Hubert Koch aus Niedersfeld weiß eine Menge zu erzählen
Und dann erzählt der rüstige Förster aus dem „Heidedorf Neidersfeld“, der den Sauerländer Wald wie seine Westentasche kennt, was ihn bewogen hat, das alles aufzuschreiben und, wenn es klappt, in einem Buch zu veröffentlichen.
Förster aus Begeisterung und mit Leidenschaft
„Die Texte sind über einen längeren Zeitraum entstanden, aus vielen kleinen Geschichten. Mein langes Berufsleben als Förster und mein immer noch wachsendes Interesse an Waldgeschichte und die Lust am Beobachten und Erzählen sind die Motive alles mal aufzuschreiben.“ Man spürt bei Hubert Koch die Begeisterung und Leidenschaft, wenn es um seine großen Themen geht. So wundert es auch nicht, wenn er an den Anfang der Betrachtung ein Zitat von Bert Brecht zitiert, dass der auf dem Höhepunkt der Nazi-Diktatur aufgeschrieben hat: Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt. Hubert Koch: „Gegenwärtig ist es angesagt, diesen Satz umzustellen: Es ist fast ein Verbrechen, in diesen Zeiten über Bäume zu reden, weil andere Themen in den Vordergrund gespielt werden.“ Der altgediente Förster ärgert sich dabei besonders über Berufskollegen und sogenannte Experten, die Bäume und Wald vermenschlichen und „Unsinn erzählen“.
Mit Sack und Esel vom Thüringer Wald ins Sauerland
Mit Freude erzählt Hubertus Förster dann die Geschichte von der Fichte. „Wozu die Natur viele tausend Jahre brauchte, um eine Baumart an einem bestimmten Standort zu etablieren, schaffte der Mensch in einigen Jahrzehnten. Ausgestattet mit Sack und Esel brachte er 50 Kilogramm Fichtensamen aus dem Thüringer Wald ins Sauerland. Damit konnte er (der Mensch), wenn alles reibungslos ablief, rein rechnerisch 1.600 Hektar Höhenblößen (zum Beispiel die Hochheide bei Niedersfeld) in Fichtenforste verwandeln. Mensch und Esel machten die Tour mehrmals und so verschoben sie die Grenzen des Verbreitungsgebietes der Fichte zu Lasten der Buche in einem kurzen Zeitraum von knapp einhundert Jahren mit dem Ergebnis, dass wir heute (noch) 70 % Fichte und 30 % Buche bei uns haben.“ In Anbetracht der aktuellen Situation in unseren Wäldern wird Hubert Koch fast schon ein wenig sarkastisch: „Die Versklavung der Fichte in Gebieten, die ihr nicht zusagen, die schlechte Behandlung und der Unmut des Klimas lässt aktuell befürchten, dass sie sich nach zweihundertjährigem Besuch hier wieder verabschiedet.“
Geschichten über Köhler, Hochheide und Naturschutzgebiete
Man kann dem alten Förster stundenlang zuhören. Zum Beispiel, wenn er über die Köhlerei erzählt, die jahrhundertelang für ganze Landstriche im Sauerland der Haupterwerb war. Aus Anlass der Meilerwochen 2009 in Niedersfeld hat Hubert Koch die Geschichte der Köhlerei im Sauerland genauestens recherchiert und aufgeschrieben. Seine engere Heimat, der Ort Niedersfeld und die bekannte Hochheide stehen dabei im Zentrum der Betrachtungen, ohne dabei die Auswirkungen und Veränderungen für das ganze obere Sauerland zu verdeutlichen.
Gespickt ist das umfangreiche Manuskript „Von Bäumen und Menschen“ mit interessanten Kurzgeschichten, zum Beispiel der, mit der Überschrift „Glaube“.
Hubert Koch wurde 1934 in Niedersfeld geboren und ist dort auch aufgewachsen. In der Zeit von 1953 bis 1962 absolvierte er eine Ausbildung zum Revierförster im Land NRW. Bis 1964 arbeitete er im Dienst der Landesforstverwaltung NRW. Danach übernahm er von seinem Vater die Gemeindeforststelle von Niedersfeld, die er bis 1999 verantwortlich betreute.
Glaube
Kurzgeschichte von Hubert Koch, Niedersfeld
Bäume glauben, je dicker sie wären, umso länger dürften sie stehen bleiben, wie die starken Douglasien im Glindfelder Forst. Sie stehen unter ständiger Beobachtung der forstlichen Versuchsanstalt und unter dem Schutz der Landesforstverwaltung. Vor 130 Jahren mürrisch gepflanzt von dem Förster im nahen Forsthaus auf Geheiß der preußischen Forstverwaltung, heute oft besucht von staunenden Wanderern. Niemand hat die Absicht sie zu fällen, so lautet es aus dem Forstministerium in Düsseldorf.
Die Linde auf Handes Hof war größer und mächtiger und stand schon mehr als 200 Jahre, bevor die Douglasien im Glindfelder Forst gepflanzt wurden. In ihrem Schatten waren viele Generationen groß geworden, sogar der spätere Habsburgische Rittmeister Heinrich Kempen, den der Kaiser in Wien aufgrund seiner Verdienste in den Adelsstand erhob und ihm den Namen Kempen von Fichtenstamm verlieh, hatte unter dieser Linde gespielt. Deshalb fühlte sie sich sicher, sie liebäugelte mit der Zahl 1000 und ab da wäre sie unsterblich gewesen. Das glaubte sie auch noch, als schon starke Stahlseile aus ihrer Krone herabhingen, doch schon wenig später lag sie mit zersplitterter Krone am Boden. Glauben macht nicht in allen Fällen selig.