Martin Krick: mit dem Rad zurück in die Heimat
Martin Krick ist 72 Jahre jung und hat eine große Leidenschaft oder sagen wir besser: eine Passion. Er fährt gerne lange, ganz lange Strecken mit dem Rad. Geboren wurde Martin Krick in Meschede und dort hat er auch seine Jugend verbracht. Seit 1984 lebt der auch heute noch freiberuflich tätige Unternehmensberater mit seiner Familie im Allgäu. Der Kontakt zum Sauerland ist nie abgebrochen. Im Frühsommer hat er sich auf eine besondere Tour mit dem Rad gemacht: von der Rheinquelle im Kanton Graubünden in der Schweiz zur Ruhrquelle bei Winterberg. Das WOLL-Magazin hat über die außergewöhnliche Radtour auf seiner Facebookseite ausführlich berichtet. Zum Abschluss der historischen Rhein-Ruhr-Radreise haben wir den Langstreckenfahrer Martin Krick an der Ruhrquelle getroffen.
WOLL: Was spornt Sie an, solch lange Touren zu fahren? Wie hat alles angefangen?
Martin Krick: Es war 2003, da habe ich festgestellt, so geht es nicht weiter. Mein Gewicht mit fast einhundert Kilogramm war zu viel. Ich habe mein Leben radikal umgestellt. Ich habe wieder angefangen Sport zu machen. Anfangs Nordic Walking. Dann bin ich ans Laufen und ans Radfahren gekommen. Eine zurückliegende Tour, bei der ich durch Deutschland fahren wollte, musste ich aus beruflichen Gründen nach der Hälfte abbrechen. Somit stand diese Tour immer noch an. 2006 habe ich sie dann endlich nachgeholt. Dabei kam die Freude am Radfahren über lange Strecken zurück.
WOLL: Aber ist es nicht eine verrückte und vielleicht sogar unvernünftige Idee, die rund 1.400 km von der Rheinquelle bis zur Ruhrquelle, natürlich ohne Antriebsunterstützung, mit dem Rad zu fahren?
Martin Krick: Jeder Mensch hat am Tag die gleiche Zeit zur Verfügung, nämlich 24 Stunden. Und wie er sie verbringt, wie er sie für sich persönlich nützlich verbringt, das ist immer eine ganz individuelle Sache. Ich glaube, dass bei einer solchen Entscheidung auch ein Stück Vernunft mit reinspielt. An zweiter oder dritter Stelle steht gewiss die sportliche Herausforderung als Antriebsfeder. Jedenfalls ist es einfach gesund, sich zu bewegen.
WOLL: Und wie kam es zu der Idee, sich auf die Strecke von der Rheinquelle zur Ruhrquelle zu begeben?
Martin Krick: Ich bin in der Zwischenzeit von der Quelle der Donau bis ans Schwarze Meer gefahren. Ich bin die Elbe rauf gefahren. Ich bin die großen Strecken der Wolga gefahren. Den Rhein hatte ich mir eigentlich fürs Alter aufgehoben. Von all den Flüssen, die ich gerade genannt habe, ist der Rhein nämlich am dichtesten besiedelt. Im Vergleich zu den anderen bietet diese Tour wegen der Infrastruktur den meisten Komfort. Man ist nicht wirklich auf sich allein gestellt. Die letzten zwei Coronajahre haben alle anderen größeren Projekte verhindert. Daher bin ich zu meiner noch offenen Tour entlang des Rheins zurückgekommen. Letztendlich habe ich das mit einem Versprechen verbunden, das ich meinem Vater gegeben habe: ihn in Schmallenberg mit dem Fahrrad zu besuchen. Auf dem Friedhof ist er neben seiner Lebensgefährtin beerdigt. Es gab verwandtschaftliche Beziehungen in Schmallenberg und die beiden hatten für sich gemeinsam vorgesorgt. Meine Mutter war schon 1982 gestorben. So ist die Idee entstanden, den Rheinradweg bis nach Duisburg zu fahren und dann auf den Ruhrradweg abzubiegen, um meinen Vater am Grab zu besuchen. Und jetzt bin ich da!