Von Deifeld aus die Tierwelt im Film erhalten

Quelle: WOLL Magazin

Für Heike Grebe ist das Sauerland eine „Oase der Ruhe“

Den Berufswunsch der Journalistin teilte Heike Grebe mit vielen anderen jungen Menschen. Nur im Gegensatz zu der Deifelderin wird er für viele zur Träumerei, ohne die gewünschten Ziele zu erreichen. Heike Grebe baute ihren jetzigen Beruf als Tierfilmerin von ihrem Heimatdorf im Sauerland aus systematisch auf. Ihre Entwicklung liest sich wie ein spannender Roman, in dem sich realistische Einschätzung von Chancen und Möglichkeiten, Fleiß, Hartnäckigkeit und Glück gegenseitig zum Erfolg treiben. Dabei wechseln sich Spannung, Abenteuer und der stete Wechsel von Internationalität und ihrem Heimatdorf Deifeld, dem Ortsteil von Medebach, ab.

Ihre ersten Gehversuche als Journalistin machte Heike Grebe als freie Mitarbeiterin bei Radio Sauerland und der Westfalenpost. Hier wurde sie mit den redaktionellen Grundlagen vertraut, die später im Journalismus-Studium in Bielefeld vervollkommnet wurden. Nach Beendigung des Studiums setzte die Sauerländerin gleich internationale Maßstäbe. Der Weg führte sie nach Afrika. Die ersten Stationen waren Sansibar und Tansania. In Tansania beteiligte sie sich an der Grundschulerziehung im Bereich Umweltschutz. Unter anderem brachte sie den Kindern bei, wie man aus Plastik- Müll Spielzeug erzeugt. Von dort aus ging es erst einmal wieder zurück nach Deifeld.

Ihr Wunsch, andere Länder und fremde Kulturen kennenzulernen, legte bei ihr auch gleich die Richtung fest, in die es im Beruf gehen sollte: Auslandskorrespondentin oder Dokumentarfilmerin war ihr selbstbewusster wie hoch angelegter Anspruch. Heike Grebe hätte sich auch kaum vorstellen können, ihre Wünsche zu reduzieren. Mit starkem Willen begann sie, sich zu bewerben, musste aber schnell feststellen, dass alle Teams, die für die Fernsehanstalten in Afrika unterwegs waren, lediglich aus zwei Mann bestanden: Regisseur und Kameramann. Für eine Praktikantin wie sie blieb da wenig Raum. Bei Vorbereitungen für Dreharbeiten über die größten Flüsse Afrikas nahm sie als Praktikantin teil. „Währenddessen habe ich mein Geld als Kellnerin verdient.“

Quelle: WOLL Magazin

Beim Fernsehsender „München TV“ gelang es ihr, einen Volontariatsplatz zu erhalten. „Dort habe ich sehr viel gelernt“, sagt Heike Grebe. Und dann stand ihr das vielbeschriebene Glück zur Seite. Sie bekam während ihrer Zeit in München einen Anruf aus Hamburg. Ihr wurde ein Vertrag angeboten: für einen Film über die Flüsse Afrikas. Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Hamburg hat sie immer wieder verlassen, um bis 2015 in Afrika zu arbeiten. „Ich habe meinen Traum gelebt. Ich konnte vor Ort arbeiten und bin den Tieren dort hautnah begegnet.“

Nach den Dreharbeiten ist Heike Grebe immer wieder ins Sauerland, nach Deifeld, zurückgekommen. „Hier habe ich meine Oase der Ruhe gefunden und konnte normal leben.“ 2017 hat sie in Medebach ihre eigene Firma gegründet. Die Auswilderung der Wisente im Sauerland brachte den Wendepunkt in ihrer Entwicklung. Ein Film darüber für den WDR für die Serie „Wildes Deutschland“ ist von ihr alleine betreut worden. „Mit dem Kamerateam sind wir natürlich auch in Deifeld gewesen. Mit dem Wisent-Projekt konnte ich meine Selbstständigkeit verwirklichen“, schwärmt die Filmerin noch heute.

Darauf folgte der erste Auftrag vom WDR, den sie als Autorin selbstständig bewältigen musste: ein Film über die Senne. „Das war wahnsinnig viel Arbeit, geringe Bezahlung und immer wieder das sichere Umfeld im Sauerland“, sagt sie voller Idealismus und Tatendrang. Das Vorgehen bis zur Auftragserteilung durch eine Fernsehanstalt ist mühselig. Zunächst muss eine Idee zu Papier gebracht werden, um sie an die Redakteure beim Sender heranzutragen. Sollte das Exposé den Redakteuren zusagen, folgt vom Sender entweder die Zu- oder die Absage. Bei einer positiven Antwort wird die Kalkulation angefordert. „Wenn man Glück hat, wird die Planung akzeptiert. Wenn das Budget steht, kommt das Geld in Raten“, schildert Heike Grebe die mühseligen und Idealismus erfordernden Abläufe.

Zurzeit arbeitet Heike Grebe an einem Frankreich-Projekt, für das sie die Fäden in Deifeld in der Hand hält. Diese vierteilige Serie wird für mehrere Fernsehsender in Deutschland, Österreich und Frankreich realisiert. Sie ist Bestandteil eines Zehnteilers, der von französischen Kollegen produziert wird, für den die Tieraufnahmen von Heike Grebes Team geliefert werden. Die vierteilige Serie wird von ihr selbst produziert. Vor Ort sind zwei Kameraleute und häufig noch ein Kollege aus Frankreich in Aktion. Von Deifeld aus erfolgt die gesamte Koordination bis zur Festlegung von Ersatzstandorten, falls etwas verschoben werden muss.

In Deifeld lebt Heike Grebe mit ihrer Familie in der Natur. Sie halten Hühner, zwei Mini-Schweine und Kängurus. „Hier haben wir uns eine kleine Idylle geschaffen. Ich habe hier auch schon im Gehege gesessen und gearbeitet. Der Umgang mit Tieren beruhigt“, sagt die Naturfilmerin und freut sich auf ihre nächsten Projekte.