den Wandel der Dörfer zu diskutieren.
Prof. Dr. Markus Köster vom LWL-Medienzentrum für Westfalen führte in den Film „Mittagsstunde“ nach dem Roman von Dörte Hansen ein. Der Film von Grimme-Preisträger Lars Jessen erzählt die Geschichte des 47-jährigen Uni-Dozenten Ingwer (Charly Hübner), der in sein nordfriesisches Heimatdorf zurückkehrt, um dort ein Sabbatjahr zu verbringen und sich um seine betagten Eltern zu kümmern. Doch den Ort seiner Kindheit erkennt er kaum wieder: die Straßen menschenleer, keine Schule, kein Dorfladen, keine alte Kastanie auf dem Dorfplatz, auf den Feldern wächst nur noch Mais, aus gewundenen Landstraßen wurden begradigte Schnellstraßen – Veränderungen, wie sie auch im Sauerland stattgefunden haben.
Straßen menschenleer, keine Schule, kein Dorfladen
Dr. Eilers führte durch die anschließende Diskussionsrunde mit Prof. Dr. Ulrich Harteisen, der an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen Regionalmanagement und regionale Geographie lehrt, Birgit Haberhauer-Kuschel, stellvertretende Vorsitzende des Sauerländer und des Westfälischen Heimatbundes sowie Andrea Arens, Vorsitzende des Kreisheimatbundes Olpe.
Prof. Harteisen arbeitet derzeit für die Geographische Kommission des LWL an einer mehrjährigen Studie, die alle Dörfer in Westfalen-Lippe erfasst und exemplarisch den dörflichen Veränderungs- und Gestaltungsprozessen auf den Grund geht. Der Forscher betonte die Vielfalt und Verschiedenheit der Dörfer in Westfalen. In den letzten Jahren stellt er einen veränderten Blick gerade junger Menschen auf das Dorf und das dörfliche Leben fest: Vor allem die Möglichkeiten, selbst etwas zu tun und durch sein Tun etwas bewirken zu können, schätzten junge Menschen am Landleben. Birgit Haberhauer-Kuschel wies die Besonderheiten der sauerländischen Dörfer hin: Der hohe Anteil an familiengeführten Gewerbebetrieben, letztendlich entstanden durch die Jahrhunderte alte Nutzung der hiesigen Erze und die gewachsenen Handelsstrukturen, dies alles in einer Landschaft mit hohem Freizeitwert, schaffe gute Voraussetzungen für weiterhin lebendige Dörfer. Andrea Arens stellte anhand einiger aktueller Beispiele wie dem Europa-Hain in Schönau-Altenwenden und den zahlreichen neu entstandenen Dorfplätzen heraus, dass es vor allem die Gemeinschaftsarbeit ist, welche die Dörfer lebendig hält. Dazu braucht es immer wieder Persönlichkeiten, die Impulse geben.
Selbst etwas tun und bewirken
Wie können Impulsgeber und Dorfprojekte von den Kommunen unterstützt werden? Hier bestand unter den Fachleuten Einigkeit, dass neben der grundsätzlichen, deutlichen Wertschätzung vor allem niederschwellige Förderprogramme ohne aufwändigen Papierkram, am besten mit festen Ansprechpersonen in den Verwaltungen, notwendig und wirksam sind.
Silke Eilers schloss, dass die Stärke ländlicher Räume gerade in der besonderen Anpacker-Mentalität der hier lebenden Menschen liege und dass ein gezieltes Dorfmarketing notwendig sei, um die vielfältigen Potentiale der Dörfer ins rechte Licht zu rücken.
Beim Publikum ist das Format „Film mit anschließender Diskussionsrunde“ so gut angekommen, dass die Veranstalter über eine Fortsetzung nachdenken.