Von ganz speziellem „Zoff“ und uralten „Hundehütten“: Warum heißt eigentlich Hundesossen „Hundesossen“?

Aus unserer Reihe „Warum heißt eigentlich …?“

Das Sauerland hat eine wilde Vergangenheit! Wohl nicht ohne Grund wird seine Bewohnerschaft in einem älteren Dokument als „kleines diebisches Bergvolk“ beschrieben. Es ist also nicht ganz unwahrscheinlich, dass in jenem Ort, der am 13. Dezember des Jahres 1297 seine erste urkundliche Erwähnung erfährt, schon in grauer Vorzeit auf Touristen geschossen worden sein könnte – wenn damals denn bereits welche gekommen wären. Die Rede ist natürlich von Hundesossen, das jener bekannten Textzeile aus Zoffs „Sauerland“ einen, nun ja, nicht ganz einwandfreien Ruf zu verdanken haben dürfte. Jedem Sauerland- Touristen sei aber versichert, dass der Hinweis auf Schusswaffengebrauch allein dem Reim geschuldet ist.

Im ausgehenden 13. Jahrhundert jedenfalls stand dort noch ein Einzelhof. Es dauerte drei Jahrhunderte, bis historische Quellen vier Bauernhöfe verzeichneten, und mit dem 19. Jahrhundert gehörte der damals beinahe 100 Einwohner zählende Ort dann zur Gemeinde Lenne, ehe er 1975 Teil der neuen Stadt Schmallenberg wurde.

Was aber hat es denn nun mit dem Namen auf sich, auf den sich dermaßen die Fantasie befeuernde Reime finden lassen? In der ersten urkundlichen Erwähnung stößt man auf „Hundtsossen“, was sich gar nicht großartig vom heutigen Namen unterscheidet. Ein Ortsname macht jedoch mitunter einige seltsame Wandlungen durch, und so stößt man in den Quellen unter anderem auf die Ortsbezeichnungen Hundesonsenn (1536), Hundeßossenn (1543), Hundesochsen (1565) oder gar Oschn (1596), überwiegend aber auf den bis heute gebräuchlichen Ortsnamen, der sich ab 1881 endgültig durchgesetzt hat.

Was die Namensbedeutung angeht, so hat es unterschiedliche Deutungsversuche gegeben. Einer folgt der Annahme, dass der erste Bestandteil auf eine frühere Zugehörigkeit zum Hundemgau verweise und damit mit dem entsprechenden Gewässernamen in Verbindung zu setzen sei. Einer weiteren Theorie zufolge bedeute der Name hingegen soviel wie „steinerner Ansitz“, da „hune“ mit „Stein“ gleichgesetzt werden könne. Beides aber wird in Fachkreisen eher in Zweifel gezogen. Als wahrscheinlicher wird vielmehr eine andere Erklärung eingeschätzt, nach der der Namensteil „Hunde-“ auf einen Personennamen hindeute und der zweite – „-ossen“ – eine Variante von „-hüsen“ bzw. „-husen“ darstelle. Dementsprechend sei der Name „Hundesossen“ als „bei den Häusern des Hund“ zu interpretieren.

Und? War unser Herr Hund Besuchern von außerhalb, Buiterlingen also, vielleicht doch eher feindlich gesonnen? Nun, die erste Handfeuerwaffe, das sogenannte „Handrohr“, konnte für die 1280er Jahre in China belegt werden. Es wäre eine erstaunliche Handelsleistung, wenn die Chinesen ein Exemplar ins ferne „Hundtsossen“ geliefert hätten. Doch, so oder so ist der Sauerländer an sich – besagter Herr Hund also ebenfalls – ein im Grunde aufgeschlossener und gastfreundlicher Zeitgenosse. Allein das entlarvt die eingangs erwähnte Zeile als der Lust und Laune ihres Urhebers entsprungen, des Zoff-Sängers und WOLL-Autors Reiner Hänsch. Also, schauen Sie doch mal wieder vorbei im friedvollen Hundesossen!