Quelle: Die Sterne im Sauerland
Gastfreundschaft mit Tradition im Sauerland
Das Sauerland ist bekannt für seine traditionsreichen Familienunternehmen. Dazu gehören auch die Betriebe der Hotelkooperation „Die Sterne im Sauerland“. Seit vielen Jahrzehnten werden sie von einer Generation an die nächste übergeben. Benjamin und Leander Diedrich, Inhaber vom DIEDRICH Wellnesshotel & SPA in Hallenberg, sowie Stephan Schnieder, Inhaber vom Hotel Rimberg in Schmallenberg und dem außerhalb des Sauerlands gelegenen Hotel Jammertal, haben schon früh im elterlichen Betrieb erleben können, wofür sie inzwischen als Nachfolgegeneration selbst die Verantwortung tragen.
WOLL: Was sind die Herausforderungen bei der Übergabe eines Hotels von einer Generation zur nächsten?
Stephan Schnieder: Grundsätzlich geht es immer um Akzeptanz, und zwar von beiden Seiten. Die einen müssen akzeptieren, dass nicht alles schlecht war, was die Vorgängergeneration gemacht hat, und auf der anderen Seite muss diese akzeptieren, dass nicht alles schlechter wird, nur weil eine andere Generation übernimmt. Das ist eine sehr große Herausforderung und das ist auch bei uns ein Thema, Akzeptanz und gegenseitige Toleranz – und ganz viel Geduld.
Benjamin Diedrich: Man darf ja nicht vergessen, dass derjenige, der übergibt, sozusagen das Zentrum seines Lebens verliert. Wenn man Unternehmer ist, dann kreisen die Gedanken den ganzen Tag um das Unternehmen. Gerade wenn man das über Jahrzehnte erfolgreich gemacht hat, dann ist es wahrscheinlich sehr schwer, davon Abstand zu nehmen. Wir sind sehr froh, dass das bei uns so unkompliziert funktioniert hat. Natürlich haben unterschiedliche Generationen unterschiedliche Meinungen. Aber wir haben in der Familie eine gute Diskussions- und Streitkultur und am Ende versuchen wir natürlich immer Entscheidungen zu treffen, mit denen alle zufrieden sind und die vor allem dem Gast etwas nützen.
Leander Diedrich: Und dann ist es ja auch nicht so, dass der Tag der Übergabe, wenn beim Notar alle unterschrieben haben, alles verändert. Das beginnt in einem familiengeführten Unternehmen ja schon viel früher. Wir waren schon viele Jahre vor der Übergabe mit im Hotel, haben begonnen, neue Ideen umzusetzen. Der Unterschied ist nun, dass die jüngere Generation nun die Verantwortung und am Ende auch die Konsequenzen für Entscheidungen trägt. Und dann ist das eben mit Kindern und Eltern immer das gleiche: Die Senioren laufen durchs Hotel und sagen „Hü“ und die jüngeren sagen „Hott“. Das ändert sich auch nach einer Übergabe nicht, aber das ist eben auch der Charme eines Familienbetriebs. Und nun sind wir es, die im Ernstfall ein Veto einlegen dürfen.
WOLL: Wo sind die Eltern Vorbilder?
Stephan Schnieder: Das sind Macher. Das darf man einfach nicht vergessen. Wenn man etwas übernimmt, dann ist vorher etwas entstanden, und dieses Entstehen, diesen Prozess, den die Eltern durchgemacht haben mit allem, was dazugehört, Entbehrungen, Verlust, Streit, Angst, das muss man voll und ganz anerkennen.
Leander Diedrich: Unser Vater hat uns ein sauberes wirtschaftliches Denken beigebracht. Alles, was wir hier tun, hat wirtschaftliche Auswirkungen und bildet das Fundament dafür, dass wir den Betrieb gesund an die nächste Generation weitergeben können. Wir haben das immer vorgelebt bekommen und wurden dahingehend eingenordet. Unsere Mutter hat währenddessen immer die Fäden zusammengehalten, was die menschlichen Dinge anbetrifft – und das macht sie auch heute noch.
WOLL: Wie finden Sie Ihren eigenen Weg?
Stephan Schnieder: Die jüngere Generation fängt häufig schon früh an, hier und da die Hebel anzusetzen, Abläufe zu verändern, um nicht nur etwas für die Gäste und das Hotel an sich zu tun, sondern auch etwas für die Mitarbeiter. Das ist eines der besten Instrumente, um einen Betrieb zu übernehmen. Es sind schließlich die Mitarbeiter, die einen Betrieb ausmachen. Wenn Sie ihre Mitarbeiter verstehen und welche Bedürfnisse diese haben, ist es leichter, sich ein Standing im Betrieb zu erarbeiten. Am Gesamtkonzept der Hotels wurde nicht viel geändert, das funktioniert, da geht es eher um Feineinstellungen, darum, das Hotel und die Angebote etwas moderner auszurichten und die sich verändernden Bedürfnisse der Gäste zu erkennen.
Benjamin Diedrich: Wir haben schon früh angefangen, Dinge zu ändern – aber eben gemeinsam. Wenn du in den Betrieb kommst, dann willst du etwas machen, etwas verändern. Vieles hat sich auch mit dem Zeitgeist ergeben. Immer im Sinne der Gäste, es geht ja darum, wie sich ein Hotel anfühlt.
Leander Diedrich: Wir haben jeden Stein umgedreht. Vieles haben wir dann so gelassen, wie es war und vieles eben nicht. Aber irgendwas haben wir doch in allen Bereichen verändert, auch wenn das der Vorgängergeneration manchmal vielleicht auch erst einmal unheimlich war. Wir stellen einfach immer alles aufs Neue in Frage und das sollte man sowieso immer wieder tun.