Waldzustand hat sich 2020 weiter verschlechtert

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Vitalität der Baumarten nimmt auch im Oberen Sauerland ab – Konzept für „neue Wälder“ vorgestellt

Der jährliche Waldzustandsbericht für Nordrhein-Westfalen, den Umweltministerin Ursula Heinen-Esser heute vorstellte, zeigt eine erneute Vitalitätsverschlechterung. So nahm der Anteil der Waldbäume mit deutlichen Kronenverlichtungen auf 44 Prozent zu, der schlechteste Wert seit Beginn dieser Untersuchungen.

Damit bestätigen die Zahlen den Eindruck, den viele Waldbesucher in diesem Jahr hatten: Unsere Wälder leiden. Beim Blick auf die beiden dominierenden Baumarten im Sauerland, der Fichte und der Buche, sehen die Untersuchungsergebnisse besonders negativ aus. Bei der Fichte erreicht die Kronenverlichtung den höchsten Wert seit Einführung der Waldzustandserhebung, die Buche belegt in 2020 erstmals den traurigen Spitzenplatz als am stärksten geschädigte Baumart.

Die Gründe für die Vitalitätsverluste unserer heimischen Baumarten liegen auf der Hand: orkanartige Stürme, extreme Dürrephasen und in der Folge eine explosionsartige Vermehrung von Borkenkäfern stressen. Halten sich die Schäden bei den sauerländischen Buchen im landesweiten Vergleich noch in Grenzen, so ist die Krise bei der Fichte selbst in den Hochlagen des Sauerlandes angekommen.

Auswertungen von Satellitendaten für das Forstamt haben ergeben, dass weniger als 60 Prozent der rund 35.000 Hektar Nadelwald keine bis geringe Vitalitätsverluste aufzeigen, also weitgehend gesund sind. Diese dramatische Entwicklung wird zu weiteren Kahlflächen in den kommenden Monaten führen. Dort wird der Wald seine wichtigen Funktionen als CO2-Speicher, Bodenschützer und Erholungsraum für Einheimische und Gäste nicht mehr wahrnehmen können.

Diese Situation stellt den Waldbesitz vor große Herausforderungen. In den kommenden Monaten gilt es, noch vitale Fichtenkomplexe zu erkennen und vom Käfer befallenes Holz konsequent aus dem Wald zu schaffen. Mit einer engmaschigen Kontrolle dieser Bestände und einem integrierten Waldschutzmanagement kann es bei passender Witterung gelingen, diese Wälder über die Käfersaison 2021 hinaus zu sichern.

Auf den Flächen, auf denen der Käfer sein Werk bereits vollendet hat, richtet sich der Blick hingegen auf die Wiederbewaldung. Für diese wichtige Aufgabe hat das Umweltministerium verschiedene Unterstützungsangebote entwickelt: das Waldbaukonzept NRW, das ebenfalls heute vorgestellte Wiederbewaldungskonzept für Kalamitätsflächen sowie der Praxisleitfaden für den Umgang mit stehenden, abgestorbenen Fichten bilden eine fachlich fundierte Grundlage für Waldbewirtschafter. Ergänzend stehen die

Försterinnen und Förster des Forstamtes mit fachlichem Rat an der Seite des Waldbesitzes. Gemeinsames Ziel aller Akteure sollte sein, den Wald als Klimaschützer Nummer eins und prägendes Landschaftselement im Sauerland dauerhaft zu erhalten.

Damit die Waldbesitzenden diese Aufgaben finanziell stemmen können, stellt das Land auch im kommenden Jahr Fördergelder zur Bekämpfung des Borkenkäfers und für die Wiederbewaldung der Kalamitätsflächen zur Verfügung.

Bei der Wiederbewaldung sollen möglichst auch Potenziale der natürlichen Verjüngung genutzt werden. Sie kann um gezielte Pflanzungen mit klimaangepassten heimischen und eingeführten Baumarten ergänzt werden. Mischwälder aus mindestens vier Baumarten sind das Ziel. Zur Stabilisierung der Bestände und als Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt, insbesondere für Insekten, wird die Anlage von Waldrändern unter Verwendung heimischer Baum- und Straucharten empfohlen.

Bei konkreten Fragen zur Wiederbewaldung steht das Forstamt als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung.

Das Regionalforstamt Oberes Sauerland ist eine von 16 Außenstellen von Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Es umfasst eine Waldfläche von knapp 65.000 Hektar und erstreckt sich über die Kommunen Medebach, Hallenberg, Winterberg, Schmallenberg, Eslohe, Meschede und Sundern im Hochsauerlandkreis. Seine wichtigsten Ziele sind die Weiterentwicklung der Partnerschaft zwischen Forstwirtschaft, Holzwirtschaft, Waldnaturschutz und Tourismus und die Realisierung von Projekten zum Wohle von Wirtschaft und Gesellschaft unter Beachtung einer ökologisch intakten Natur. Daneben hat die waldbezogene Umweltbildung durch Umweltpädagoginnen und Ranger eine große Bedeutung.