Mladen Jankovic: Das war eine geile Zeit in Arpe
„Fußball hat mich mein ganzes Leben begleitet und mich entscheidend geprägt.“ Das sagt Mladen Jankovic, 1968 in Sarajevo geboren und seit 1991 wohnhaft in Schmallenberg. Infolge des beginnenden Zerfalls der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien sowie der damit verbundenen kriegerischen Auseinandersetzungen besonders in Kroatien wuchsen in den Jahren 1990 und 1991 auch die Spannungen zwischen den Ethnien in Bosinien und Herzogowina, so auch in Sarajevo, der Hauptstadt Bosniens. Mladen Jankovic war dort Fußballprofi und hatte seit 1987 bereits über achtzig Einsätze in Mannschaften der I. und II. Liga Jugoslawiens hinter sich. Seine Eltern hatten ihn und seinen jüngeren Bruder Goran zur Offenheit und Toleranz erzogen. „Ich bin ein Mensch, am liebsten ein guter“, kommt es heute noch mit Nachdruck aus Mladen Jankovic heraus. Die Unruhen nahmen in Sarajevo gegen Ende des Jahres 1991 stetig zu. Mladens Onkel Marco und seine Tante Loti, die schon seit Jahrzehnten in Schmallenberg lebten und bei Falke tätig waren, drängten die Eltern, den Jungen nach Schmallenberg ausreisen zu lassen. Im Oktober 1991 kam Mladen Jankovic in Schmallenberg an.
Ich habe ein Fußballerherz
Schnell bekommt Mladen Jankovic eine Arbeit bei Falke. Körperlich hält sich der Profi mit Läufen durch die Sauerländer Wälder fit. Über Kontakte zu Andreas Falke, Helmut Meisterjahn und Norbert Lacquer, die alle drei die Fußballszene im Sauerland gut kennen, beginnt er schon bald mit dem Fußballtraining beim SV Schmallenberg/Fredeburg. In der Rückrunde tritt Mladen Jankovic erstmals in der Bundesliga des Sauerlandes an. Trainer Helmut Meisterjahn erkennt das fußballerische Potenzial und stellt Kontakte zu Fortuna Köln, die damals in der 2. Liga spielen, und RW Lüdenscheid her. Unter Paul Schöllmann und Helmut Witte kämpft Mladen Jankovic dann ein Jahr bei RW Lüdenscheid in der 3. Liga. Doch die Anforderungen im Beruf und die Entfernung zwischen Schmallenberg und Lüdenscheid bringen den jungen Fußballer an seine körperlichen Grenzen. „Nach der Arbeit fünfmal in der Woche nach Lüdenscheid und zurück, da habe ich gespürt, dass das zu viel ist“, erinnert sich Mladen.
Beim aufstrebenden Verbandsligisten RW Lennestadt/Grevenbrück findet Jankovic schnell einen neuen Verein, mit dem er 1994 sogar in die Oberliga aufsteigen kann. Von 1994 bis 1997 zeigt Mladen Jankovic dann beim SSV Meschede unter Trainer Wolfgang Paul in der Verbands- und Landesliga sein spielerisches Können. „Wolfgang Paul war uns ist ein ganz toller Mensch mit riesigem Fußballverstand“, schwärmt Mladen Jankovic. Neben dem Fußball widmet sich Mladen seiner beruflichen Ausbildung. 1997 schließt er eine Lehre zum Textilmaschinenführer/-mechaniker als Bester in NRW mit Auszeichnung ab. Vor die Entscheidung gestellt, die Meisterschule zu besuchen oder die Chance einer selbständigen Tätigkeit mit Kontakten nach Kroatien zu nutzen, entscheidet sich Mladen Jankovic für das Letztere. Bis 2001 steht Fußball erst einmal an zweiter Stelle. Mit dem FC Cobbenrode gelingt ihm dann unter dem damaligen Trainer Helmut Meisterjahn 2001 doch noch der Aufstieg von der Kreisliga in die Bundesliga des Sauerlandes. Weitere Station in der Bezirksliga 4 ist dann sein Heimatverein SV Schmallenberg/Fredeburg, den er nach unterschiedlichen Auffassungen über sportliche Entwicklungen 2003 in Richtung Arpe verlässt.
Bundesliga des Sauerlandes
Ralf Paul gab den Impuls, doch einmal Kontakt mit Paul Pieper vom FC Arpe/Wormbach aufzunehmen. Ein gewünschtes Marketingpraktikum bei der Werbeagentur des Inhabers des heutigen WOLL-Verlages förderte das Engagement in Arpe. Im jungen Team des FC Arpe/Wormbach konnte der damals schon 35-jährige Mladen Jankovic mit seiner Erfahrung und der nach vorne gerichteten Spielweise die richtigen Akzente setzen. Unter Trainer Wolfgang Schade gelang 2004/05 der fulminante Aufstieg des FC Arpe/Wormbach von der Kreisklasse in die Bundesliga des Sauerlandes. 28 Siege und zwei Unentschieden standen am Ende der Saison auf dem Punktezettel. „Das war eine geile Zeit in Arpe. Eine junge, ehrgeizige Mannschaft, fantastische Fans und immer eine herrliche Stimmung bei den Spielen. Auf dem weiteren Weg in Arpe stehen ein zweiter und dritter Platz und der Kreispokalsieg gegen den SSV Meschede auf dem Sportplatz in Obersorpe. „Wir haben zwei Tage gefeiert“. Man merkt Mladen Jankovic an, dass er die Zeit bei den Fußballern im Bauernland sehr genossen hat. Beobachter des FC Arpe/Wormbach sind auch heute der Meinung, dass mit Mladen Jankovic der entscheidende Schritt in Richtung erstklassigem Fußball gelegt wurde, der in diesem Jahr mit dem Aufstieg in die Landesliga gekrönt wurde.
In der Folgezeit spielte Mladen Jankovic unter seinem Freund Boris Jonjec noch zwei Jahre beim FC Kirchhundem. Danach war Mladen noch fünf Jahre als Trainer beim TSV Saalhausen tätig. Später gab der Schmallenberger als Trainer und Betreuer, unter anderem 2018/19 beim FC Cobbenrode, seine sportlichen Ideale und Ideen weiter. Seit der Saison 2020/21 ist er als Trainer der B-Jugend des SV Schmallenberg/Fredeburg tätig. „Der Fußball lässt mich nicht los. Dort wo ich meine Erfahrungen und mein Wissen einbringen kann, helfe ich gerne. Mit Fußball lernt man für das Leben“, sagt Mladen Jankovic. Man nimmt ihm dies uneingeschränkt ab, wenn der sympathische Mensch aus Sarajevo, der seine Heimat in Schmallenberg gefunden hat, über sich und sein Leben erzählt.
Mladen Jankovic ist verheiratet mit Linda und hat zwei Kinder. Seine Eltern Miroslav (77) und Snjezana (76) leben ebenso wie sein Bruder Goran (44) und seine Familie in Schmallenberg. Mit Schwiegersohn Raffaele Iuliucci (Bacio Schmallenberg) hat ein bekannter Fußballer aus dem Schmallenberg Sauerland in die Familie eingeheiratet. Seit zweieinhalb Jahren ist Mladen glücklicher Großvater von Enkelin Emelia. Mladen ist Leiter der Arbeitsvorbereitung bei einem bekannten Digitaldruck und Werbemittel-Produktionsbetrieb in Lennestadt.