Von Schnoadloipern, Poahläsen und Turmsprüngen

Quelle: Georg Giannikis

Warsteiner Geschichte in Bronze 

„Die an einigen Orten noch üblichen Grenz- und Schnadenzüge haben in der neueren Zeit, zur Verübung mehrerer grober Exzesse Veranlassung gegeben“ hieß es im Amtsblatt der „Königlichen Regierung zu Arnsberg“ vom 3. Februar 1841. Und da sie schon 1817 vom preußischen Innenministeriums für „nicht mehr notwendig“ erklärt worden waren, wurden sie schließlich ganz verboten. Die Einführung des Grundsteuerkatasters hatte die Schnadegänge überflüssig gemacht. 

„Zu den ‚groben Exzessen‘ war es wegen Grenzverschiebungen zwischen Hirschberg und Warstein gekommen“, verrät uns Frank Niggemann, der 1. Vorsitzende der „Wöske Schnoadloiper“. Deshalb war es 1801 erst mal vorbei mit den Grenzbegehungen. „2001, also 200 Jahre später, wurde dieses Ereignis in einem Theaterstück nachgespielt“ so Niggemann weiter. Aufarbeitung der künstlerischen Arbeit. 

Die Zweihundertjährigen 

Den Schnadezug führt seit 1998 Willi Frintrop als „200-Jähriger“ an. 200-Jähriger? Was es damit auf sich hat, verrät Bernd Schauten, Ortsheimatpfleger und ebenfalls Mitglied bei den Schnoadloipern: „Als der Schnadegang 1926 anlässlich der 650-Jahr-Feier der Stadt Warstein neu belebt wurde, dachte man sich, dass jemand, der das Wissen um die alten Grenzen und Grenzsteine noch hat, wohl 200 Jahre alt sein müsse.“ Natürlich war niemand in diesem hohen Alter zu finden, dafür aber doch noch einige, die das nötige Wissen besaßen. Ihnen wurde dann der Titel „Zweihundertjähriger“ verliehen. Vor den Schnadegängen sorgen die Zugführer aber noch dafür, dass ihr Aussehen ein wenig dem Titel angepasst wird.  

Der Verein „Wöske Schnaodloipers“, der Warsteiner Schnadeläufer, wurde 1995 gegründet, widmet sich insbesondere der Brauchtumspflege. Die Mitglieder haben – neben den Schnadegängen, die normalerweise alle zwei Jahre stattfinden – schon so einiges auf die Beine gestellt. Im wahren Sinne des Worte einen bronzenen Schnadeläufer, der neben dem Rathaus, an der Dieplohstraße, aufgestellt wurde und auf diese schöne Tradition hinweist. 

Quelle: Georg Giannikis

Das Glockenspiel 

Seit 2000 ist neben dem „Zweihundertjährigen“ ein Glockenspiel zu sehen, ebenfalls ein Projekt der des Vereins. Sein Klang der Glocken soll die Bürger erfreuen. In den Bronzereliefs sind wichtige Szenen aus der Stadtgeschichte eingearbeitet: 

Der Bürgermeistersprung: Während der Belagerung Warsteins im 30-jährigen Krieg soll sich das damalige Stadtoberhaupt nur durch einen Sprung aus dem Turm der „Alten Kirche“ vor den eindringenden schwedischen Soldaten in Sicherheit habe bringen können.  

Auch an den Stadtbrand an Silvester 1802 erinnert ein Relief. Dieser verheerende Stadtbrand hat fast die gesamte alte Stadt auf dem Stadtberg vernichtet. Danach wurde Warstein zunächst im Tal wieder aufgebaut.   

Vom Buiterling zum Poahlbürger 

Beim dritten Relief geht es um das „Poahläsen“. Mit dieser Zeremonie werden Zugezogene, die „Buiterlinge“ zu Bürgern der Stadt, zu sogenannten „Poahlbürgern“ Dazu werden sie mit ihrem Äs, dem Hinterteil, unsanft auf den Grenzstein gesetzt. So sollen sie sich für immer merken, an welcher Stelle Warstein beginnt…